Einige Machenschaften von Volksfeinden in der Periode des sich anbahnenden dritten Weltkrieges

Diese Karikatur aus dem Jahr 1848 trägt den Titel „Zwischen mir und mein Volk soll sich kein Blatt Papier drängen“, ein Zitat König Friedrich Wilhelms IV. aus seiner Eröffnungsrede zum ersten Vereinigten Landtag in Preußen. Dort hatte er deutlich gemacht, dass er nicht beabsichtigte, seine durch das Gottesgnadentum legitimierte Herrschaft durch ein „Blatt Papier“, nämlich eine Verfassung, schmälern zu lassen. | „Satyrische Zeitbilder No. 28 bei B.S. Berendsohn in Hamburg”, Lithografie, koloriert, 1848. | Quelle: bpk

Redaktion – 7. Februar 2025

Heinz Ahlreip

Im Jahrhundertwechsel vom 19. ins 20., also um 1900, findet in der Entwicklung der in Europa und in den USA vorherrschenden Wirtschaftsform des Kapitalismus, sie in ihrer inneren Substanz, der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft durch unbezahlte Mehrwertaneignung erhalten bleibend, ein Umbruch statt. Der Kapitalismus in aufsteigender Linie mit freier Konkurrenz und Warenexport bricht ab zum Monopolkapitalismus in absteigender Linie zu einer zunächst im Inneren immensen Vergesellschaftung der Arbeit und mit dem Schwerpunkt des Kapitalexports nach außen führend. Das musste sich im Überbau widerspiegeln.

Es kann kein Zufall sein, dass sich um 1900 in den bürgerlichen Zeitungen und Zeitschriften auffällig viele Hetzartikel gegen Rousseau als Synonym der klassischen bürgerlichen Revolution ab 1789 massieren; am 25. August 1900 stirbt Nietzsche in Weimar in geistiger Umnachtung, umfangreiches, teilweise von seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Elisabeth ausgewertetes Schriftgut zur ideologischen Begründung und Sanktionierung faschistischer barbarischer Herrschaftsformen hinterlassend. Das war die fundamentale Disposition, nachdem sich bereits abgezeichnet hatte, dass das mittlerweile tonangebende Finanzkapital anstelle des Industriekapitals nicht Freiheit intendiert, sondern Herrschaft.

Ohne zu zögern, verwirft die imperialistische Bourgeoisie die klassische Vertragstheorie, nach der die Völker nicht den Herrschenden gehören, sondern die Herrschenden den Völkern, und eilt unter faschistischer Dauerbeschallung, greift zu den Hauptwerken von Nietzsche, in denen zu lesen ist, dass es von Natur aus Herren und Sklaven gibt. Das kennen wir aus den Werken von Aristoteles bereits zur Genüge, 350 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Ohne zu zögern verwirft die barbarische Bourgeoisie Rousseaus Ausgangsgedanken, dass eine Gesellschaft ohne Mitleid mit den Schwachen eine zu verwerfende ist. Ein Mensch der Natur, nicht ein durch Zivilisation entfremdeter, hat Mitleid mit Seinesgleichen, es ist ein brüderliches Gattungsgefühl, aus dem heraus die Gleichheit aller Menschen gesellschaftlich grundlegend und bindend wird. Kant hatte noch gesagt: „Ich verachtete den Pöbel, der von nichts weiß, Rousseau hat mich zurechtgebracht.“ Gegen diesen spezifisch frühbürgerlichen Humanismus trampelt Nietzsche als Anbeter des bürgerlichen Militarismus in seinen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschriebenen Hauptwerken wie ein Berserker herum. Der Staat erhält sich durch Krieg und wiederum Krieg. So viel ist wahr daran, dass die Bourgeoisie einer sozialen Revolution durch einen imperialistischen Krieg zuvorkommen muss. Der Imperialismus steht ganz im Zeichen der „Kultivierung“ und Verherrlichung der Mitleidslosigkeit. Das ist der heutige Zug der Zeit. Der Bourgeoisie kommt in ihrer Kriegsvorbereitung nichts gelegener als eine zunehmende Brutalisierung gesellschaftlicher Beziehungen.

Durch die politisch gefärbte Asylantendebatte ist verrutscht, dass der Hauptschauplatz der heutigen faschistischen Barbarei sich nicht an den Küsten Südeuropas ereignet, sondern täglich und stündlich in den kapitalistischen Produktionsstätten, im Milieu, in dem Millionen und Abermillionen lohnabhängige Untermenschen und eine kleine Anzahl von Gesetz und Polizei geschützter kapitalistischer Herrenmenschen aufeinandertreffen. Hier fließt Blut erst im übertragenen Sinn, späterhin in Strömen auf den Schlachtfeldern imperialistischer Kriege. Es ist vorwiegend Proletarierblut. Nietzsche spricht diesem blutsaugenden Pack aus dem Herzen, wenn er die Befreiung des Menschen durch die Vernichtung der Moral proklamiert. Kein Rousseau kann heute das Imperialistenpack mehr zusammenbringen. Der jüdische Philosoph Karl Löwith nennt Nietzsche völlig zu Recht einen umgekehrten Rousseau. Nietzsche läuft Amok gegen 1789, und doch hat der wurzellose und wirrköpfige bürgerliche Philosoph Max Horkheimer, ein Freund Adornos, von allen guten Geistern verlassen, 1969 gegenüber der Zeitschrift L’Espresso die Frage aufgeworfen, ob Nietzsche nicht ein größerer Denker als Karl Marx gewesen sei? Der Mann war Professor für Sozial(!!)Philosophie und führender Kopf der Frankfurter Schule.

Der junge Rousseau macht sich Gedanken um das soziale und politische Glück der Menschheit, dass ein Volk, das sich selbst gut regierte, keine Regierung brauche. Herrschaft ist völlig abwesend. Ist das ganze Volk auf dem Marktplatz vollversammelt, dann gibt es keine Herrschaft mehr. Und vor allem: Ein erwachsener Mensch, der anderen erwachsenen Menschen Befehle geben will, muss krank sein. Das sind die Überlegungen, die den großen Jakobiner Jean Paul Marat dazu veranlassten, dass er während der Revolution auf den zentralen Plätzen in Paris Vorleser aus Rousseaus politischem Hauptwerk „Der Gesellschaftsvertrag“ von 1762 laut vortragen ließ. Und Nietzsche? „Wollt ihr einen Namen für diese Welt? Eine Lösung für all ihre Rätsel? … Diese Welt ist der Wille zur Macht – und nichts außerdem. Und auch ihr selbst seid dieser Wille zur Macht – und nichts außerdem.“1 Das ist das Credo Nietzsches. Er hat das Kommende, im Imperialismus Unvermeidbare, ab 1883, ausgerechnet ab dem Todesjahr von Karl Marx, als sei der Humanismus mit ihm gestorben, als „Willen zur Macht“ richtig erahnt, als Entstehen des unvermeidbar Bestialischen: Herde, Führer-Tier. Es wird eine intelligente, geschickte und gefügige Masse von Herdenmenschen entstehen, die darauf wartet, dass ein „Führer-Tier“ sich ihrer bedient. Nietzsche spricht diesen Tabubruch heilig, denn das Führer-Tier bedient sich der Massenherde, „um Übermenschliches zu erreichen“. Nun, Übermenschliches vollbrachte die Rote Armee 1945, um Berlin zu befreien, das weithin untermenschlich in Schutt und Asche lag.

Die Verpestung der Gesellschaft durch das deutsche Bürgertum hat den Kommunisten Georg Scherer mit tiefgehendem Stachel in der Seele arg verletzt. Er sank im KZ Dachau in der ersten Zeit seines Aufenthaltes jeden Abend weinend auf sein Strohkissen nieder – nicht ob der Bestialität der SS-Schergen, sondern weil Mithäftlinge an Brutalität diesen gleichkamen.2

Heute begehen ausnahmslos alle kleinbürgerlichen und bürgerlichen Parteien einen großen Volksbetrug: Auf Wahlkampfveranstaltungen überbieten sie sich in Zurufen an die Menge: „Ihr seid der Wille zur Macht“, während sie im Zeitalter des Imperialismus insgeheim einen unablässigen Krieg gegen die humanistischen Wurzeln ihrer eigenen revolutionären Genesis führen müssen. Legt man an ihrem menschenverachtenden Täuschungsgebaren die klassische Parole von 1789 an, ihrem Anspruch von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, so kann man nur von abweichendem, verhaltensauffälligem und aktenkundigem Verhalten sprechen. Könnte doch Robespierre heute sehen, zu was für einem Aas die Bourgeoisie verkommen ist.

Wer wen? Sieg der Arbeiterklasse, der einzigen Klasse, die heute allein einen Anspruch und ein Durchsetzungsvermögen hat zu einer weltgeschichtlichen Tat und Wirkung, oder Sieg der dekadenten, vor sich her faulenden, impotenten Bourgeoisie? Diktatur des Proletariats oder Diktatur der Bourgeoisie?

Nun ist klar, dass unter der ersteren Diktatur alle bürgerlichen Parteien als kriminelle Vereinigungen zu liquidieren sind.

Der fortschrittliche Teil der Völker hat nach zwölf Jahren faschistischer Herrschaft, nach dem Korea-, Vietnam-, Gaza-Krieg usw. die Schnauze voll von Nietzsches „Willen zur Macht“. Tod dem Philosophen der blonden Bestie! Tod dem „Philosophen des Kapitalismus“, wie ihn Franz Mehring nannte.3

Eine unbedingt zu beachtende Bedeutung kommt heute dem imperialistischen „kulturellen“ Sektor im Zuge imperialistischer Weltkriegsvorbereitungen zu. Die Zerstörung der Vernunft, eine regelrechte Infantilisierung Erwachsener durch Kitsch und Klamauk, findet heute u. a. massiv durch die Unterhaltungsmedien statt. Ja-Nein-Quizsendungen zerstören das Denken in dialektischen Zusammenhängen. Die Unterhaltungssendungen zerfasern das Leben in eine lange Reihe zerstreuten Daseins, ein spezifischer Nihilismus, ein Nichtig-Werden aller Ideale, eine Ausrichtung des Lebens ohne bestimmtes Ziel – Hauptsache Konsum – einhergehend mit der Degradierung der Gesellschaftswissenschaft mit einem Rest emanzipativen, wenn auch nur bürgerlich-demokratischen Gehalts. Selbst dieses ist ein Dorn im Auge und anzugreifen.

Menschen mit einem verpfuschten Leben bilden den Sauerteig, aus dem die schmutzigen imperialistischen Armeen hervorquellen. Die Imperialisten haben nur ein Interesse an der Entwicklung technischer und künstlicher Intelligenzen und an einem Kriegskampfmuskeln aufbauenden Körperkult. Die schlimmsten Ketten der Lohnsklaven sind die in ihrem Kopf geschmiedeten. Der hohe theoretische Sinn, der einst spezifisch die deutsche Bourgeoisie auszeichnete, ist nicht mehr vorhanden.

„Ein Mann, ökonomisch auf dem Bourgeois-Standpunkt, Herr Mayer, Wiener Fabrikant, tat in einer während des deutsch-französischen Kriegs veröffentlichten Broschüre treffend dar, dass der große theoretische Sinn, der als deutsches Erbgut galt, den sog. gebildeten Klassen Deutschlands durchaus abhandengekommen ist, dagegen in seiner Arbeiterklasse neu auflebt.“4

Heute kann nur noch das Proletariat Träger fortschrittlicher Kultur und Überwinder des Krieges von oben durch militanten Klassenkampf von unten sein.

  1. Vergleiche Hasso Hofmann: Nietzsche, in: Klassiker des politischen Denkens, Beck Verlag, München,1987, Seite 286).
  2. (Vergleiche T. Derbent, Der deutsche kommunistische Widerstand 1933–1945, Zambon Verlag, Frankfurt am Main, 2011, 186).
  3. Vergleiche Franz Mehring: Kapital und Presse, Berlin, 1981, in: Aufsätze zur Geschichte der Philosophie, Frankfurt am Main, 1975, Seite 188).
  4. Karl Marx: Das Kapital, Nachwort zur zweiten Auflage Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 19).

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