Erster Beitrag zur Einschätzung der „Mao.Tse-tung-Ideen“ – dem chinesischen Revisionismus
»Und was ist mit Mao Tse-tung?« werden wir oft in den Gruppen der Sozialen Medien gefragt. Daher beschloss die Redaktion „Der Weg zur Partei“ und die Redaktion RoterMorgen“ sich heute 46 Jahre nach der Trennung von Maos Revisionismus, erneut mit diesem Thema zu verfassen. Wie stehen wir Marxisten-Leninisten zu den Mao-Tse-tung-Ideen, die die Grundlage des heutigen kapitalistischen Chinas bildeten?
Mao.Tse-tung und die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) haben dem chinesischen Volk mit der erfolgreichen Revolution und der Gründung der Volksrepublik China (1949) enorme Fortschritte gegenüber den reaktionär-feudalistischen Regime und den deutschen und japanischen Okkupanten gebracht. Mit der Zerschlagung der alten Gesellschaftsordnung wurde der Hunger und das Elend bekämpft und die Chinesen begannen sich als ein Volk zu identifizieren.
Diese enormen Erfolge und das zielstrebige und konsequente Voranschreiten der KPCh hat weltweit zigtausend junger Menschen, überwiegend aus akademischen und kleinbürgerlichen Kreisen ermutigt und bewegt, den Kampf gegen die verknöcherte bürgerlich- kapitalistische Gesellschaft auf zunehmen und unterdrückte Völker befähigt, den Volkskrieg gegen ihre Unterdrücker zu führen und zu gewinnen. Mao Tse-tung, Zhou Enlai und auch der vietnamesischer Revolutionär Hồ Chí Minh wurden weltweit zu Leitfiguren im Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung und mitunter auch zu sogar zu einer Art Popikonen erkoren.
In der BRD und in Westberlin war es die linksbürgerliche Studentenbewegung, die auch als die s. g. 68er-Bewegung bezeichnet wurde und sich an der KPCh orientierte. Im Zuge des Untergangs dieser kleinbürgerlich-revolutionären Bewegung wurde 1968 die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML) gegründet (Zentralorgen RoterMorgen). Dieser Schritt war nötig, weil sich eine Großzahl der alten kommunistischen Parteien den Doktrin der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KpdSU) unterordnete, die sich zwischenzeitlich zu einer Partei des „modernen Revisionismus“ mit straken sozialfaschistischen Tendenzen entwickelt hat.
Die KPD/ML wuchs schnell und hatte eine große Anzahl von proletarischen Genossen/innen und ebenso eine beträchtliche Anzahl von Genossen/innen mit kleinbürgerlichem Elternhaus, die zu einem großen Teil aus der sog. 68er-Bewegung stammten. So war die Achtung des Kampfes der KPChs und die als Mao Tse-tung-Ideen bekannt gewordene Ideologie ein wichtiger Bestandteil der Linie der KPD/ML und lange Zeit der Motor der Bewegung. Das geschah insbesondere im Zusammenhang mit der Polemik von China und Albanien gegen die Generallinie der kommunistischen Weltbewegung, die sie als revisionistisch entlarvten. Ohne die Existenz der KPCh wäre die KPD/ML zu der Zeit nicht gegründet worden. Davon zeugt nahezu jede Ausgabe des RotenMorgen aus dieser Zeit.
Aber Mao Tse-tung war kein Marxist-Leninist, er hat den Marxismus-Leninismus nicht schöpferisch angewendet, sondern vulgärmarxistisch verfälscht. Inhaltlich relativ flach auf eine Fortführung der „Klassiker“ Marx, Engels und Lenin orientiert, griff der Maoismus auch auf die chinesische Philosophie zurück und entwickelte eine Art Sozialethik. Er nahm zunächst eine zentristisch-versöhnlerische Haltung ein. Mit dieser ideologischen Haltung versuchte der Maoismus, sowohl Einfluss in dem einen als auch in dem anderen Weltlager zu gewinnen, um so als lachender Dritter, die Führung zu übernehmen. In der Generallinie („Polemik“ 1963) ist diese Marschroute vorgezeichnet und später in der „Theorie der 3 Welten“ weiter konkretisiert worden. Um China zu einer Supermacht zu machen, musste Mao zunächst den größten Konkurrenten aus dem Weg räumen – die Sowjetunion. Zu diesem Zweck verbündete der Maoismus sich mit dem US-amerikanischen Imperialismus und versuchte auch die marxistisch-leninistische Weltbewegung auf diesen Weg zu zwingen, was ihm bekanntlich nicht gelang.
Mao war ein bürgerlich-demokratischer Revolutionär, der nach Klassenversöhnung schielte. Seinem Volk brachte er zwar die Unabhängigkeit und einen höheren Lebensstandard aber nicht den Sozialismus.
Mitte bis Ende der 70er-Jahre erkannten die Marxisten-Leninisten, dass die Mao Tse Tung-Ideen nicht marxistisch-leninistisch sind und die Kritik von Seiten der KPCh nicht auf marxistisch-leninistischer Grundlage beruhte. Die Diskussionen über die Mao Tse-tung-Ideen hielten in der KPD/ML bis 1978 an. Mit Erscheinen der Ausgabe 32/78 wurde dann auch der Kopf Maos nicht mehr im Zeitungskopf gezeigt.
Die Mao Tse-tung-Ideen weisen den Weg zur Konterrevolution und dem kapitalistischen Staat, wie er sich später und bis heute gebärdet. Maos Fehler war u. a. auch der, dass er die innere Schwäche des Sowjetrevisionismus nicht erkannt hatte, den Sozialimperialismus zum Hauptfeind erklärte und den westlichen Imperialismus unterschätzte. Seine Einschätzungen über das Wirken von Stalin war vollkommen willkürlich und ohne Argumente. So ist der Vorwurf, Stalin hätte keinen Kampf gegen die Bürokratie geführt und die Kulturrevolution wäre eine Weiterentwicklung davon vollkommen aus der Luft gegriffen, denn Stalin war ständig bestrebt, die Massen zu mobilisieren und hat damit den Bürokratenapparat durcheinandergewirbelt. Die Hegemonie der Arbeiterklasse war in China noch schwieriger als in der Sowjetunion. Es gab keine bolschewistische Arbeiterklasse in den Städten. Die Revolution wurde überwiegend von den armen Bauern gemacht.
Die Reaktion Mao Tse-tungs und der KPCh wie die Experimente „Großer Sprung nach vorne“ und die sog. „Kulturrevolution“ Waren weder angemessen noch marxistisch-leninistisch und haben Millionen Menschen das Leben gekostet. Der Untergang der VR China und der revisionistische Weg der KPCHs ist aber nicht allein Mao zu verdanken. Kämpfe der geduldeten Klassen in der Partei und die Nachfolger Mao hatten einen weiteren Einfluss auf die Entwicklung des Landes. Ihr Erbe ist ein sozialfaschistischer Überwachungsstaat. Wie wir ihn heute kennen.
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Fortsetzung: Mao: „Rebellion ist gerechtfertigt“
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