Gruppe RoterMorgen, nach einer Vorlage von Heinz Ahlreip
Die deutsche Bourgeoisie ist nie eine revolutionäre Klasse gewesen, die Angst vor der historisch nachrückenden roten Arbeiterbewegung lähmte sie von Anfang an – Marx nannte sie ganz richtig einen vermaledeiten Greis.
Wer nicht heute aktiv gegen den kriminellen Raubkrieg der ukrainischen korrupten Faschisten und der vor krimineller Energie nur so strotzenden russischen Oligarchen, die Spitzen der russischen Bourgeoisie kämpft, trägt ein Skelett Marke Bandeira in seinem braun-perversen Balg und sollte sich eine Frisur à la Strack-Zimmermann zulegen, eine politische Prostituierte, die an dem Krieg Milliarden Euro verdienen möchte.
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Die klassische deutsche Philosophie
Doch eine Ausnahme gibt es, auf die das deutsche Volk bedingt stolz sein kann, das ist die klassische deutsche Philosophie, die, und das ist in den Fachbüchern anerkannt, nach dem Höhepunkt der klassischen antiken Philosophie, um den die Namen Sokrates, Platon und Aristoteles kreisen, den zweiten Höhepunkt in der Geschichte der Weltphilosophie, und diesmal lauten die Namen Kant, Fichte, Schelling Feuerbach und Hegel, jedenfalls auf den ersten Blick. Die Sonne der Liebe zur Weisheit stand hoch aber mit dem Aufstieg folgt auch der Schatten. Die vulgäre Philosophiegeschichte wirft Kant zu den Idealisten, dabei gibt es in seinem Hauptwerk von 1781 Kritik der reinen Vernunft eine Widerlegung des Idealismus, Kant war Agnostiker, wir erkennen die Erscheinungen der Dinge, stehen blind vor ihrem Wesen. Hegel wurde zum entscheidenden Gegenspieler, wir können das göttliche Wesen der Weltvernunft aber auch so was von erkennen, das Universum ist uns offenbar. Hegel drückt es blumig aus: Kant habe dem Nichtwissen nur ein gutes Gewissen gemacht. Der Wissenschaft wird höchste Durchdringungskraft und Wesenserfassung zugesprochen – mit einem Handicap. Hegel war Christ und missbrauchte die Weltphilosophie, misshandelte die Produkte des menschlichen Kopfes und vor allem der Hand als Erscheinungen eines göttlichen Wesens. Hegel fällt hinter die bürgerliche Aufklärung zurück. Es sagt zu seinen Studenten: Ich habe mein Leben der Wissenschaft geweiht – ein aufgeklärter Mensch hätte gewidmet gesagt, aber Hegel will eben das Wissen der Wissenschaften, profanes, als begründet im christlichen Glauben erweisen. Was für eine idealistische Absurdität. Was Hegel an Kant korrigieren musste, Erscheinung und Wesen Superlativ erkenntnisgeeignet vertauschen, das musste Feuerbach an Hegel korrigieren, nach Feuerbachs Entchristlichung des Wesens wusste er aber mit dem nunmehr rein weltlichen Ding nichts anzufangen, er hatte keinen Engels wie Marx, der auf die Ablösung der Philosophie als bisheriger Primärwissenschaft durch die Ökonomie verwies. So konnte für Feuerbach die Ware als Tauschwert voll mit theologischen Mucken (also doch wieder Religion) nicht zu tanzen beginnen.
Und doch – trotz allen Irrungen und Wirrungen hindurch ist aus bürgerlicher Sicht von einer Hochblüte der Philosophie zu sprechen, das Wissen wurde zur höchsten Dignität erklärt, die französischen Revolution von dem reaktionären preußischen Staatsphilosophen Hegel als herrlicher Sonnenaufgang gefeiert. Ein Erkenntnisoptimismus durchschauerte die Welt. Aber auch diese hohe Form bürgerlicher Philosophie wollte die Welt nur interpretieren, in seiner Religionsphilosophie spricht Hegel von einem isolierten Priesterstand der Philosophen, der mit der Welt nicht zusammengehen dürfe, wie sich die Welt ihrer Widersprüche enthebe bleibt ihr überlassen und ist nicht Aufgabe der Philosophie. Hier haben wir Höhe- und Tiefpunkt zusammen. Hegels Priester tauchen im 20. Jahrhundert im SS-Orden wieder auf.
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Ganz anders Marx und Engels
Ihre Theorie ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln. Also ein totaler Bruch mit der inzestuösen Vergangenheit reiner, letztendlich religiöser Theorie, kleide sich diese auch in den Gewändern des Atheismus, die die absolute Grenze herrschender, von körperlicher Arbeit befreiter, Klassen war und ist. Solange es Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft gibt, ist jeder Atheismus ein aufgesetzter. Ohne gesellschaftlich-klassenkämpferische Praxis kann sich die Dialektik als Lehre von der allseitigen und widerspruchsvollen historischen Entwicklung nicht entfalten. Die ständige Höherentwicklung der dialektischen Methode materialistischer weise ist das Lebenselixier des Marxismus-Leninismus, der ohne diese verkrustet. Das Pendel war im 19. Jahrhundert durch den raschen Fortschritt der Industrie vom geisteswissenschaftlich-idealistischen Schwerpunkt (Linkshegelianer) auf den naturwissenschaftlich-materialistischen (wissenschaftliche Sozialisten) umgeschlagen. In Russland hatte sich der Leninismus herausgebildet und zum 20. Jahrhundert war die Schüsselkategorie kommender Klassenkämpfe gefunden: Man kann die soziale Revolution der Arbeiter und Bauern nicht vorbereiten, wenn man nicht den Marxismus-Leninismus weiterentwickelt und umgekehrt: Man kann den Marxismus-Leninismus nicht weiterentwickeln, wenn man nicht die soziale Revolution der Arbeiter und Bauern vorbereitet.
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Der imperialistische Monopolkapitalismus
Dann kam die Jahrhundertwende mit dem neuen hässlichen Gesicht des 20. Jahrhunderts, der klassische Konkurrenzkapitalismus war in den imperialistischen Monopolkapitalismus umgeschlagen. Ab 1900 macht die bürgerliche Geisteswissenschaft Jagd auf Rousseau, Herrschaftstheorie statt Vertragstheorie, politische Reaktion auf der ganzen Linie ist angesagt. Rousseau hatte 1762 gegen den Herrschaftsvertreter der absoluten Monarchie Hobbes die Frage gestellt: Gehören 100 Völkern 100 Regierungen oder gehören 100 Regierungen 100 Völkern? Der Imperialismus muss auf alle Fälle das zweite favorisieren. Ökonomisch: Vergesellschaftung der Produktion, politisch: Reaktion, ideologisch: Irrationalismus, überall platzen Eiterbeulen mit faschistischem und rassistischem Inhalt hervor, Horoskope finden reißenden Absatz, in München wird eine Thule Gesellschaft gegründet, der ganze widerliche Brei vorgekaut in Rosenbergs Mythos des 20. Jahrhunderts. Die Gegensätze schlugen ineinander um: Hatte die junge Bourgeoisie das Wissen noch zur höchsten Dignität erhoben, so rekurriert die dekadente, sich in absteigender Linie befindliche, auf den Analphabetismus und Geistfeindschaft. Man lese nur Rauschnings 1940 in Zürich erschienenes Buch: ‘Gespräche mit Hitler‘, er spricht öfters von wohltuenden Analphabetisierungskampagnen. Hatten Hegel und die Aufklärer noch von einem Zeitalter der Vernunft gesprochen, so Hitler, wiederum gegenüber Rauschning, vom aufzuhebenden Zeitalter der Vernunft. Die Bourgeoisie fällt mental-ideologisch in den Feudalismus zurück, als ausgebeutete Bauern dem Gottesdienst in einer ihnen unverständlichen lateinischen Sprache lauschten.
Eine Partei hätte den Irrtum und Irrweg des 20. Jahrhunderts verhindern können, die von Marx und Engels erzogene deutsche Sozialdemokratie, wir wissen, statt Beitrag zum Weltfrieden, Beihilfe zur Ermordung der besten Kommunisten und Friedenskämpfer Deutschlands, wiederum ein Umschlag der Gegensätze. Ebert und Noske stellten die Weichen auf nationalsozialistisches Analphabetentum, heute sind zum Glück die sozialdemokratischen Rauschebart-Sozialdemokraten der 68er verschwunden, die vorgaben, Marx verstehen zu können.
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Und heute?
Heute leben rund 7 Millionen Analphabeten allein in der BRD unter uns. Sie sind aus Angst vor Entdeckung oft psychische Wracks. Während Millionäre an künstlichen Intelligenzen herumbasteln, mit Millionen um sich schmeißen, ist auf dem Gebiet mittelalterlicher Dunkelheit keine Kerze zu sehen. 7 Millionen Analphabeten seit Jahren, 7 Millionen hinken der künstlichen Intelligenz hinterher. Im Kapitalismus gilt eben der Mensch nur als perverser Dreck, das ist nichts rein nazispezifisches.
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Dieser Artikel fußt auf eine Vorlage von Heinz Ahlreip. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).
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