Redaktion – 12. Januar 2025
Der kurze Lehrgang: „Die Geschichte der KPdSU (B)“ endet mit einem Verweis auf den bekannten Helden Antäus aus der antiken Mythologie, der ein Sohn Poseidons, dem Gott der Meere, und der Göttin der Erde Gia war, der er sehr zugeneigt war.
Er galt als unbesiegbar, er brauchte nur beim Kämpfen im Falle einer Bedrängnis die Erde seiner Mutter berühren, ein Akt, der ihm wieder neue Kraft gab. Seine schwache Stelle war die Gefahr, von der Erde losgerissen zu werden, und dieser erlag er durch Herkules, der ihn hochhob, sodass er nicht seine Erdenmutter berühren konnte.
Die Bolschewiki sind wie Antäus, ihre Mutter ist das Volk.
(Vergleiche Josef Stalin: Über die Mängel der Parteiarbeit, Moskau, 1957, Seite 45)
Die grundlegende Bedeutung der Volksmassen ist von Marx und Engels im Frühjahr 1845 in der ‘Heiligen Familie‘ entwickelt worden. Stalin gebraucht das schwache Verb ‘berühren‘. Mao wird da wirklich drastischer, denn er vertritt; ‘Aus den Massen schöpfen und in die Massen hineintragen’. Das soll spiralförmig gedacht werden, in der Art, dass die Meinungen der Massen zusammengefasst werden, wieder ins Volk getragen werden … usw. Das wird als revolutionäre Linie propagiert und gilt wenigstens ideologisch bis heute, obwohl chinesische Millionäre heute den Mehrarbeitsrahm von den Massen abschöpfen und nur die Lebensmittel für den Erhalt der produktiven Klassen für diese bereitstellen. Das ist der Alltagstrott des Kapitals, der eingeübt wird von klein auf von morgens bis abends, Eltern, Kita, Schule, Armee, Universität, Abendschule, TV-Dokumentationen …. Was bürgerliche Ideologen unter Pädagogik verstehen, ist in Wirklichkeit eine zugeschnittene Abrichtung der gesellschaftlichen Volksarbeit nach den Bedürfnissen bürgerlich-kapitalistischer Produktionsmittel. Die Kapitalistenklasse schöpft den Rahm der anstrengenden Tätigkeit ganzer Lehrergenerationen ab. Marx und Engels schreiben im Manifest,
…dass in der bürgerlichen Gesellschaft die Ausbildung der enormen Mehrzahl der Bevölkerung darin besteht, zur Maschine herangebildet zu werden.
(Vergleiche Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 477)
Was wird gesellschaftswissenschaftlich-ideologisch eingebläut? Was fast die ganze Weltgeschichte bestätigt, dass das Zusammenleben der Menschen nicht ohne Staat, Regierung, Terrorapparate, Religion und adäquater Untertanenmentalität möglich ist. Darin liegt eine grässliche Macht der Gewohnheit. Für den deutschen Philosophen Kant war der Mensch ein „Thier“, das, wenn es in Gemeinschaft mit seinesgleichen lebt, einen Herrn über sich nötig hat. Und die geistige Nahrung dieser „Thiere“ besteht in der Regel aus Tageszeitungen, nach Engels,
…eine Nahrung für das gewöhnliche ‘gebildete Bewusstsein‘
(Vergleiche Friedrich Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Werke, Band 21, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 270)
Die bürgerliche Emanzipation brachte eine Verschiebung der Gewichtung der wissenschaftlichen Disziplinen mit sich. Der Fokus verlagerte sich von der Theologie hin zu den Naturwissenschaften. Ebenso wurde das metaphysisch-idealistische Denken zunehmend durch das dialektisch-materialistische ersetzt. Dennoch ist der Einfluss des Pfaffen weiterhin spürbar. Er durchstreift die geistige Landschaft und beeinträchtigt die Entwicklung der Wissenschaften. Seine andauernde Präsenz verdankt sich dem fetischistischen Nebel, in dem in der warenproduzierenden bürgerlichen Gesellschaft die materiellen Produktionsprozesse eingehüllt sind. Marx arbeitet das im ersten Band des Kapitals im Kapitel über den Fetischcharakter der Ware heraus. In diesem fällt auch der Satz, dass…
…die Menschen unter den Bedingungen der kapitalistischen Warenproduktion nicht wissen, was sie tun
(Vergleiche Karl Marx: Das Kapital, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 88),
kurz: Es liegen verschleierte gesellschaftliche Verhältnisse vor statt transparente, d. h., dass die im Produktionsprozess befangenen Massen keinen wissenschaftlichen Beitrag zur Entwicklung des wissenschaftlichen Sozialismus leisten, allerdings wertvolle Anregungen zu dieser geben können. Dialektisches Denken verbietet jedes Einbahnstraßenbefahren. Der Fehler des Maoismus liegt allerdings darin, Wissenschaft und Anregungen zu dieser als gleichwertig zu setzen. Dagegen haben die Marxisten-Leninisten, die sich bis zur Erkenntnis des gesamten historischen Klassenkampfablaufs hinaufgearbeitet haben, eine eindeutige Erziehungsaufgabe gegenüber den Massen, und zwar richtet sich diese, bedingt durch die Klassenkampfkonstellation, gegen bürgerliche Erziehung bzw. Abrichtung.
Die Bourgeoisie kann keine wissenschaftliche Weltanschauung hervorbringen, denn in der bürgerlichen Gesellschaft deformiert sich alles unter Bedingungen, dass der Produktionsprozess die Produzenten, diese nicht ihn beherrschen.
(a.a.O., Seite 95)
Es war in den Debatten um die Volksmassenfrage eine zentrale Bemerkung von Lenin quasi übersehen worden, und sie wird auch heute übersehen.
Die Bolschewiki dürfen sich nicht völlig mit den Volksmassen verbinden, sondern nur bis zu einem gewissen Grad.
(Vergleiche Lenin, der ‘linke Radikalismus‘, die Kinderkrankheit im Kommunismus, Werke, Band 31, Dietz Verlag Berlin, 1960,9)
Darüber sollten die maoistischen Dummköpfe einmal nachdenken. Bliebe die Arbeiterbewegung verharrend im trade-unionistischen Horizont unter sich, würde sozialistisches Bewusstsein nicht von außen durch die bürgerliche Intelligenz in sie hineingetragen werden, würde es keinen erfolgreichen bewaffneten Aufstand gegen den Hauptfeind im eigenen Land geben können. Lenin sagt:
„Das sozialistische Bewusstsein ist also etwas in den Klassenkampf des Proletariats von außen Hineingetragenes, nicht etwas aus ihm urwüchsig Entstandenes“.
(Lenin: Ausgewählte Werke, Band I, Dietz Verlag Berlin, 1963, Seite 174f.)
Der Gedanke der absterbenden proletarischen Demokratie bleibt der Arbeiterklasse außen vor, er muss deshalb von außen in sie hineinkommen.
In dieser Frage muss völlige Klarheit herrschen, denn im Imperialismus kommen zwei weitere Schwierigkeiten im Vergleich mit dem klassischen Konkurrenzkapitalismus hinzu: Es existiert jetzt eine aus Extraprofiten hochgepäppelte Arbeiteraristokratie und die Gewerkschaftsführung wird immer reaktionärer. Im Manifest heißt es programmatisch: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! Dem gegenüber müssen die Kapitalsten ein Primärinteresse haben: Spaltung der Arbeiterbewegung. Das ist zentral, ohne Spaltung dieser könnten sie sich nicht politisch an der Macht halten.
Die Arbeiter sagen:
Ohne Vereinigung kein Siegdie Kapitalisten sagen:
Unser Sieg beruht auf der Spaltung
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