BRD – Faschistisches Potential verdreifacht

Redaktion – 15. August 2024

Die bloß politische Revolution, für die die klassische bürgerliche von 1789 steht, spricht im Namen von Einzelnen zu Einzelnen. Immer wieder: Der Mensch, der Mensch. Historisch wurde der Schalter zur Kollektivität mit neuen Maßstäben des gesellschaftlichen Verkehrs durch die Pariser Kommune umgelegt. Man denke nur an einen ihrer Kerngedanken: die Verrichtung der öffentlichen Angelegenheiten für den monatlichen Durchschnittsverdienst eines Arbeiters. Das war revolutionär.

Eine Schlussfolgerung von Marx aus seiner Analyse der Pariser Kommune wird von fast der gesamten sog. Linken gerne übersehen. Sie wollen in ihrem lokalpolitischen, grautrüben Jauchewasser weiterschwimmen und scheuen erfrischende, aufpeitschende Ozeanstürme der Weltrevolution. Sie wollen das Schiff der Revolution auf das ruhige Kap der Guten Hoffnung zusteuern, das derweil jedoch Kurs auf Kap Hoorn nimmt. Marx erkannte 1871, „dass der heutige Bourgeois sich für den rechtmäßigen Nachfolger des ehemaligen Feudalherrn ansieht“. Die Träger der Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind in ihr Gegenteil umgeschlagen, in eingebildete bürgerliche Feudalherren, gegen die sie einst diese Ideen richteten. Es liegt bereits eine Verdopplung faschistischen Potenzials vor: Objektiv sind die Chefs ganzer industrieller Armeen heute Imperialisten, für die Untermenschentum zwangsläufig eine anthropologische Konstante wird und darstellt. Subjektiv kommt eine feudalaristokratische Herrenideologie hinzu, mit dem gleichen Unrat.

Zwischen den bürgerlichen, fortschrittlichen französischen Jakobinern von 1789 und den Staatsbürgerinnen Wagenknecht und Wissler sowie den Staatsbürgern Gysi und Schirdewan liegen Lichtjahre. Im Kampf gegen den Faschismus müssen zuerst die „linken“ Beschützer der eingebildeten bürgerlichen Feudalherren abgestoßen werden. Die Thematisierung des spezifisch deutschen Faschismus setzt drittens eine Auseinandersetzung mit der spezifischen deutschen Geschichte voraus. Dadurch kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu, dass Deutschland durch die Niederlage des Bauernkrieges 1525 zum klassischen Land der Konterrevolution wurde und eine Bourgeoisie mit der widerlichsten konterrevolutionären Visage weltweit hervorbrachte. Nur noch der buddhistische Krüppelstaat Bhutan erdreistet sich weltweit, Kirchensteuer staatlicherseits einzuziehen. Die deutsche Bourgeoisie intendiert durch Gegenaufklärung, das deutsche Volk so meschugge zu machen, dass sie mit ihm Schindluder nach Belieben treiben kann. Die deutsche Reaktion stellt mit Mord und Totschlag historische Weichen. Mit der Folterermordung Münzers fiel das deutsche Volk über Jahrhunderte bis heute in den steuergefressenen Schlund der Konterrevolution, durch die Doppelermordung Luxemburgs und Liebknechts in den soldatengefressenen des Faschismus.

Karl Marx: „Der Bürgerkrieg in Frankreich“, Werke, Band 17, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 360

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Dieser Artikel fußt auf eine Vorlage von Heinz Ahlreip. Eine Weiterveröffentlichung des Textes ist gemäß einer Creative Commons 4.0 International Lizenz ausdrücklich erwünscht. (Unter gleichen Bedingungen: unkommerziell, Nennung der verlinkten Quelle (»Der Weg zur Partei«) mit Erscheinungsdatum).

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