Heinz Ahlreip – 25.Juli 2023
Das revolutionäre Proletariat brachte 1917 in Russland bekanntlich die bürgerlich – demokratische Revolution vom Februar bis an ihr Ende, bis zum Sprung in die proletarisch-bäuerliche im Oktober. Es trieb über menschewistische Halbheiten und parlamentarisch verseuchte Sowjets in der Phase der Doppelherrschaft hinaus. Quantitativ ist die Emanzipation der arbeitenden Klasse zum ersten Mal in der Geschichte die Revolution der Mehrheit, wie es schon 1871 in Paris der Fall war.
Die Mehrheit genießt immer einen Sonderstatus wie das Proletariat einen voluminösen in der bürgerlichen Gesellschaft hat. Der Marxismus-Leninismus nivelliert nicht wie die Ideologen der bürgerlichen Aufklärung und der Jakobiner, alle Menschen seien gleich in der bürgerlichen Gesellschaft, in der kapitalistischen Gesellschaft ganz offensichtlich eine falsche Widerspiegelung der gesellschaftlichen Wirklichkeit, sondern arbeitet immer den Sonderstatus des Proletariats heraus, auch im Manifest, trotz des Satzes, die Kommunisten hätten keine vom Proletariat getrennten Interessen (Vergleiche Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 474). Je größer der Widerspruch zwischen Proletariat und Bourgeoisie wird, und er kann elementar nur größer werden, desto mehr maskiert sich die bürgerliche Verfassung als eine allgemeine, als eine für alle, also ein weiterer Widerspruch. Herrscht eine Minderheit, muss das Elementare ausgeschlossen bleiben. Das Wort ‘Ausbeuter‘, gar ‘Schmarotzertier‘ – ein Ausdruck von Engels – kommt in bürgerlichen Verfassungen nicht vor, wohl aber in der von Lenin verfassten ‘Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes‘, die den heutigen Linken unbekannt zu sein scheint. Der bürgerlich-formalen Nivellierung steht die marxistische Betonung der Polarisierung gegenüber, in der die Nivellierung nicht formal liegt, sondern sich explosiv erst ergibt, denn in der Wirklichkeit der bürgerlichen Gesellschaft weisen formaljuristische Gleichheit und soziale Ungleichheit auseinander. Die Jakobiner nivellieren und blenden damit bei bestehender und sich auswachsender sozialer Ungleichheit soziale Gegensätze untertauchend, die Marxisten kehren diese in das Licht des Tages bis in ihre Extremen heraus als den noch erst kommenden nivellierenden Klassenkampf erst provozierend. In der bürgerlichen Gesellschaft herrscht die Vergangenheit mit dem bereits erreichten Gleichheitsglück, dem Tag der Veröffentlichung der Verfassung, über die Gegenwart. Die Bourgeoise spricht alle Bürger der bürgerlichen Gesellschaft als gleichberechtigte aus und setzt auf das Verfangen dieser Indoktrination, die ihr die Minderheitsherrschaft sichert. Wir müssen nur den Bruch in der sozialen Realität deutlich herausarbeiten, um den unterdrückten Massen zu beweisen, dass das bürgerliche Wahlrecht nicht mehr sein kann als ein Gradmesser der Reife des Proletariats. Mit allen Wassern des Volksbetrugs gewaschene bürgerliche Ideologen haben zur Absicherung bürgerlicher Minderheitsregierungen wahre, dickleibige Meisterwerke der politischen Theorie geschrieben. 1001 Würfelverdrehungen werden aufgeboten um die Eintrittskarte zum Tanz um das goldene Kalb zu bekommen.
Nach der Oktoberrevolution und gegen diese trat Kautsky als Leveller auf, der Ansatz Lenins in seiner Polemik gegen den Renegaten ist 1918 ein polarisierender gemäß dem Manifest (“zwei große feindliche Lager“): “Kann es eine Gleichheit zwischen dem Ausgebeuteten und dem Ausbeuter geben? Es ist ungeheuerlich, es ist unglaublich, daß man bei der Besprechung eines Buches des ideologischen Führers der II. Internationale eine solche Frage stellen muss (Lenin, Die proletarische Revolution und der Renegat Kautsky, Werke, Band 28, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 248). Kautsky versteckt die Minderheit der Blutsauger hinter der Mehrheit des arbeitenden Volkes und will die Ausbeuter vor der Bestrafung durch die Volksjustiz schützen.
Wir sind historisch noch nicht fertig mit dem Satz Robespierres: ‘Die Feinde des Volkes bestrafen ist Gnade, ihnen verzeihen Barbarei‘. Als es im Konvent um die Frage des Köpfens Ludwig XVI. ging, begründete Robespierre sein Todesurteil mit dem Satz: “Da ich Mitleid mit den Unterdrückten habe, kann ich kein Mitleid mit den Unterdrückern haben“. Er war wie Marat einer der ganz wenigen Jakobiner, die das Heraufkommen einer neuen Geldaristokratie vorhersah, der Napoleon dann Narrenfreiheit gewährte. Dieser war Robespierre gefährlich schon allein durch seine Anweisung an die linken Jakobiner, dass es keinen Vertrag, keinen Waffenstillstand geben dürfe mit Personen, die es nur auf die Ausplünderung des Volkes abgesehen haben. Die Jakobiner bildeten einen politischen Club von politischen Einzelkämpfern, die mit ihrer Nivellierung zur Gleichheit scheiterten. Gleichwohl wurde nach der Oktoberrevolution am dritten November 1918 in Moskau ein Denkmal für Robespierre errichtet. Und auch in Deutschland sollte nach seiner Oktoberrevolution ein Denkmal für Robespierre errichtet werden. Alles, was noch irgendwie an den heuchlerischen Volksfeind Willy Brandt erinnert, sollte entfernt werden und durch Erinnerungen an den großen Volksfreund Robespierre ersetzt werden.
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