30 Jahre IKMLPO und die Haltung der Gruppe »Arbeit Zukunft«

Redaktion Der Weg zur Partei – 15. November 2024

Kürzlich feierte die Internationale Konferenz Marxistisch-Leninistischer Parteien und Organisationen (IKMLPO), mit einer internationalistischen Feier in Hamburg, ihr 30-jähriges Bestehen. Rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Indien, Pakistan, Albanien, Spanien, Frankreich, Italien, Dänemark, der Türkei, den USA, Tunesien, Ecuador, der Dominikanischen Republik, Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Venezuela, Chile und Burkina Faso nahmen teil und machten das Fest zu einem Ausdruck internationaler Verbundenheit.

Die IKMLPO wurde 1994 in Quito, der Hauptstadt Ecuadors mit dem „Aufruf der Kommunisten an die Arbeiter und Völker der Welt“ gegründet. Dieses Jubiläum wurde in Hamburg mit einem internationalen Solidaritätsfest, zahlreichen Reden und kulturellen Beiträgen gefeiert.

Foto: Arbeit Zukunft

Die Feier begann mit einer Begrüßungsrede der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands, gehalten vom Vorsitzenden, Genosse Diethard Möller (ehemals KPD). Der Inhalt dieser Rede spiegelt teilweise die Haltung und Interpretation des Marxismus-Leninismus dieser Organisation wider, sodass wir als Marxisten-Leninisten nicht versäumen wollen, einige Passagen kritisch-solidarisch zu beleuchten.

Im Folgenden findet sich daher der vollständigen Text der kämpferischen und interessanten Begrüßungsrede mit unseren Anmerkungen.

Diethard Möller Archivbild

Dear comrades, sevgili yoldaslar, queridos camardas, chers camerades, liebe Genossinnen und Genossen,

30 Jahre Internationale Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen – das waren 30 Jahre Kampf gegen Ausbeutung, Imperialismus und Krieg – und 30 Jahre Kampf für den Sozialismus!

Aber das reicht uns nicht! Wir haben keineswegs vor, uns zu Ruhe zu setzen. Wir sind fest entschlossen, diesen Kampf bis zum Ende zu führen!

Es ist für uns als Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands eine Ehre, hier viele Delegationen aus allen Kontinenten zu Gast zu haben. Wir begrüßen unsere Genossinnen und Genossen. Mit ihnen schreiten wir gemeinsam im Geiste des proletarischen Internationalismus voran.

Um die Bedeutung der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen vollständig zu verstehen, muss ich ein wenig in die Geschichte zurückgreifen: Als sich vor 30 Jahren im August 1994 15 marxistisch-leninistische Parteien und Organisationen in Quito trafen, um nach intensiven Vorbereitungen diese Internationale Konferenz zu gründen, fand dies in einer Zeit großen politischen und ideologischen Drucks statt. Es gab scharfe Angriffe auf den Marxismus-Leninismus und die Errungenschaften der Arbeiterbewegung.

Die revisionistischen Staaten Osteuropas hatten nach einer langen Periode des Verrats und des Niederganges auch die letzten „sozialistischen“ Feigenblätter abgeworfen und bekannten sich offen zum Kapitalismus. Das bisherige Herrschaftssystem brach zusammen. Die Verantwortung wurde dem Sozialismus, dem Marxismus-Leninismus in die Schuhe geschoben, obwohl diese Länder schon lange alle Prinzipien des Marxismus-Leninismus über Bord geworfen, marktwirtschaftliche Reformen durchgeführt und eine neue Ausbeuterklasse installiert hatten.

Die herrschenden Klassen nutzten die Situation, um den Kapitalismus als einzige Perspektive darzustellen und den Kommunismus als „Irrweg“ anzugreifen. Als 1990 das sozialistische Albanien, das als kleines Land allein lange Zeit gegen Revisionismus gekämpft und den Aufbau des Sozialismus fortgeführt hatte, unter dem ungeheuren politischen und ökonomischen Druck ebenfalls zusammenbrach, schien das Zerstörungswerk des Kapitalismus vollbracht.

Der ungeheure ideologische und politische Druck, die Verwirrung und die endgültige Niederlage des ersten Anlaufs zum Sozialismus hatten auch auf die marxistisch-leninistischen Parteien und Organisationen weltweit Einfluss. Zwar hatten sie sich als Reaktion auf die Entwicklungen schon seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt gegründet. Sie hatten den Verrat der Revisionisten und somit die Zerstörung des Sozialismus wissenschaftlich analysiert. Aber die massiven Angriffe auf alles Fortschrittliche und der zeitweilige Triumph des Kapitalismus führte auch bei einigen von ihnen zu Resignation und Opportunismus. Einige Parteien gaben auf oder übernahmen eine sozialdemokratische Linie. In schwierigen Zeiten wird es so etwas immer wieder geben. Aber den Kapitalismus kann man nur beseitigen, wenn man auch harte Zeiten durchsteht. Und die große Mehrheit der marxistisch-leninistischen Parteien kämpfte weiter. Das ist das Entscheidende! Es fegte ein Sturm des Antikommunismus um die Erde. Gorbatschow selbst bekannte 1999 in einem Vortrag an der amerikanischen Universität in Ankara: „Mein Lebensziel war die Zerschlagung des Kommunismus, der eine unerträgliche Diktatur über das Volk ist.“ Die herrschenden Klassen nutzten weltweit die Situation, um den Kapitalismus als einzige Perspektive darzustellen und den Kommunismus als „Irrweg“ anzugreifen. 1989 verkündete der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama das „Ende der Geschichte“. Der Kapitalismus wurde entgegen der Realität als einzige Möglichkeit für eine humane, gerechte und soziale Gesellschaft hochgelobt. Gorbatschow sagte dazu 1999: „Eine Welt ohne Kommunismus wird besser sein. Nach dem Jahr 2000 kommt die Zeit des Friedens und Aufblühens der Menschen.“ Dass es so nicht kommen würde, war den marxistisch-leninistischen Parteien schon damals klar. In dieser Situation kamen die 15 Parteien und Organisationen im August 1994 in Quito zusammen.

In der Erklärung von Quito heißt es dazu:
»In den letzten Jahren hat die kommunistische und Arbeiterbewegung einige große Rückschläge erlitten. Der Prozess der Restauration des Kapitalismus seit dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, der den Weg für Entwicklungen wie in Osteuropa, der ehemaligen Sowjetunion, Albanien usw. ebnete, trägt die Spuren der Aktionen des Imperialismus, der reaktionären Kräfte, der Revisionisten und Pro-Kapitalisten.
Die historischen Grenzen, die Unerfahrenheit, das Fehlen einer theoretischen Entwicklung, die Unterschätzung der inneren Widersprüche der sozialistischen Gesellschaft, die Bürokratisierung und die Isolation der kommunistischen Partei von den Arbeitern und Massen – all dies sind Ursachen, die dazu beigetragen haben, dass die Kommunisten, die Arbeiterklassen und die Völker nicht in der Lage waren, ihre Errungenschaften zu verteidigen und die Restauration des Kapitalismus zu verhindern. Außerdem konnten wir die Wiedergeburt einer bürgerlichen Klasse nicht verhindern, die sich als ´sozialistisch´ ausgab, die Macht ergriff und den Sozialismus zerstörte.
Nach dem jüngsten Angriff des Imperialismus und des Kapitalismus (der vorgibt, den Marxismus-Leninismus, den wissenschaftlichen Sozialismus, den Kommunismus, die proletarische Revolution und den Antiimperialismus endgültig erledigt zu haben) sind wir wieder auf allen Kontinenten etabliert.«

Mit anderen Worten hatte dies Karl Liebknecht 1919 nach der Niederlage der Novemberrevolution in Deutschland kurz vor seiner Ermordung durch die Sozialdemokraten und die Reaktion formuliert:

„Wir sind nicht geflohen, wir sind nicht geschlagen. Und wenn sie uns in Bande werfen, wir sind da, und wir bleiben da! Und der Sieg wird unser sein.“

Entsprechend dieser großen revolutionären Gesinnung hat die Internationale Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen in den 30 Jahren ihres Bestehens eine großartige und erfolgreiche Arbeit geleistet.

Sie hat die Parteien und Organisationen stabilisiert, eine klare politische und ideologische Ausrichtung ausgearbeitet, sich weltweit ausgebreitet und ihren Einfluss ausgedehnt. Mit ihren Deklarationen, beginnend bei der Deklaration von Quito, ihrem Programm, der gemeinsamen Zeitung »Einheit&Kampf«, Seminaren, Jugendcamps, Frauentreffen, Gewerkschaftstreffen hat sie eine großartige, vielfältige Arbeit geleistet. Ihre Mitglieder sind aktiv im Klassenkampf und streben nach der Führung der Arbeiter- und Volksbewegung. Doch die Konferenz und ihre Mitglieder sind sich bewusst, dass noch viele Aufgaben vor uns allen stehen, bis wir unser Zeil erreichen.

Mit der Zuspitzung der Widersprüche zwischen den imperialistischen Lagern um die USA, NATO, EU mit Deutschland einerseits und China mit Russland andererseits wachsen Ausbeutung, Umweltzerstörung und Kriegsgefahr. Wie lächerlich sind dagegen die Phrasen von Gorbatschow: „Nach dem Jahr 2000 kommt die Zeit des Friedens und Aufblühens der Menschen.“

Millionen Menschen hungern und es werden trotz aller angeblichen „Hilfsprogramme“ immer mehr. Millionen sind auf der Flucht vor Krieg, Hunger, Elend, Diktaturen, Zerstörung der Umwelt und ihrer Lebensgrundlagen. Der Weg des Imperialismus führt die Menschen auf einen Abgrund zu. Für viele Länder ist der Krieg schon eine grausame Realität. Er wird oft über Stellvertreter geführt. In Gaza und im Libanon wurden zigtausende vom zionistischen Staat Israel ermordet. Mit dem Krieg in der Ukraine rückt der Kampf der imperialistischen Lager wieder gefährlich nahe an Europa und Deutschland heran. Mit der zunehmenden Gefahr eines offenen Krieges der Großmächte wächst auch der ideologische und politische Druck auf die Arbeiterbewegung und alle fortschrittlichen Kräfte, sich der Kriegslogik, dem angeblichen Kampf für „Freiheit“ oder das „Vaterland“ zu unterwerfen. Viele „progressive“ Kräfte haben dabei die Orientierung verloren. Manche sind auf die Positionen Russlands und Chinas eingeschwenkt und verteidigen diese als Kämpfer gegen den US-Imperialismus und loben deren „multipolare Weltordnung“. Andere sind auf die Seite der USA, NATO und des deutschen Imperialismus übergegangen, indem sie die Bewaffnung der Ukraine und den „Freiheitskampf“ fordern.

Wir kämpfen nicht für die Imperialisten! Wir kämpfen gegen ihre Kriege und für die Befreiung der Menschheit vom Kapitalismus und Imperialismus!

Zugleich nehmen die Angriffe auf die Arbeiterklasse und die Völker zu. Sie müssen Aufrüstung und Krieg bezahlen. Selbst in den großen kapitalistischen Industrieländern wie bei uns in Deutschland geht es rückwärts.

Im vergangenen Jahr verloren über 220.000 ihre Arbeit. In diesem Jahr stehen wieder Massenentlassungen an. Die Reallöhne sinken. Der Druck auf die Arbeiterklasse, die Jugend und das Volk nimmt zu. Im Gesundheitswesen kündigt die Regierung eine „Revolution“ an, wodurch 20% aller Krankenhäuser in den Ruin getrieben werden.

Eine solche „Revolution“ wollen wir nicht! Wir wollen eine Revolution, durch die die kapitalistischen Verbrecher verschwinden.

Nicht nur das Gesundheitswesen verkommt. Das Bildungswesen in Deutschland verschlechtert sich, Wohnungen sind teuer und Mangelware, der Niedriglohnsektor boomt. Die Umweltzerstörung schreitet voran. Immer schlimmere Naturkatastrophen führen zu zigtausenden Toten und der Zerstörung der Lebensgrundlagen für Millionen Menschen. Wir haben ja in diesem Jahr sehr konkret erlebt, wie es in unserem Land einerseits extreme Hitzewellen gab, der hunderte Alte und Kranke zum Opfer fielen, während gleichzeitig in Hochwasserkatastrophen ganze Regionen versanken. Und das wird weitergehen und schlimmer werden. Für den Profit geht der Kapitalismus über Leichen. Aber für Rüstung und Krieg, für den Konkurrenzkampf der imperialistischen Mächte wurden 2023 weltweit 2,3 Billionen US-Dollar ausgegeben. In Deutschland haben wir neben der Erhöhung des Wehretats um viele Milliarden noch einen Sonderfonds von 100 Milliarden. Man muss einmal versuchen, sich diese ungeheuren, kaum vorstellbaren Summen vorzustellen. Was könnte man alles für die Arbeiterklasse, für die Jugend, für die Völker, für die Umwelt, für den Frieden damit tun. Aber es hat eine Voraussetzung:

Der Imperialismus muss weg! Die Arbeiterklasse muss an die Macht!

Das deutsche Kapital hat schon zweimal Millionen Jugendliche für seine imperialistischen Machtinteressen ins Grab geschickt. Nun wirbt er1 wieder Jugendliche für die Armee, will uns „kriegstüchtig“ machen2 und eine „Wehrpflicht“ einführen, also mit Zwang Kanonenfutter rekrutieren. Zum Glück fallen nur wenige darauf herein. Das Kapital ist bereit, Millionen junge Menschen ins Massengrab zu schicken. Der Kapitalismus bietet keine Perspektiven mehr, greift dafür aber immer mehr zu Unterdrückung, Abschaffung bürgerlich-demokratischer Rechte, Polizeistaat und Militarisierung.

In dieser Situation kommt der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen eine zentrale Bedeutung zu. Internationale Solidarität ist eine praktische Lebensnotwendigkeit geworden, um dem Druck der Bourgeoisie standzuhalten und den Kampf gegen Aufrüstung und Krieg, gegen Ausbeutung, die Zerstörung der Umwelt und zunehmende Unterdrückung zu organisieren.3 Und auch wir in Deutschland sind dankbar dafür, dass uns die IKMLPO nun seit 30 Jahren den Weg weist und das wir an der Ausarbeitung dieses Weges kollektiv mitarbeiten. Auch unsere Bewegung hier in Deutschland hat eine lange Geschichte voller Höhen und Tiefen. Umso wichtiger ist die IKMLPO für uns heute:

Wir sehen den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei in Deutschland als die dringendste Aufgabe aller Kommunisten in unserem Land.

Eine Partei, die die Kämpfe der Arbeiterklasse vereinen, ihnen eine Richtung geben kann. Die eine klare Orientierung gibt, für die wir alle arbeiten müssen, um sowohl die sozialen und politischen Kämpfe von heute zu führen als auch den Weg zur grundsätzlichen Lösung der vielen Widersprüche unserer Gesellschaft zu erkämpfen: Die Revolution und den Sozialismus. Auf diesem Weg des Aufbaus der Partei gibt uns die IKMLPO genau wie vielen weiteren ihrer Mitglieder Orientierung und Perspektive.

Wir sind stolz Mitglied dieser großartigen internationalen Konferenz zu sein und mit unseren Genossinnen und Genossen weltweit im gemeinsamen Kampf für Befreiung vom Imperialismus, vom Kapitalismus und für den Sozialismus zu stehen und heute mit euch allen das 30-jährige Jubiläum unserer Organisation zu feiern! Herzlich willkommen!“

  1. Es muss hier heißen: „Nun wirbt es“ (das Kapital).
  2. Hier muss es heißen: „wieder aktivieren“, denn die Wehrpflicht ist nicht abgeschafft, sondern am 24. März 2011 vom Bundestag ausgesetzt worden. Kein bürgerliches Terrorregime wird so dumm sein, die allgemeine Wehrpflicht ganz abzuschaffen, besonders nicht in Zeiten, in denen innerhalb weniger Tage Massenaufgebote mobilisiert werden müssen, um mit Zwang „Kanonenfutter“ zu rekrutieren. Zum Unglück durchschauen das nur wenige. Das Kapital ist bereit, Millionen junger Menschen ins Massengrab zu schicken. Der Kapitalismus bietet keine Perspektiven mehr, greift dafür aber immer mehr zu Unterdrückung, zur Abschaffung bürgerlich-demokratischer Rechte, zum Polizeistaat und zur Militarisierung.
  3. Hier muss es heißen: „Internationale Bewaffnung ist eine praktische Lebensnotwendigkeit geworden.“ Aus der russischen Revolution von 1905–1907 ist ein Satz von Stalin überliefert: „Was brauchen wir, um wirklich zu siegen? Dazu sind drei Dinge nötig: erstens – Bewaffnung, zweitens – Bewaffnung, drittens – Bewaffnung und noch einmal Bewaffnung.“ (Stalin, in: Geschichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, Verlag Roter Morgen, Dortmund, 1976, Seite 103). Das ist die Kardinalfrage der Revolution: Ob die Arbeiterklasse bewaffnet ist? Und darauf aufbauend: das faschistische Offizierskorps der bürgerlichen Republiken zu liquidieren. Wie lief das zwischen 1936 und 1938 in der Sowjetunion ab? Die Literatur dazu müssen wir studieren.

Die Gedankenführung des Genossen Diethard weist einen Widerspruch auf: Durch die Wehrpflicht sind alle Staatsbürger per Geburt sozusagen automatisch Soldaten. Das ist im Grunde bereits ein Ist-Zustand; es genügt hier ein kurzer Moment, eine Unterschrift des Oberbefehlshabers, des Bundeskanzlers. Das Gerede vom „Glück, dass wenige darauf hereinfallen“ täuscht das deutsche Volk erheblich – als schwebe noch alles im luftleeren Raum. In der Rede von »Arbeit Zukunft« wird nicht konkret angegeben, wie nach marxistisch-leninistischer Konzeption die Volksmassen gegen den imperialistischen Krieg unter Ausnutzung der allgemeinen Wehrpflicht vorgehen sollen, nämlich durch die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg zwecks Sturz der eigenen imperialistischen Kriegsregierung und zwecks Ersetzung des bürgerlich-terroristischen stehenden Heeres und der bürgerlich-terroristischen Polizei durch die allgemeine Volksbewaffnung – das erste Dekret der Pariser Kommune von 1871.

Vor der deutschen Arbeiterklasse stehen zwei Wege: Erstens der Weg Kautskys, nach dem die Arbeiterparteien der II. Internationalen Friedensinstrumente, keine Kriegsinstrumente, darstellten. Die Völker wurden pazifistisch eingelullt. Nur so lässt sich etwas auf den ersten Blick Unfassbares erklären: Ende Juli 1914 rief die deutsche SPD zu einer Demonstration gegen den imperialistischen Krieg auf, nur um eine Woche später mit ihrer Reichstagsfraktion einstimmig umzufallen. (Liebknecht lehnte erst beim zweiten Bewilligungsantrag im Dezember 1914 ab.) Das war ein Schock – Lenin ging zunächst von einer „Ente“ des englischen Geheimdienstes aus. Die Partei war opportunistisch-parlamentarisch korrumpiert worden, konnte weder in den Bahnen des Krieges, schon gar nicht in denen der sozialen Revolution denken. Der Opportunismus stumpft ab und entmannt die Revolutionäre. Die SPD wurde dem Imperialismus nicht gerecht; der Imperialismus ist eine Zeit der Militanz, der offenen Klassenschlachten, der bewaffneten Zusammenstöße, sodass die Gedanken an den bewaffneten revolutionären Kampf immer massiver werden. In diesem revolutionären Geist und nur in diesem Sinn hat Lenin die bolschewistische Partei in Russland im bewussten Gegensatz zu Kautsky erzogen. Diese Revolutionsführung ist bei Möller viel zu wenig ausgearbeitet; er lässt sich beide Wege offen. Man prüfe seine knappen Worte: „Kampf gegen den Krieg“. Und das im Jahr 124 des Imperialismus! Das ist eine Pauschalgurke – wer die Arbeiterklasse so abspeist und im Dunkeln stehen lässt, führt nichts Gutes im Schilde.

Friedrich Engels

Fürs Erste ist zu fragen: Was bedeutet es, wenn Engels davon spricht, dass durch die allgemeine Wehrpflicht ein Staatsstreich von oben verhindert werden kann? Es bedeutet, dass das Volk dadurch dicht an die Volksbewaffnung herankommt, dass das Volk in spe in Waffen steht. Dies wurde auch auf mehreren sozialistischen Kongressen der II. Internationalen bekräftigt: 1910 in Kopenhagen, während des Balkankriegs 1912 in Basel. Man solle den verbrecherischen Krediten nicht zustimmen und die Politik des Proletariats auf die Volksbewaffnung ausrichten. Die Sozialisten der II. Internationale stellten das größte Fahnenfluchtkontingent der Geschichte dar. Schon im Januar 1865 hatte Friedrich Engels sich zur allgemeinen Wehrpflicht bekannt: Es sei durchaus nicht gleichgültig, „ob die allgemeine Wehrpflicht vollständig durchgeführt wird oder nicht. Je mehr Arbeiter in den Waffen geübt werden, desto besser. Die allgemeine Wehrpflicht ist die notwendige und natürliche Ergänzung des allgemeinen Stimmrechts; sie setzt die Stimmenden in den Stand, ihre Beschlüsse gegen alle Staatsstreichversuche mit den Waffen in der Hand durchzusetzen. Die mehr und mehr konsequente Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht ist der einzige Punkt, der die Arbeiterklasse Deutschlands an der preußischen Armeereorganisation interessiert.“ (Friedrich Engels, Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei, Werke, Band 18, Dietz Verlag Berlin, 1960, Seite 66). Man vergleiche: Die gebildeten Jugendlichen (die Engels öfter polemisch verspottete) sagen: „Wir lehnen die Wehrpflicht ab“Engels jedoch betonte: „Die Wehrpflicht ist mehr und mehr konsequent durchzuführen.

Wladimir Iljitsch Lenin

Lenin hat die militärtheoretischen Schriften von Engels gründlich studiert und sein Werk fortgesetzt, durchzogen von Polemiken gegen Sozialpazifisten und Entwaffnungsanhänger. Aufschlussreich ist seine Schrift »Das Militärprogramm der proletarischen Revolution« von September 1916. „Eine unterdrückte Klasse, die nicht danach strebt, Waffenkenntnis zu gewinnen, in Waffen geübt zu werden, Waffen zu besitzen, eine solche unterdrückte Klasse ist nur wert, unterdrückt, misshandelt und als Sklave behandelt zu werden.“ (a.a.O., Seite 75). Wir können nicht den kleinbürgerlichen Sklaven folgen, die den Klassenkampfstandpunkt völlig preisgegeben haben; wir folgen Lenin, und zwar genau diesen Worten: „Heute militarisiert die imperialistische – und andere – Bourgeoisie nicht nur das ganze Volk, sondern auch die Jugend. Morgen wird sie meinetwegen die Frauen militarisieren. Wir antworten darauf: Desto besser! Nur immer schneller voran – je schneller, desto näher ist der bewaffnete Aufstand gegen den Kapitalismus. […] Frauen und die Jugend ab dem 13. Lebensjahr kämpften während der Kommune neben den Männern, und es wird nicht anders sein in kommenden Kämpfen zur Niederwerfung der Bourgeoisie.“ (a.a.O., Seite 77). Und weiter: „Jetzt durchdringt die Militarisierung das gesamte öffentliche Leben. Die Militarisierung wird alles. […] Was sollen die proletarischen Frauen dagegen tun? Nur jeden Krieg und alles Militärische verwünschen, nur die Entwaffnung fordern? Niemals werden sich die Frauen einer unterdrückten, revolutionären Klasse mit einer solchen schändlichen Rolle bescheiden. Sie werden vielmehr ihren Söhnen sagen: ‚Du wirst bald groß sein, man wird dir das Gewehr geben. Nimm es und erlerne gut alles Militärische – das ist nötig für die Proletarier, nicht um gegen deine Brüder zu schießen, wie es jetzt in diesem Räuberkrieg geschieht, sondern um gegen die Bourgeoisie deines eigenen Landes zu kämpfen, um der Ausbeutung, dem Elend und den Kriegen nicht durch fromme Wünsche, sondern durch das Besiegen der Bourgeoisie und deren Entwaffnung ein Ende zu bereiten.‘“ Lenin vertrat durchgängig, dass der Imperialismus untrennbar mit Krieg verbunden ist.

Josef Stalin

Stalin warnte uns: Der kapitalistische Wolf schläft nicht. 1956, drei Jahre nach seinem Tod, kam es jedoch zu einer fatalen Entwarnung – der Imperialismus sei friedlich geworden.

Das oben Vorgetragene ist Allgemeingut der internationalen kommunistischen Arbeiterbewegung und liegt in einer Exaktheit vor, die die marxistisch-leninistische Version des Verhältnisses Weltkrieg–Bürgerkrieg–bewaffneter Aufstand lupenrein darlegt. „Du wirst bald groß sein, man wird dir das Gewehr geben. Nimm es und erlerne gut alles Militärische …“ Das hätte in der Begrüßungsrede als erster Hinweis für die Zuhörer genügt. Stattdessen scheute sich der Genosse Diethard nicht, den anwesenden internationalen Vertretern der Bruderparteien gleich zur Begrüßung seinen antimarxistischen Aufruf zum Kampf gegen die Wiederbelebung der Wehrpflicht in Deutschland zu präsentieren. Was halten die anwesenden Genossen aus Indien, Pakistan, Tunesien, Ecuador, der Dominikanischen Republik, Mexiko, Kolumbien, Brasilien und Venezuela wohl von dem Vorschlag der deutschen Bruderpartei, auf die kostenlose Ausbildung an den Waffen, die das Proletariat zur Erringung der Macht benötigt, zu verzichten?

Um ein gern präsentiertes „Argument“ vieler Abweichler vom Marxismus-Leninismus zu widersprechen: Nein, Genossen, das muss nicht jedes Land und jede nationale Partei für sich selbst entscheiden! Die Haltung der Marxisten-Leninisten zur Ausbildung an den Waffen ist überall gleich!
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Zum kompletten Bericht über die Feierlichkeiten:

Arbeit-Zukunft-online vom 10. Nov. 2024

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Mehr dazu: Info@RoterMorgen.eu

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