Frank Burkhard

Die leise Gefährlichkeit

Der Ausnahmeschauspieler Rolf Hoppe starb in Dresden

Frank Burkhard

Am Nikolaustag 1930 wurde Rolf Hoppe im Harz geboren und wuchs dort auf, aber seit 1961 wurden Dresden und das Staatstheater seine künstlerische Heimat – auch wenn er in Berlin oder Salzburg gastierte. In den neunziger Jahren erfüllte er sich auf einem ehemaligen Bauernhof den Wunsch eines kleinen Theaters, des „Hoftheaters“, in dem er vor allem literarische Abende veranstaltete, selbst z.B. mit einem Wilhelm-Busch-Programm auftrat, aber auch vielen Kollegen Auftrittsmöglichkeiten bot.

Hoppe spielte viele Jahre lang bei Film und Fernsehen eher kleine Rollen, aber er hatte eine Ausstrahlung, die den Zuschauer in den Bann zog. Gern war er ambivalent, suchte bei den Bösewichtern, die er darstellte, auch verborgene Seiten. Mit den Fieslingen, die er in den Indianerfilmen der DEFA spielte, wurde er berühmt, aber auch berüchtigt. Keiner war von so abgefeimter Brutalität, so feister, aber leiser Gefährlichkeit. Seine Töchter wurden in der Schule zeitweise gemobbt, weil er 1969 in „Weiße Wölfe“ angeblich Gojko Mitic (als Weitspähender Falke) erschossen hätte. Das stimmte gar nicht!

Im gesamten Osten war Hoppe durch diese Filme bekannt. Bei Dreharbeiten in Samarkand spielten ihm Kinder auf der Straße unaufgefordert ganz stolz eine Szene aus „Spur des Falken“ vor. „Was ist das für eine Ausstrahlung!“, fragte er sich. „Da spielt man den Bösen, und die Kinder mögen einen!“ Kinderfilme lagen ihm besonders am Herzen, etwa „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (1973) oder „Hans Röckle und der Teufel“ (1974).

Rolf Hoppe, Foto: YouTube, Screenshoot

Hauptrollen spielte Hoppe gelegentlich in Krimis oder Abenteuerfilmen der DEFA, etwa neben Dean Reed in der Jack-London-Verfilmung „Kit & Co.“ (1974) oder neben Götz George und Otto Sander in „Der Bruch“ (1989).

Die ganze Welt lernte den Hoppe 1981 kennen, als er in der internationalen Produktion „Mephisto“ die an Hermann Göring angelehnte Figur des Generals spielte. Regisseur Istvan Szábo hatte Hoppe in einer kleinen Rolle in einem Babelsberger Studentenfilm gesehen und wusste: Das ist mein General! Die Klaus-Mann-Adaption wurde ebenso mit einem Oscar ausgezeichnet, wie 1992 Helmut Dietls Film „Schtonk“, in dem Hoppe einen Alt-Nazi spielte. Inzwischen war der vielseitige Mime schon in aller Welt gefragt, spielte in schweizer, chinesischen und bundesdeutschen Produktionen, die teils bei der DEFA entstanden. Einen besonders faszinierenden Charakter schuf er 1983 als Vater Wieck in Peter Schamonis Schumann-Biografie „Frühlingssinfonie“ im Zusammenspiel mit Nastassja Kinski und Herbert Grönemeyer.

Rolf Hoppe, ein König der Bühne und der Leinwand, war besonders eindrucksvoll, wenn er Potentaten in all ihrer Widersprüchlichkeit darstellte. Erstmals gab Konrad Wolf Hoppe 1970 eine solche Aufgabe mit dem spanischen König Karl IV. in „Goya“. Bemerkenswert war auch seine Gestaltung des schwachen Sohns August des Starken in dem Mehrteiler „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ (1984/85).

In den letzten zwanzig Jahren hat Hoppe noch in vielen Filmen unter der Regie von Volker Schlöndorff, Rolf Losansky oder Dani Levy, aber auch in TV-Durchschnittsware gespielt. Nach einem erfüllten Künstlerleben starb Rolf Hoppe am Mittwoch in Dresden kurz vor seinem 88. Geburtstag.

Bilder, Videos und Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.
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