Volkskorrespondent |
Merle Lindemann |
Es gefällt mir nicht |
Anmerkungen zur sogenannten neuen Sammelbewegung
Offensichtlich wird einem gerade mal wieder ein Bekenntnis abverlangt – und zwar zur vielzitierten linken Sammlungsbewegung #Aufstehen …
Ich werde das Projekt weder lächerlich, noch verächtlich machen und ich werde mir auch nicht irgendwelche Urteile aus dem Hintern ziehen, bevor diese Bewegung überhaupt real in Erscheinung getreten ist. Dennoch ist meine spontane Haltung dazu:
Es gefällt mir nicht.
Das hat auch Gründe. Die ersten Impulsgeber sind nahezu ausschließlich Parlamentarier. Eine enge Bindung an den Parlamentarismus hat Vor- und Nachteile. Ein Nachteil ist: Es verunmöglicht etliche Potenziale, die eine APO hätte und auf parlamentarischer Ebene gibt es bereits Sammlungsbewegungen – Sie heißen Parteien.
Die deutsche Protestkultur ist ohnehin schon verbürgerlicht wie nur was. Daher bezweifle ich die effektive Wirksamkeit des Projekts; das bleibt aber natürlich abzuwarten.
Außerdem empfinde ich persönlich die Trailer und Kurzfilme, die ich bis jetzt gesehen habe, als extrem aufgesetzt. Ich erkenne da einen Schwerpunkt beim Thema Arbeitskampf, nicht bei der Systemfrage. Strategisch kann ich das durchaus nachvollziehen, denn natürlich würde man unter Linken beim Thema Arbeitskampf einen größtmöglichen Konsens erwarten.
Ich gehöre aber nun einmal nicht zu den Menschen, denen Arbeit im Sinne von Erwerbsarbeit wert wäre, dafür auch noch kämpfen zu müssen. Ich gehöre wohl eher zu denen, die einem System, das das, was ich zu leisten imstande bin, nicht angemessen honorieren will, schlichtweg den Mittelfinger zeigen. Daher ist dabei für mich derzeit außer dem leicht gesagten Wörtchen „links“ kein wirkliches Indentifikationspotenzial dabei.
Aufhorchen lassen mich darüber hinaus die Worte Oskar Lafonaines, seine Partei irre sich in Bezug auf ihre Haltungen zu Flüchtlingspolitik und Nationalstaat. Das Verlassen linker Positionen in Zeiten des Rechtsrucks ist nun einmal brandgefährlich.
Ja, ich weiß, was einige „Aufsteher“ jetzt gelesen haben wollen, aber ich habe damit NICHT gesagt, Lafontaine und Wagenknecht würden nun rechte Positionen vertreten und ich habe mich damit auch nicht als Kipping-Fangirl oder treue Parteisoldatin geoutet und auch niemandem den Vorwurf der Querfront gemacht. Mir ist nämlich durchaus bekannt, was für eine massive Beleidigung und Verletzung dieser Vorwurf bedeutet, wenn er zu unrecht gemacht wird.
Für alle, die aus meinem ganz persönlichen Missfallen und meiner Skepsis etwas machen wollen, was es nicht ist, habe ich glücklicherweise noch einen zweiten Mittelfinger 
Allerdings möchte ich diesen Text nicht mit zwei erhobenen Mittelfingern abschließen, sondern einfach mit einer Empfehlung zum Umgang mit dieser Debatte:
Entspannt euch mal und macht da keine Gretchenfrage draus, Marke „Sag mir Liebster, wie hältst du’s mit der Sammlungsbewegung?“
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Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
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