Julius Jamal
Warum wir die Grenzen öffnen müssen!
Meine Familie war 1948 im Zuge der Nakba gezwungen zu fliehen, ein Teil ging in die Nähe von Nazareth, ein Teil nach Gaza und ein Teil nach Syrien und den Libanon. Dort war man als Palästinenser Bürger zweiter Klasse, auf den immer mal wieder geschimpft wurde, wenn man einen Sündenbock für innenpolitische Krisen brauchte.
Seit Jahren herrscht nun in Syrien Krieg, wieder sind Verwandte gezwungen zu fliehen, während andere noch dort sind. Heute stehen an der türkisch-griechischen Grenzen Zehntausende Menschen aus Syrien, die ebenfalls geflohen sind und Europa schießt auf sie statt sie reinzulassen, weil man „2015“ verhindern will.
2015 verhindern meint, man will verhindern, dass Menschen, die alles verloren haben was sie hatten, die Familienmitglieder sterben sahen, ein klein bisschen Sicherheit erfahren. 2015 das steht für konservative und rechte Politikerinnen und Politiker in Deutschland für einen vermeintlichen Kontrollverlust. Für die Flüchtenden dagegen war die Grenzüberschreitung 2015 die einzige Möglichkeit aus einem Leben in Unsicherheit und Angst, in ein Leben mit ein bisschen Sicherheit und Hoffnung zu gelangen.
Die Flüchtenden sind und waren keine Gefahr für Deutschland oder Europa, eine Gefahr ist es, wenn „wir“ Menschenrechte endgültig über Bord werfen, weil wir Menschen lieber verrecken lassen wollen, als ein bisschen Geld für Flüchtlingsunterkünfte zu zahlen. Eine Gefahr ist es, wenn wir die Verteidigung der Grenzen über die Verteidigung der Menschenrechte stellen.