Die VR-China ist 70 Jahre alt geworden und die bürgerlichen Medien berichten mit viel Tamtam davon. Eines haben sie gemeinsam, die kapitalistischen Regierungen, ihre Medien und die Spachrohre der sogenannten „KP“-Chinas: Sie schwätzen immer vom Kommunismus. Doch China ist genauso wenig kommunistisch wie ein Huhn Milch geben kann. Schon die sogenannten „Mao Tse Tung Ideen“ die einmal viele Revolutionäre begeistert und mitgerissen haben, waren in auf die Schaffung eines kapitalistischen Staates ausgerichtet und Mao Tse Tung war werder ein Kommunist noch ein klassiker des Marxismus wie einige revisionistischen Parteien es heute noch behaupten.
Aus gegebenen Anlass veröffentlichen wir heute nochmals den Artikel „Das kapitalistische China“ von Sascha, der schon im Juni 2019 in AmericanRebel erschienen ist.
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Sascha
Das kapitalistische China
China ist ein großes Land. Und es gibt eine Menge Leute, die von den Schönheiten des Landes und seinen Sehenswürdigkeiten begeistert sind. Sie sind beeindruckt von seiner Größe und seinem wirtschaftlichen Aufschwung. Bewundert wird die Freundlichkeit und die Lernbereitschaft der Chinesen, ihr Fleiß und ihr Respekt vor persönlichem und wirtschaftlichem Erfolg, der sich schon manchmal sehr deutlich von der Gelassenheit und Flapsigkeit einiger Heranwachsender in unseren Regionen unterscheidet.
Und immer wieder wird die Frage gestellt: Ist das nun ein kommunistisch regiertes Land, wie bürgerliche Massenmedien gern suggerieren wollen, ein Land in dem eine „kommunistische Diktatur“ (und Unterdrückung!) herrscht, oder ist es ein stinknormales kapitalistisches Land, wie die bspw. USA oder Indien auch. Und einige Unverbesserlichen versuchen anhand der chinesischen Verfassung nachzuweisen, daß China sich auf einem „sozialistischen Entwicklungsweg“ befände – ein untauglicher, idealistischer Ansatz! Hier nun ein weiterer Beitrag über China:
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China’s rote Fahnen
Einige naive Geister meinen, wenn bei einem Staat irgendwo eine rote Fahne hängt, daß dort eine kommunistische Gesellschaftsordnung herrscht. Ich beeile mich, sie zu enttäuschen: weder Albanien noch Dänemark, weder Kirgisien noch die Türkei sind kommunistische Staaten – schon gar nicht in dem Sinne, wie es die UdSSR war. Ebenso wenig hat auch das heutige China etwas mit einer kommunistischen Gesellschaftsordnung zu tun.
Ein Land der Milliardäre
Beginnen wir damit, daß China ein Land voller Milliardäre ist – die entsprechenden Ratings stellte sogar „Forbes“ auf. Den ersten Platz nahm im vorigen Jahr der Abgeordnete Wáng Jiànlín (chin. 王健林) ein, der durch den Bau von Büro- und Wohnimmobilien reich wurde. Auf dem zweiten Platz hat sich Jack Ma (geboren als Ma Yun, chin.: 马云) eingerichtet — der Gründer der berüchtigten „Alibaba“-Gesellschaft. Mit seinem Vermögen von 30 Milliarden Dollar ist er etwa doppelt so reich wie der reichste russische Geschäftsmann.
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Ist das etwa sozialistisch?
Man beachte: Der Unternehmensriese „Alibaba“, ein Handelsumschlagplatz mit einem Umsatz von mehreren Hundert Milliarden Dollar, befindet sich in privaten Händen. Hätte man sich etwas derartiges in der UdSSR vorstellen können? Ganz offenbar: Nein. Und noch ein charakteristischer Zug. In westlichen Organisationen wird oft versucht, nach „sozialistischen Prinzipien“ zu arbeiten, man bemüht sich, den (sozialen) Bruch gegenüber den Mitarbeitern zu verringern. In einigen Firmen darf zum Beispiel das Verhältnis des Gehalts eines Direktors und des letzten Mitarbeiters eines jüngeren Prokuristen das Verhältnis von 9:1 oder sogar 5:1 nicht übersteigen. Und nun stellen Sie sich einmal den Bruch in den Einkünften zwischen dem Milliardär Jack Ma und einem gewöhnlichen Chinesen vor, der in seinem Unternehmen arbeitet… Es wird kaum weniger als 100.000:1 betragen.
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Es ist sehr gut, reich zu sein…
Eine so große Privatisierung in der Art unseres Schreckens der neunziger Jahre (gemeint ist Rußland) gab es in China nicht, nichtsdestoweniger befinden sich sehr viele Gesellschaften, darunter systemtypische, in privaten Händen. In China fehlt zwar nicht nur einfach ein Verbot des Privateigentums (an Produktionsmitteln), doch seit Dèng Xiăopíng werden die Führer Chinas nicht müde, sich in sinngemäß so auszudrücken, daß es gut sei, reich zu sein.
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Die chinesischen Reformen
Gestern wurde mir in einigen Kommentaren geschrieben, daß das kommunistische China die kapitalistische USA ökonomisch besiegt habe. Das ist natürlich lächerlich, da sich die Wurzeln des wirtschaftlichen Aufschwungs von China im weit zurückliegenden Jahr 1978 befinden, als Dèng Xiăopíng den Kurs auf „Reformen und Offenheit“ ausgerufen hatte. Im Grunde genommen haben die Chinesen damals schon so etwas wie unsere (die sowjetische) unheilvolle Perestrojka durchgeführt — sie haben das Land auf die Gleise des Marktes gebracht, dabei jedoch die Macht in den Händen der kommunistischen Partei behalten.
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Ein „gereinigter“ Kapitalismus
Jetzt mischt sich der Staat sehr akkurat in die Wirtschaft ein, bemüht sich in erster Linie, der privaten Initiative nicht zu schaden. Es genügt, daran zu erinnern, daß in China Hunderte von großen Börsen agieren, während man solche in den USA an den Fingern abzählen kann. Wenn man mich fragen würde, in welchem Land man den raffiniertesten, von allen unerträglichen Gebrechen vorangegangener Jahrzehnte gereinigten Kapitalismus sehen kann, würde ich ohne Zögern auf China weisen.
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Chinesische Plagiate
Natürlich hat auch der chinesische Kapitalismus seine unerträglichen Seiten. Das ist insbesondere die unmäßige Korruption, die das ganze System der Macht oben bis nach unten durchdringt, und aufreizend dreist provozierende Schicht der „jungen Eliten“1 mit ihrem demonstrativen Konsum superteurer Klamotten, aber auch die ökologischen Problene und dei Problems mit dem Arbeitsschutz und dergleichen mehr. Nehmen wir einmal die gegenwärtige Wirtschaftsstruktur Chinas, so stellt das Proletariat unter schweren Arbeitsbedingungen teure Spielsachen für die Amerikaner her, die dieses Spielzeug nicht einmal kaufen, sondern sich nur leihen. Das klingt doch nicht sehr kommunistisch, nicht wahr?
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Vorwärts immer, rückwärts nimmer…
Nichtsdestoweniger sind die Chinesen, die ihrem Lebensstandard nach etwa mit uns (in Rußland) unter Jelzin zu vergleichen sind, vollkommen zufrieden. Der Kontrast zu dem ausweglosen Elend jener Zeit unter Mao und der heutigen relativen Zufriedenheit ist viel zu offensichtlich, als daß es irgendjemandem wünschenswert erschiene, sich ein Zurück in die Vergangenheit zu wünschen, außer vielleicht einigen hoffnungslosen Romantikern.
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Ist das „chinesische Modell“ alternativlos?
Anstelle eines Resümees möchte ich bemerken, daß die Staatsordnung in China näher an einer Volksdiktatur ist, als an einer bürgerlichen „Demokratie“ im herkömmlichen Sinn des Wortes. Umso mehr als sich die Härte der chinesischen Behörden auf den Kampf gegen die vom Ausland finanzierte Opposition und ähnliche staatliche Aufgaben erstreckt. Die chinesischen Politiker verhalten sich gegenüber dem privaten Business beliebiger Größe mit ausgesprochener Freundlichkeit: sie haben „eingesehen“, daß eine starke Wirtschaft unter den Bedingungen der heutigen Welt nur eine kapitalistische sein kann.
Quelle:https://fritzmorgen.livejournal.com/1273845.html (Übersetzung: Marina Koch)
Anmerkungen:
[1] Die „jungen Eliten“ («мажоры»). Siehe: https://joinfo.ua/inworld/1168603_Mao-nervno-kurit-zhivut-kitayskie-mazhori.html
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Das kapitalistische China
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Erstveröffentlichung am 16. Juni 2019 in Sascha‘s Welt. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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