Fiete Jensen

3.000 protestierten in Berlin gegen Neonazi-Aufmarsch

700 Neonazis kamen um Rudolf Heß zu huldigen
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Autor Fiete Jensen

Fiete Jensen

Beim alljährlichen „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ versammelten sich am vergangenen Samstag rund 700 Neonazis zu dessen 31. Todestag in Berlin. Der Stellvertreter Hitlers und einziger gefangener aus der Zeit der Nazizeit in der BRD, hatte sich am 1987 im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis das Leben genommen. im sog. Dritten Reich stand die Judenverfolgung im Mittelpunkt seines politischen Wirkens. Heß war unter anderem an der Formulierung der „Nürnberger Rassegesetze“ beteiligt.

Trotz strenger Auflagen der Polizei wurden offen antisemitische Parolen skandiert. Demonstrationsteilnehmer sangen „Wo man Juden deportiert, da ist das Rheinland!“. Gemeint sind vermutlich die Massendeportationen vom Düsseldorfer Schlachthof in den 1940er Jahren in den Distrikt Lublin (Polen) (siehe unten). Es wurden mehrfach Hitlergrüße gezeigt und man hörte den Ruf „Wo ist eure Anne Frank?“

Die zahlreich angereisten Gegendemonstranten aber auch Journalisten wurde belästigt, bdespuckt und körperlich angegangen. Das Fronttransparent der Neonazis zeigte, wie bereits im vergangenen Jahr, das berühmte Rudolf Heß-Zitat „Ich bereue nichts“. Vielfach waren T-Shirts zu sehen, die Solidarität mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck forderten.

Da die Polizei die gewünschte Strecke verweigert hatte, durften die Neonazis nicht zum Platz des ehemaligen Kriegsverbrechergefängnisses in Spandau laufen. Der Treffpunkt am Spandauer Bahnhof wurde noch morgens kurzfristig zum Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain verlegt. Die Demonstration bewegte sich entlang der Landsberger Allee bis zum Bahnhof Lichtenberg.

Rund 3.000 Gegendemonstrationen protestierten mit Sitzblockaden und Sprechchören. 2.300 Polizisten versuchten die Gegendemontration mundtod zu machen und sie auf zu lösen.
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Video der Demo, ins Netz gestellt vom Jüdisches Forum
für Demokratie und gegen Antisemitismus

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Anhang:
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Deportationen aus dem Rheinland

In der Halle des Schlachthofes trafen im Laufe des Tages alle Gruppen ein. Sie mussten dort eine mehrstufige Kontrollprozedur über sich ergehen lassen. Gerade über die Abfertigung vor dieser Deportation gibt es umfangreiches Quellenmaterial, das insbesondere die Beteiligung unterschiedlichster Behördenvertreter vom Vollstreckungsbeamten im Auftrag des Finanzamtes bis zum Hausmeister der Gestapo detailgenau belegt.

Nürnberg, ehemaliger Bahnhof Märzfeld auf dem Reichsparteitagsgelände. Am 24. März 1942 wurden von hier rund 1000 Jüdinnen und Juden nach Izbica deportiert

Die Abfahrt aus Düsseldorf war laut Plan erst am nächsten Tag, am 22. April, um 11.06 Uhr. Der Zug bestand aus zwanzig Personen- und Gepäckwagen. Weitere Reiseumstände wurden in den Akten nicht dokumentiert. In Lublin holte die SS möglicherweise einige junge Leute heraus, die den Eindruck machten, gut arbeiten zu können. Der tatsächliche Zielort des Zuges war nicht Trawniki, sondern Izbica.
Die zweite Deportation aus dem Rheinland in den Distrikt Lublin fand gut drei Wochen später statt. Diesmal wurde der Zug in Koblenz eingesetzt. In der Nähe von Koblenz befand sich die „Israelitische Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn“, die auf Anordnung der Behörden geschlossen werden musste. Die Patientinnen und Patienten waren zum Teil so gebrechlich, dass sie nur liegend transportiert werden konnten. Dies erklärt den Einsatz von “G-Wagen” (gedeckter Güterwagen) bei dem Sonderzug Da 22.

Den ersten Halt machte der Deportationszug in Köln, dort stiegen Juden aus der Region Aachen zu. Weitere Haltepunkte waren Düsseldorf-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Düsseldorf, Mönchengladbach, Grevenbroich), Duisburg-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Geldern, Kempen, Krefeld, Wesel) und Essen-Hauptbahnhof. Damit befanden sich 1.066 jüdische Männer, Frauen und Kinder in den Waggons. In der Korrespondenz des Reichssicherheitshauptamtes mit den Staatspolizeistellen in Düsseldorf, Köln und Koblenz ist als Ziel des Sonderzuges Da 22 Izbica angegeben.

(Für die  Informationen danke ich  Ingrid Schupetta vom NS-Dokumentationszentrum in Krefeld)
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