Es wurde ein staatlicher Sektor geschaffen (210 Betriebe). Von 26 Privatbanken wurden 18 nationalisiert und 2 weitere unter Staatskontrolle gestellt. 1972 standen 90 Prozent des Exports und 60 Prozent des Imports unter staatlicher Kontrolle. In der Landwirtschaft wurde eine Agrarreform in Angriff genommen. In den Jahren 1971 und 1972 wurden 3570 Latifundien mit 5,5 Mill. ha Land enteignet. Die Mindestlöhne wurden um 35% erhöht. Mieten eingefroren, Familienzuschläge erhöht, alle Kinder unter 12 Jahren bekamen täglich einen halben Liter Milch gratis usw. Jedoch verblieben etwa die Hälfte der Großbetriebe und die 10 wichtigsten Großhandelsgesellschaften in der Hand der Großbourgeoisie. 70 Prozent der Massenmedien blieben in der Hand der Reaktion. Im Zuge der Agrarreform wurden zwar der Latifundismus zerschlagen, aber es fand keine direkte Bodenverteilung und Übergabe der Maschinen an die Bauern statt. Die absolute Mehrheit der zahlenmäßig starken städtischen Mittelschichten (etwa 20% Bevölkerungsanteil) wurde kaum von der UP erreicht. Gerade hier gelang es der Reaktion (kleine und mittlere Unternehmer, Einzelhändler, Teile der Intelligenz), große Teile durch politische Demagogie, Drohungen und enorme Korruption auf ihre Seite zu ziehen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielten die 735.000 Angestellten. Ein Großteil der Angestellten stand unter christdemokratischem Einfluss.
Während der Wahlen im September 1970 errang die Unidad Popular 36% der Stimmen. Im Frühjahr 1973 gewann sie bereits 44%. Für die Führer der faschistischen Bewegung „Patria y Libertad“ war das das Signal zum bewaffneten Putsch. P. Rodriguet, rief nach den Wahlen im März 1973 dazu auf: „Allende muss heute gestürzt werden und nicht morgen. Wenn 1976 Präsidentenwahlen stattfinden, dann wird die Unidad Popular 80% der Stimmen erhalten“. Die Nacht der blutigen Diktatur und des grenzenlosen Terrors fiel nicht von ungefähr über Chile herein. Der 11. September war nicht der plötzliche Schurkenstreich einiger Generale. Er war von langer Hand vorbereitet. Das Verbrechen wurde in den Büros der amerikanischen Konzerne ITT und Kennecott, in der Zentrale des CIA und in den Geschäftsräumen der chilenischen Monopolbourgeoisie und ihrer Parteien ebenso heimtückisch geplant wie in den Stabsquartieren der verräterischen Militärs.
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Die große Verschwörung des Dollar-Imperialismus
Das hauptsächliche Interesse an der Ausbeutung der Schätze Chiles, an der Fortdauer der wirtschaftlichen Abhängigkeit, des Elends der Chilenen, hatten die führenden Monopole und großen multinationalen Konzerne. Allein rund 110 US-Unternehmen hatten in der Andenrepublik 1970 etwa 1,5 Milliarden Dollar investiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten aber auch 65 BRD-Unternehmen fast eine Milliarde DM Kapital in die chilenische Wirtschaft investiert. An der Ausbeutung des chilenischen Volkes beteiligten sich auch Großunternehmen aus Großbritannien, den Niederlanden, Italien, Japan und der Schweiz. Jeder Dollar, jede Mark, jedes Pfund, das in Chile vom internationalen Großkapital investiert wurde, brachte märchenhafte Gewinne. Ausländische Monopole erzielten von 1956 bis 1965 durch sechs Milliarden Direktinvestitionen in Chile Gewinne von rund 8,1 Milliarden Dollar – einen Profit von 135%. Salvador Allende: „Für jeden Dollar, den wir erhielten, haben wir 4 Dollar zurückzahlen müssen.“ („Deutsche Volkszeitung“, 15.4.71)
Siebenseitiger Brief der chilenischen Tochtergesellschaft an die Farbwerke
Hoechst AG:
„Der so lang erwartete Eingriff der Militärs hat endlich stattgefunden … Säuberungsaktion ist immer noch im Gange… Wir sind der Ansicht, daß das Vorgehen der Militärs und der Polizei nicht intelligenter geplant und koordiniert werden konnte, und daß es sich um eine Aktion handelte, die bis ins letzte Detail vorbereitet war und glänzend ausgeführt wurde… Chile wird in Zukunft ein für Hoechster Produkte zunehmend interessanter Markt sein… Die Regierung Allende hat das Ende gefunden, das sie verdient…“.
Die ausländischen Unternehmen konnten den größten Teil des Profits aus Chile transferieren. Der ITT-Konzern hatte dem Land sogar einen Vertrag aufgezwungen, der es ihm erlaubte, seinen Gewinn in Form von Gold aus dem Andenland herauszuholen.
Die ausländischen Konzerne sahen ihre Profite durch die sozialen Reformen und gesellschaftlichen Umwälzungen gefährdet, die von der Unidad Popular eingeleitet wurden. Ihnen passten weder die Lohnerhöhungen noch die Arbeitsrechte auf Mitbestimmung und erst recht nicht die Maßnahmen zur Nationalisierung des räuberischen Auslandskapitals. Deshalb zählten sie zu den Interessenten und Drahtziehern des blutigen Putsches.
Die CIA und ihr Plan „Centaur“
Neun Jahre lang führte die Central Intelligence Agency (CIA), das Zentrale Nachrichtenamt der USA für geheimdienstliche und Spionagetätigkeit, einen unterirdischen Krieg im Andenland: zunächst, um die Mehrheit der UP zu verhindern; später, um Salvadors Allendes Wahl zum Präsidenten zu vereiteln; schließlich, um den Sturz der UP-Regierung herbeizuführen und den faschistischen Ausrottungsfeldzug der Militärjunta gegen die patriotischen Kräfte des chilenischen Volkes zu ermöglichen.
Während des Wahlkampfes 1970 intensivierten US-Monopole, CIA und Nixon- Administration ihre Umtriebe in Chile. Ziel: Verhinderung der Wahl Allendes. 400 CIA- Agenten wurden eingeschleust. Im Zusammenspiel mit ITT entfachte die CIA eine wütende antikommunistische Hetzkampagne in 40 Radiostationen und zahlreichen reaktionären Zeitungen Chiles. Massive Drohungen wurden verbreitet: Im Falle der Wahl Allendes werde das Land keine Kredite, keine technische Hilfe aus den USA erhalten.
Allende gewann am 4. September 1970. CIA-Spezialist Broe erklärte, er habe daraufhin „den 29. September 1970 für den Beginn eines Aktionsplans zur Schaffung eines Wirtschaftschaos in Chile vorgeschlagen“. Die CIA war im besonderen darauf aus, „alle wichtigsten politischen Parteien zu unterwandern, die regierungsfeindlichen Demonstrationen und Gruppierungen zu unterstützen und die oppositionelle Presse zu finanzieren“ („Washington Post“, 20.10.73). Mehrere Attentate, inspiriert durch den CIA, wurden auf Allende verübt. (15.3.71, 11.9.72) Hunderte weitere Attentate wurden von gedungenen CIA-Agenten verübt, um das Land in Bürgerkriegsstimmung zu versetzen. Zur Verwirklichung der US-Strategie, in Chile Bedingungen eines Militärputsches zu schaffen, waren auch Experten des Pentagon, des State Departements sowie speziell die US-Botschaft in Santiago tätig. Nixon im April 71: „Wir dulden diese Art von Regierung des Marxisten Allende nicht“. Kurz darauf liefen die Aktionen des imperialistischen Wirtschaftskrieges gegen Chile an. Die USA sperrten die Kredite. Die materielle Grundlage für den Putsch war die wirtschaftliche Austrocknung Chiles. Über bürgerliche Gerichte in aller Welt ließen die US-Imperialisten die chilenischen Kupferexporte in den Bestimmungshäfen beschlagnahmen (damit Chile die Frachtkosten bezahlen muss) und sie hielten die Kupferpreise trotz mangelnden Angebots am Weltmarkt durch Manipulationen besonders niedrig. Damit wurde Chile einer seiner wichtigsten Einnahmequellen beraubt.
Während die Regierung Allende sich Tag für Tag damit befasste, das düstere Erbe zu überwinden und soziale Probleme zu lösen, konzentrierte sich die einheimische Reaktion ausschließlich auf Sabotage der Regierungstätigkeit, um ein Wirtschaftschaos zu organisieren. – Im Parlament lähmten die Rechten von vornherein systematisch alle Gesetzesinitiativen der Regierung.
- Besitzer von Kaufhäusern und Geschäftsinhaber ließen dringend benötigte Waren in Lagern verschwinden oder organisierten den Schwarzen Markt.
- Die chilenische Oligarchie verschob von 1971 bis 1973 durch Devisenübertragungen mindestens 680 Millionen Dollar ins Ausland.
- Die chilenische Reaktion organisierte „Hungerdemonstrationen“, „an der nur `Damen` aus der vornehmen Gesellschaft teilnehmen.
- Verbrecherische „Streiks“ von Ärzten wurden veranstaltet.
- Vieh wird massenweise geschlachtet und verschoben: „Besitzer … landwirtschaftlicher Betriebe schlachteten ihr Vieh ab, verkauften es ins Ausland und ließen die Felder brach liegen.“ („Stern“, 20.9.73)
– „Streikgelder“ aus dem Ausland: „Der Streik der 40.000 privaten Fuhrunternehmer ebnete den Militärs den Weg zum Putsch. Die Versorgung des Andenstaates, der sich über 4300 Kilometer erstreckt, drohte durch den 47-tägigen Ausstand zusammenzubrechen. Streikführer war ein von nordamerikanischen Fernfahrern gedrillter Chilene. Er sorgte dafür, dass den Streikenden das Geld nicht ausging. Die Fahrer erhielten vierfachen Lohn, die `Spenden` kamen in harter Währung – in Dollars“ („Stern“, 20.9.73).
Heinrich Gewandt (CDU), Bundestagsabgeordneter, Experte für Probleme der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern. Nach dem Putsch versichert er sofort der Militärjunta, daß Chile für das BRD-Kapital nun wieder kreditwürdig werde.
Aber Hilfestellung erhielt die einheimische Reaktion und ihre Drahtzieher in den USA auch aus der BRD. Schon im April 1970 wurde die Entwicklungshilfe „eingefroren“. Der Handel wurde gedrosselt.
Die Rolle des Klerus
1970 kam die Regierung Allende mit christdemokratischer Unterstützung zustande, vor den Konsequenzen des eingeleiteten Prozesses von Reformen wich die Christdemokratische Partei (PDC) jedoch zurück, wanderte immer weiter nach rechts und half mit, den Sturz der UP- Regierung vorzubereiten. Sie unterstützte die Junta in der Annahme, von dieser die Macht zurückzuerhalten. Das war zwar vorerst eine Fehlspekulation, für die Zukunft jedoch eine Möglichkeit. Andererseits wurde der reaktionäre politische Klerikalismus massiv belebt. Beispielsweise hetzte Pater Hasbun 3 Jahre lang über den TV Kanal 13 gegen die Allende- Regierung und rechtfertigte die Konterrevolution. Solche Kleriker gibt es überall in Lateinamerika, und in jedem Land können sie sich auf ein ganzes System klerikaler Einrichtungen, Institute, Vereinigungen, Universitäten und Priesterschulen, stützten, die in den 50er und 60er Jahren vom politischen Katholizismus der USA, der BRD usw. im Interesse der Großbourgeoisie errichtet wurden.
Das Militär Chiles
Den Streitkräften wurde lange Zeit eine „traditionell unpolitische Haltung“ zugeschrieben. L. Corvalan, Chef der KP-Chile Revisionisten, die das Volk in all den Jahren der UP von den Waffen fernhielt und Illusionen über den bürgerlichen Staat verbreiteten, über die Armee Chiles: „Das Volk zweifelt nicht am Patriotismus und an der Verfassungstreue der Armee. Das Volk wird ihrem Marschtritt durch unsere Straßen weiter zujubeln, morgen genauso wie heute“.
Freilich die Tatsachen waren andere: Wann immer in der Geschichte Chiles Arbeiter oder Bauern darangingen, ihren Vorstellungen von einer vernünftigen Ordnung einen Schritt näher zu kommen, stießen sie auf die brutale Gewalt der Ausbeuterklasse. Träger dieser Gewalt aber war stets die Armee. Im Jahre 1903, als die Hafenarbeiter von Valparaiso ihren ersten großen Streik durchführten, fielen 30 Menschen unter ihren Salven; 1905 wurden bei Streikkämpfen in Santiago 200 Personen ermordet; 1906 wurden Massaker gegen Arbeiter auf dem Colon-Platz in Antofagasta verübt; 1907 mähten die Militärs auf dem zentralen Platz in Iquique mehr als 2000 wehrlose Menschen mit Maschinengewehren nieder; 1925 waren es 3000 Chilenen, die in Coruna ermordet wurden; 1948 wurde Militär gegen einen Bergarbeiterstreik in Lota eingesetzt; 1957 schlugen Truppen Massenstreiks und Demonstrationen von Arbeitern, Angestellten und Studenten blutig nieder; 1967 wurde ein Streik der Kupferarbeiter blutig zerschlagen. Von einer demokratischen Armee, die die Verfassung achtet und sich nicht gegen eine gewählte Regierung wenden würde, wie die Revisionisten schwärmten, davon konnte beileibe nicht die Rede sein.
Pinochet: „(…) Demokratie muss hin und wieder in Blut gebadet werden, damit sie wirklich eine Demokratie sein kann“.
Die Führungskader der chilenischen Streitkräfte wurden zu 68 Prozent an USA- Einrichtungen ausgebildet. 24.000 Angehörige des Carabinerie-Korps erhielten durch US-Instrukteure eine Spezialausbildung. General Pinochet selbst hatte sich 1965, 1968 und 1972 in der Panamakanalzone bzw. an einer Militärakademie in den USA aufgehalten und war außerdem jahrelang Militärattache in Washington. Die Mehrzahl der Generale und höheren Offiziere der chilenischen Armee kommt aus der besitzenden Klasse. Sie ist der Oligarchie, den Interessen des Kapitals und des Großgrundbesitzes eng verbunden.
„In den fünfziger Jahren entstand im Pentagon eine vom Außenministerium unterstützte Doktrin, die im wesentlichen folgendes besagte: bilde die Offiziere eines Landes aus, gib seinen Militärs Waffen, und dieses Land wird Eigentum der Vereinigten Staaten werden.“ (L.Dupree: „Democracy and the Military Base of Power“, Middle East Journal, XXII, 1968) Ihre Ausbildung erfuhren die reaktionären chilenischen Militärs jedoch nicht nur in den USA. Die chilenische Armeeführung ließ ihre Offiziere auch deutschen Militärakademien anvertrauen („Nordeutscher Rundfunk“,13.7.71).
Der ROTE MORGEN – KPD/ML-Zeitung – berichtet am 26.6.1976 ausführlich über die Ausbildung für Faschisten aus Chile in der Bundeswehr. Diese Ausbildung sei Bestandteil der „brüderlichen Hilfe“ des westdeutschen Imperialismus für das chilenische faschistische Regime. Angehörige der Kampftruppenschule Hammelburg oder der von Wetzlar „berichteten von Folterlehrgängen im Rahmen ihrer Ausbildung. Spezialeinheiten der Bundeswehr wurden dabei u.a. darin unterrichtet, Gefangene zum Reden zu bringen, indem sie ihnen mit einem Handtuch die Luft immer mehr abdrosseln, bis sie kurz vor dem Ersticken sind usw.“ (RM, 26/76)
Die chilenischen Armeeangehörige durften sich in der BRD wie zu Hause fühlen.
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Zur verhängnisvollen Rolle der modernen Revisionisten
Im Staatsapparat und in der öffentlichen Verwaltung „saßen bis zu drei Viertel Gegner der Unidad Popular. Sie leisteten entsprechenden Widerstand gegen alle Maßnahmen der Regierung“. („Ist Chile bei uns möglich?“, Frankfurt/Main 1973) Die Rechtskräfte stützten sich neben ihren parlamentarischen Positionen vor allem auf die Justiz.
Im Gesamtsystem der vom Rechtsblock betriebenen „Strategie der institutionellen Konfrontation“ hatten die Vertreter der Reaktion in der Justiz besonders zu garantieren, dass alle „Spielarten konterrevolutionärer Aktion … voll abgeschirmt“ wurden. („Kritische Justiz“, Ff/M, 3/73). Zum ABC des Marxismus-Leninismus gehört bekanntlich, dass „die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzten“ kann („Manifest“). Die Aufgabe der proletarischen Revolution ist es, „nicht mehr wie bisher die bürokratisch-militärische Maschinerie aus einer Hand in die andere zu übertragen, sondern sie zu zerbrechen, und dies ist die Vorbedingung jeder wirklichen Volksrevolution“, sagte Marx in einem seiner Briefe an Kugelman vom Jahre 1871. Und zu den Grundfragen der Revolution zählt die Frage der Macht.
Diese wird gebraucht, um den Widerstand der Gutsbesitzer und Kapitalisten zu brechen; den Aufbau im Geiste des Zusammenschlusses aller Werktätigen um das Proletariat zu organisieren und die Revolution zu bewaffnen, eine neue Armee der Revolution zu schaffen, die zum Kampf gegen die äußeren und inneren Feinde da ist.
Eine Revolution, die sich nicht (militärisch) zu verteidigen versteht, ist nichts wert.
Auf ihrem IX. Parteitag 1961 beschloss die „K“ P Chiles einen „nichtkapitalistischen Weg“ einzuschlagen. Analog zu den revisionistischen Thesen Chruschtschows, die auf dem XX. Parteitag 1956 erstmals vorgetragen wurden, setzte die chilenische Partei ihre „friedliche, parlamentarische Entwicklung zum Sozialismus“ um. Seit 1970 wurde Chile als Musterbeispiel eines „friedlichen Weges“ propagiert. Noch im Juni 1973, keine drei Monate vor dem blutigen Putsch, feierten die Revisionisten die reaktionären Streitkräfte: „… die bewaffneten Kräfte Chiles sind das Volk in Uniform, sind Patrioten und respektieren die Verfassung, sie sind es, denen es gelingen wird, diejenigen zu zerbrechen und zu zerschlagen, die einen Staatsstreich versuchen werden.“
Einzig die revolutionären Kommunisten brachten den Willen der Massen zum Ausdruck, als sie forderten: Das Volk in Waffen!
Doch die Revisionisten sabotierten die Kampfbereitschaft großer Teile der Bevölkerung, indem sie kurz vor dem Putsch ein Gesetz zur Waffenbeschränkung unterstützten, das dem Volk verbot, Waffen zu tragen.
Luis Corvalan, Generalsekretär des ZK der Revisionisten, hetzte lieber gegen diejenigen die die Gefahr voraussahen: „Die These für bewaffneten Kampf und die verantwortungslosen Aufrufe zur Gewalt müssen ein für allemal ein Ende nehmen. Wenn sie nicht aufhören, müssen sie als volksfeindliche Handlungen definiert und mit Gewalt unterdrückt werden.“ Wohlgemerkt, diejenigen die für eine Volksbewaffnung waren sollten nach Meinung der Revisionisten „mit Gewalt unterdrückt werden“.
Und: „Die Einheit aller Kräfte der Volksunion setzt die Niederringung ultralinker Positionen als Hauptaufgabe voraus.
„
Wäre das chilenische Volk 1973 bewaffnet und auf den Kampf vorbereitet gewesen – die Lage hätte anders ausgesehen.
Am 11. September fehlten dem Volk aber nicht nur die Waffen, ihnen fehlte auch die starke, revolutionäre Organisation, die den Kampf hätte leiten können. Das allein aus dem Grund, weil die modernen Revisionisten das Volk ideologisch, politisch und militärisch entwaffnet hatten und es in dieser Position der Schwäche auslieferten. So musste es eine schwere Niederlage erleiden.
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Djakarta – Ankündigung blutigen Massenmords
Immer häufiger tauchten 1973 Losungen der Reaktion auf, die ein zweites „Djakarta“ forderten. Gemeint war damit der Putsch des Militärs in Indonesien 1965, wobei Hunderttausende Kommunisten ermordet wurden.
In der Selbstkritik des Politbüros des ZK der Kommunistischen Partei Indonesiens heißt es dazu: „Damals, am 30. September 1965, gelang es den amerikanischen Imperialisten und ihren Lakaien innerhalb weniger Wochen Hunderttausende vom Mitgliedern der KP Indonesiens, von Patrioten und Revolutionären zu ermorden. Der Schlag konnte gelingen, weil die Partei in dieser Zeit der Linie der modernen Revisionisten folgte, weil die Partei und das Volk unbewaffnet und ungerüstet dem weißen Terror der Konterrevolution gegenüberstand. Gerade damals predigten die Chruschtschow-Revisionisten, dass die amerikanischen Imperialisten „vernünftig“ geworden seien und propagierten überall die Theorie des „friedlichen Übergangs zum Sozialismus“, den Verzicht auf die gewaltsame Revolution. Das war nicht nur vollständiger Verrat am Marxismus-Leninismus, sondern wie die Ereignisse vom 30. September 1965 zeigten, auch eine verbrecherische und gefährliche Politik, die die Völker entwaffnet und sie dem konterrevolutionären Terror ausliefert.“ („Roter Morgen“, 24/75).
Im Gegensatz zur KP Chiles zogen viele Arbeiter die richtigen Konsequenzen. So veröffentlichte die Wochenzeitung „Chile Hoy“ am 6. Juli 1973 ein Gespräch mit Arbeitern eines Betriebes im Industriegürtel O`Higgins: „Ich glaube, dass es keine Revolution ohne bewaffneten Kampf gegeben hat. Man muss zu den Waffen greifen, sieh mal: China, Russland, Kuba …. Sollen wir eine Revolution mit Stöckchen machen in einer Zeit, wo der Mensch auf dem Mond gelandet ist? Wir sind doch nicht naiv!
Chile Hoy: Und warum, meint ihr, hat es bewaffneten Kampf gegeben?
Antwort: Weil die antagonistischen Klassen kämpfen müssen. Weil die Reichen sich das nicht wegnehmen lassen wollen, was sie dem Volk gestohlen haben. Sie haben mit aller Gewalt ihre Privilegien verteidigt und werden das auch weiterhin tun, solange die Welt so bleibt. Sowohl hier in Chile wie in Vietnam: Wir alle müssen kämpfen, Genossen! Ich glaube, ein Bürgerkrieg ist unvermeidlich, und für den Fall muss man das Volk rüsten.“ („Zitiert nach: „Konterrevolution in Chile, Analysen und Dokumente zum Terror“, Hrsg. „Komitee „Solidarität mit Chile“, rororo-aktuell 1717, 1973).
Eine Klarheit, die nichts zu wünschen übrig ließ. Die Revisionisten verbreiteten weiter Illusionen. Gerade jetzt, nach der erneuten Wiederwahl Allendes, die auch eine große Willensbekundung der Werktätigen gegen die Reaktion war, musste der Übergang zu revolutionären Massenaktionen vorbereitet werden, musste das Volk bewaffnet werden. Doch die Unidad Popular blieb den Putschisten vollkommen wehrlos ausgeliefert. Auf die Frage des „Spiegel“, ob die Regierung Allende nicht Waffen an das Volk hätte verteilen sollen, antwortete die Witwe Allendes: „Wir hätten keine Waffen an das Volk verteilen können, weil das verfassungswidrig gewesen wäre. Und die Regierung Allende hatte ja gelobt, die Verfassung zu respektieren.“ Wie man sieht: Ein tödliches Gelöbnis an einen Gegner, der selbst die Verfassung nicht einhält.
Doch es gab ihn, den Widerstand. In vielen Teilen des Landes setzten sich Partisanengruppen bewaffnet gegen die Junta zur Wehr. Die Bergarbeiter streikten. In Santiago demonstrierten Schüler und Studenten. Immer wieder wurden
Militärpatrouillen überfallen, Soldaten des Regimes getötet. In Arena sprengten Partisanen das Munitionsdepot in die Luft. Viele Arbeiter, auch die Anhänger der Christdemokraten, der MAPU, der Sozialistischen Partei und der „K“ P Chiles kämpften gemeinsam. Sie verrieten nicht ihre Klasse, sondern deren Feinde in den Parteispitzen.
Zur Rolle der Revisionisten im Ausland
Nach dem militärfaschistischen Putsch in Chile entstand weltweit eine breite Kampagne der Solidarität mit dem chilenischen Volk. Diese Kampagne, die aus den antiimperialistischen und internationalistischen Gefühlen der Massen entspringt, diente dem Kampf des chilenischen Volkes. Anders die Kampagnen der Revisionisten. Ihre Kampagnen waren defaitistisch. Das Volk war hauptsächlich das Opfer. Es verging kein Tag an dem nicht die „UZ“ und das „Neue Deutschland“ die Knechtung Chiles bejammerten. Sie stellen das Land als ein Totenhaus dar, in dem die Junta jeden Widerstand bricht. Keine Erwähnung fand dagegen der bewaffnete Widerstand. Sie stellten die Junta als etwas schicksalhaftes hin, gegen das man nur protestieren oder Solidaritätsversammlungen abhalten kann.
Diese Berichterstattung entsprach der revisionistischen Theorie vom friedlichen Übergang zum Sozialismus, die revolutionäre bewaffnete Aktionen gegen den Klassenfeind ausschließt. Die Chilenen im Ausland wurden benutzt, um „Solidaritätsbewegungen“ zu organisieren, deren Hauptinhalt darin bestand, ihre wirkliche Verantwortung bei den Geschehnissen zu vertuschen.
Die Tragödie Chiles war der völlige Bankrott der revisionistischen Thesen über den „friedlichen Übergang“ zum Sozialismus. Aber die Revisionisten beharrten weiter darauf. Auf dem XXV. Parteitag der KPdSU erklärt Breschnew: „Chiles Tragödie hat die These der Kommunisten von der Möglichkeit verschiedener Wege der Revolution, darunter auch eines friedlichen, keineswegs aufgehoben.“
Die Rivalität der Supermächte um Einflussgebiete
Die Ereignisse in Chile müssen aber auch im Gesamtrahmen der amerikanisch-sowjetischen Rivalität gesehen werden. Auch die Sowjetunion hatte bei den Ereignissen ihre Hände im Spiel gehabt. Die Sowjetunion begann, ihre Schachfiguren verstärkt in Lateinamerika einzusetzen, wobei Kuba benutzt wurde.
Aber Kuba war isoliert. Chile war vorzüglich geeignet, um in die Länder des Andenpaktes einzudringen, die der wirtschaftlichen Beherrschung durch die USA Widerstand entgegenzusetzen begannen. Die Sowjets sind zunächst sehr behutsam vorgegangen, später viel rascher. Ihre Unterstützung für Allende war von sowjetischen Interessen diktiert, nicht von der gerechten antiimperialistischen Sache des chilenischen Volkes. Ziel ihrer falschen Hilfe für das chilenische Volk war es, das Land in eine Einflusssphäre zu verwandeln in oder in einen Gegenstand des Schachers mit der anderen Supermacht. Nach außen hin sprachen sie vollmundig von „Solidarität“. Aber chilenisches Kupfer war nicht nur in den USA, sondern auch in der Sowjetunion und der DDR heiß begehrt. Und wenn diese Geschäfte nicht offen, sondern über Tarnfirmen abgewickelt wurden, so kamen sie doch ans Tageslicht. Die DDR importierte aus Chile, trotzt der vielen Solidaritätsbekundungen, immer wieder Kupfer. So z.B. Ende 1975 über 500 Tonnen Kupfer. Das Kupfer wurde von der Autofagasta Copper Corp. mit dem equadorischen Schiff Isa Puna aus Chile nach Hamburg gebracht und von dort weiter nach Rostock. Das Kupfer wurde am 7. November 1975 geladen und am 9. Dezember auf den ostdeutschen Frachter „Tangerland“ zum Weitertransport nach Rostock umgeladen. („Roter Morgen“, 26/76) Die DDR selber intensivierte ihren Handel mit dem faschistischen Chile. Nachzulesen übrigens in den „Statistischen Jahrbüchern der DDR“ nach 1973. Erwähnenswert ist diese Tatsache darum, weil sich Herr Honecker immer wieder „als großer Freund Chiles“ feiern ließ und viel von „Solidarität“ schwätzte. Eine Legende, die sich bis heute hält.
(Klick um zu vergrößern)
Noch perverser waren die Sowjets, die selbst Waffengeschäfte mit der Pinochet-Junta tätigten, die über die Tarnfirma „Omnipol“ abgewickelt wurden. Eine Steigerung dieser Skrupellosigkeit lieferten nur noch die Maoisten Pekings.
Ihren florierenden Waffenhandel mit der Pinochet-Junta propagierten sie unter der „Drei- Weltentheorie“ Mao Tse-tungs. Danach ist auch Chile als 3.Welt-Land „fortschrittlich“.
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Ein zeitweiliger Sieg des Imperialismus
Am 12. September 1973 bezeichnete ein hoher Beamter der Regierung Nixon den faschistischen Militärputsch in Chile „als einen erfolgreichen Abschluss unserer Politik“. (AFP,18.9.73) Und Reuter am 13.9.73: „Nixon war 48 Stunden vor dem Staatstreich in Chile informiert.“
Die chilenische Reaktion und die amerikanischen Monopole nahmen Rache an Präsident Allende für dessen fortschrittliche und antiimperialistische Politik. Seine Tragik war: Er starb mit der Waffe in der Hand während des Sturmes der Putschisten auf die Moneda. Er verteidigte bis zum Schluss die Demokratie mit dem Gewehr, das er den Massen vorher nicht geben wollte. Seine letzten Worte waren eindringlich und ehren den Antiimperialisten Allende: „Ich werde diese chilenische Revolution verteidigen, und ich werde die Volksregierung verteidigen, weil es das Mandat ist, das mir das Volk übertragen hat. Ich habe keine Alternative, und nur, wenn sie mich mit Schüssen durchlöchern, werden sie meinen Willen auslöschen können, das Programm des Volkes zu erfüllen“. („Aus Reden des Präsidenten der Republik Chile – Salvador Allende Gosses“, Staatsverlag der DDR, Berlin 1973)
Das Andenland war zurückgekehrt in amerikanisches Einflussgebiet. Die Sowjets sahen tatenlos zu, akzeptierten dies. A. M. Scott schrieb im „Journal of International Affairs“, 1968 über die „begrenzte Souveränität“ kapitalistischer Staaten: „Eine mächtige Nation kann das Prinzip der Nichteinmischung nicht respektieren, denn die Führung ausüben schließt oft eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten ein, sei es durch Wirtschaftshilfe (…), Militärmissionen, Programme der militärischen Ausbildung usw.
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Eine der ersten Maßnahmen der Junta war die Reprivatisierung der verstaatlichten Betriebe, d. h. ihre Rückgabe an den US-Imperialismus. Das Volk wurde in Hunger und Elend gestürzt. Die sozialen Reformen wurden gestrichen. Unterernährung, Krankheit wurden wieder Alltag. Ein Heer von Bettlern durchstreifte die Straßen, Mütter suchten in Mülltonnen nach Nahrung für ihre Kinder.
Nachtrag:
Solange der Imperialismus besteht, bleibt auch die Grundlage, bleiben auch die Möglichkeiten für seine unwandelbare Politik der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder, der konterrevolutionären Verschwörungen, des Sturzes rechtmäßiger Regierungen, der Liquidierung fortschrittlicher und demokratischer Kräfte und die Erdrosselung der Revolution bestehen. Die wichtigste Lehre war die, dass, ohne den Opportunismus und Revisionismus zu bekämpfen, der Imperialismus nicht bekämpft werden kann.
Ohne den Revisionismus zurückzudrängen und die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus zu gewinnen, können die Massen im Befreiungskampf nicht siegen.