Rui Filipe Gutschmidt
Dromedare müssen aus libyschen Hafen „evakuiert“ werden –
Ein satirischer Blick übers Meer
Rui Filipe Gutschmidt
Nach einem Artillerieangriff in der Nähe des Hafens von Tripolis, wurden an diesem Mittwochabend dreitausend Dromedare aus der strategisch wichtigen Hafenstadt evakuiert. Evakuierungsbilder kursieren in den sozialen Netzwerken, wobei die Ähnlichkeit zu Bildern von Flüchtlingstreks die von Rechtsradikalen gepostet werden, nicht von der Hand zu weisen ist.
Dromedare auf dem Weg aus der umkämpften Hafenstadt Tripolis – Screenshot YouTube
Tausende Dromedare, die sich auf einer Straße vom Hafen Richtung Süden schieben und dabei den Verkehr blockieren, sind ein seltsames und beispielloses Bild. Das ist selbst in Libyen so. Dreitausend australische Klimaflüchtlinge mit auffälligem Höcker, die auf der falschen Seite des Mittelmeeres an Land gegangen sind und denen in Tripolis am Mittwoch kurz nach Mitternacht im Hafen die Bomben und Granaten um die Ohren flogen. Der Artillerieangriff wurde von Khalifa Hafter, den Kommandeur der libyschen Nationalarmee (LNA) angeordnet. Die Wüstenschiffe wurden Berichten zufolge aus Australien importiert und sollen wohl als zuverlässiges Transportmittel dienen.
Es scheint als wären alle, bis auf etwa 125 Tiere die unterwegs gestohlen wurden, unbeschadet aus der Gefahrenzone gekommen, was man von menschlichen Flüchtlingen die in die andere Richtung unterwegs sind, leider nicht immer behaupten kann. Ob diese 125 als Lasttiere oder aber als Kamelsteak enden ist ungewiss.
Die Quellen dieser verrückten Geschichte sind, wie so oft wenn es um Libyen geht, Twitter und You Tube:
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Übersetzung:
„Laut lokalen Berichten wurden rund 3.000 Kamele aus dem Hafen in Tripolis in Libyen evakuiert, nachdem Artilleriefeuer das Gebiet bedroht hatte.“
Übersetzung:
„3.000 Kamele wurden aus Tripolis, Libyen, evakuiert, nachdem Truppen, die General Khalifa Haftar treu ergeben waren, die Stadt beschossen hatten.“
Jornal de Notícias schrieb:
Ein Reuters-Reporter bemerkte den Moment, als die Behörden gezwungen waren, den Verkehr für Tausende von Tieren einzustellen, um den Folgen des Bombenangriffs zu entkommen. Einige Tiere versuchten sogar anzuhalten, um Nahrung zu finden, aber ohne Erfolg.
Laut der Nachrichtenagentur sagte ein lokaler Händler, dass die Tiere jetzt 45 km vom Hafen von Tripolis entfernt sind, aber dass 125 Tiere von einer lokalen bewaffneten Gruppe gestohlen wurden. Es sollte beachtet werden, dass Kamelfleisch im Land weit verbreitet ist.
Der Konflikt in Libyen schafft weiterhin Zwänge im Land. Seit dem Sturz des Muammar Gaddafi-Regimes im Jahr 2011 ist das Chaos zum Schlagwort geworden. Die Situation wurde durch die Intervention von Khalifa Haftar erschwert, der seit April 2019 versucht, das Kapital zurückzugewinnen. Tripolis steht unter dem Kommando der National Accord Government, die seit 2015 von den Vereinten Nationen anerkannt ist“
Und die Moral von der Geschicht…
Da muss man doch mal inne halten und sich überlegen, wieso die Libyer mit Dromedaren humaner umgehen, als manch ein Europäer mit Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten, in denen sich die Machteliten der USA, Europas und vieler anderer Länder derzeit bereichern. Libyen ist ein solches Kriegsgebiet, in dem konkurierende Fraktionen darum kämpfen, wer den Energiekonzernen das begehrte Öl und Gas aus der libyschen Wüste liefern darf.
Erstveröffentlichung heute oder vor ein paar Tagen in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.
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