Gastautor Rüdiger Rauls, übernommen von »RoterMorgen«
Risiken und Nebenwirkungen
Mit dem Beginn der Impfungen hat das Virus an Schrecken eingebüßt. Wie im Falle der Influenza wird auch Covid-19 nicht aus der Welt verschwinden, aber es ist kontrollierbar geworden. Die Gefahren für die Gesundheit der Weltbevölkerung sinken. Aber die Pandemie hat globale Bruchstellen deutlich gemacht und Spuren in Bewusstsein und Stabilität der Gesellschaften hinterlassen. Beides war schon vorher vorhanden, jedoch treten sie nun verstärkt zutage.
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Bittere Erkenntnis
Selbst die schärfsten Kritiker Chinas kommen nicht umhin festzustellen, dass durch das rasche und entschlossene Handeln von kommunistischer Partei und Regierung beider Ansehen in der eigenen Bevölkerung stark zugenommen hat. Andererseits müssen selbst die entschiedensten Verfechter des westlichen Demokratiemodells eingestehen, dass sich deren Vertreter in der Bewältigung der Krise nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben.
So schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die sonst kein gutes Haar an China lässt: „So einfach ist die Sache allerdings nicht, … dass ein demokratisches Land nichts von den rigiden Methoden lernen könne, mit denen eine Diktatur wie China gegen das Virus vorgeht.“[1] Es ist löblich, dass nun selbst eines der chinafeindlichen Leitmedien sich zu diesem Eingeständnis durchgerungen hat. Für die FAZ geht es dabei nur um das Herabsteigen vom hohen Ross.
Aber für Tausende Menschen in Deutschland und vielleicht Zehntausende in der westlichen Welt kommt diese Erkenntnis leider zu spät. Sie sind gestorben, weil man aus den Erfahrungen Chinas nicht hatte lernen wollen. Lieber hatte man sich in den Grabenkämpfen eines Systemkonflikts verschanzt, den der Westen ohne Not ausgerufen hatte.
Die Bewältigung der Pandemie sollte zum Nachweis für die Überlegenheit des Systems der liberalen Demokratie werden. Da kam es den Herolden der Menschenrechte nicht auf einige Tausend Tote an, die diesem Wettstreit auf dem Tummelplatz politischer Machtkämpfe zum Opfer fielen. Sie sind die Bauernopfer dieses Konfliktes.
Denn die meisten Menschen starben nicht in den sogenannten Unrechtsstaaten sondern in den Demokratien des Westens, allen voran in den USA, dem reichsten und technisch am höchsten entwickelten Land der Welt. Aber auch Deutschland hat sich mit seinen mittlerweile über 70.000 Toten einen Platz unter den Top-Ten auf der Todesliste der Pandemie erarbeitet.
Es ist nun sicherlich müßig zu fragen, wie der Kampf gegen das Virus in Deutschland verlaufen wäre, hätten Leitmedien wie die FAZ die Öffentlichkeit ausführlicher und wohlwollender über die Erfolge Chinas informiert. Aber man zog es vor, den meisten Maßnahmen der chinesischen Führung das Etikett von Hinterlist und Machtgier anzuheften, anstatt Nutzen für die eigenen Bürger daraus zu ziehen oder wenigstens daraufhin zu prüfen.
Wie viele Menschen hätten vielleicht nicht sterben müssen, hätten die Medien ihre Verantwortung wahrgenommen und die Entscheidungsträger aufgefordert, im Interesse der eigenen Bürger politische Überheblichkeit und ideologische Scheuklappen abzulegen. Stattdessen gaben sich führende Medien dieses Landes sehr viel Mühe, einen Bericht über die Erfolge im Kampf gegen das Virus in Wuhan zu verhindern, da er ihnen ein zu positives Bild von den chinesischen Verhältnissen zeichnete.[2]
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