Eren Gültekin

Die Betroffenheit vom Corona-Virus ist klassenabhängig!

Eren Gültekin

In dieser Zeit, in der Millionen von Menschen neben der Angst vor dem Corona-Virus auch um ihre Existenz bangen müssen, gibt es in der profitorientierten kapitalistischen Welt auch Gewinner. Deshalb sitzen wir Menschen nicht im selben Boot, wie stets derzeit erwähnt wird. Neben Amazon haben in kürzester Zeit ebenso die Nahrungs-, Pharma-, Stream- und Videokommunikationsindustrie Umsätze in Milliardenhöhe schlagen können.
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Amazon

Die derzeitige Corona-Krise führte dazu, dass viele Geschäfte schließen mussten und viele Menschen zu Hause blieben. Aus dieser Situation profitierte vor allem ein Online-Händler: Amazon. In weniger als zwei Wochen hat das Riesen-Unternehmen 100 Milliarden an Wert zugelegt. Dies führte natürlich dazu, dass der Gründer und Hauptaktionär Jeff Bezos, der ohnehin der reichste Mensch der Welt ist, dadurch erneut um 10 Milliarden Euro reicher geworden ist. Somit ist er der größte Sieger dieser Krise. Seine geschiedene Frau Mackenzie Bezos folgt ihm mit 4 Milliarden Euro. Nach 25 Jahren Ehe hat sie natürlich einen erheblichen Anteil an Aktien bei Amazon.

Paketrücksendung, Bild YouTube

Die Streaming-Plattform des Konzerns ,,Amazon Prime“, die eine große Auswahl an Filmen und Serien hat, dient zu dieser Zeit als guter Zeitvertreib und ist somit ein zusätzlicher Gewinn für den Online-Händler.

Natürlich ist die Nachfrage derzeit beim Konzern enorm aber dieser „Erfolg“ fußt vor allem auf den miserablen Arbeitsbedingungen der Angestellten und den kaum entrichteten Steuern. Allein in Deutschland kämpfen die MitarbeiterInnen schon seit Jahren für ein tarifgerechtes Gehalt. So ist auch die Situation in dieser schwierigen Zeit für diese nicht besser. Als Beispiel ist ein Mitarbeiter in einem Lager des Konzerns in New York zu nennen, der dort einen Streik organisierte, um für mehr Sicherheit und bessere Bedingungen zu kämpfen. Dieser wurde nun vor wenigen Tagen entlassen.

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Die Pharmaindustrie

Zu weiteren Hauptprofiteuren der Corona-Krise zählt vor allem die Pharmaindustrie. Das Herstellen von Medikamenten, Hygienemitteln, Atemschutzmasken und medizinischen Geräten ist natürlich zurzeit so hoch wie nie zuvor. Zu diesen Gewinnern zählt der Pharmagroßhändler „Phoenix“, der derzeit profitiert, da es bis zu 20-mal mehr Anfragen gibt als sonst. Sie beliefern vor allem Apotheken. Auch die US-amerikanische Firma „3M“, die Atemschutzmasken herstellt und auch im Nordrhein-Westfälischen Hilden produziert, signalisierte, dass die Nachfrage so hoch wie nie zuvor sei. Der Konzern „B.Braun“ im hessischen Melsungen, welcher Desinfektionsmittel herstellt, konnte seine Produktion um 20 Prozent steigern. Auch das Lübecker Unternehmen „Dräger“ bekam einen Großauftrag von der Bundesregierung mit 10 000 Beatmungsgeräten. Dadurch konnte das Unternehmen seit dem 21. Februar seine Aktien um mehr als 40 Prozent steigern. Der einzige Produzent von analogen Fieberthermometern in Europa ist das thüringische Unternehmen „Geratherm“, welches ebenfalls seit dem 21. Februar seine Aktien um 26 Prozent steigern konnte. Dies führte dazu, dass das Unternehmen seine Produktion stufenweise erhöhen wird.

Hier wird ersichtlich, wie dieser Industriezweig, der sich lediglich an Profit und nicht an das Wohlergehen der Bevölkerung orientiert, funktioniert. Aufgrund der hohen Nachfrage explodierten die Preise, beispielsweise findet man Desinfektionsmittel in Supermärkten wie Rewe für wahnsinnige Preise (500 ml für 19,99€).
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Nahrung und Genussindustrie

Es ist kein Zufall, dass die Nahrungs- und Genussindustrie ebenfalls zu den wenigen Gewinnern dieser Zeit gehören. Mit den Hamsterkäufen machen sie Umsätze wie noch nie und steigern ihre Produktionen im Gegensatz zu vielen anderen, bei denen es derzeit stillsteht. So teilte der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern „Nestle“ mit, dass es bei ihnen keine Produktionsprobleme gebe. Durch die Krise ist die Nachfrage nach Klopapier, Nudeln, Mehl, H-Milch und Zitrusfrüchten enorm gestiegen. Auch durch die Aufhebung des Sonntagsfahrverbots für Lkw sorgte diese, in Teilen der Logistikwirtschaft, bei Speditionen und Lagerhaltern für Vollbeschäftigung.

Die Hamsterkäufe führten dazu, dass die Lebensmitteleinzelhandel wie Rewe, Aldi, Edeka und Co. in diesen Tagen viel Umsatz machen. Die Gesellschaft für Konsumforschung veröffentlichte vor kurzem eine Untersuchung, aus der folgendes hervorgeht: „Die Verkaufsumsätze mit Fertigsuppen etwa seien im Lebensmitteleinzelhandel um 112 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gestiegen, bei Fisch- und Obstkonserven um je 70 Prozent, bei Teigwaren um 73 Prozent. Der gesamte Lebensmitteleinzelhandel habe damit in dieser Zeit über alle Waren ein Plus von 14 Prozent verzeichnet.“ Alleine die Produktion von Toilettenpapier wurde in diesen Tagen von den Herstellern bis zu 50 Prozent erhöht, bei manchen von ihnen verlassen aktuell mehr als 1,5 Millionen Toilettenpapierrollen das Band – und das pro Tag. Supermärkte wie „Rewe“ verkaufen teilweise Toilettenpapier für Preise wie 12,99€.
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Stream- und Videokommunikation

Das Schauen von Filmen und Serien über Streaming-Portalen hat schon bereits vor der Krise an Beliebtheit gewonnen, jedoch ist in der aktuellen Phase eine hohe Nutzung solcher Portale zu verzeichnen. Neben Amazons eigenem Streamdienst „Amazon Prime“, sind auch „Netflix“ und co. in den meisten Haushalten unverzichtbar geworden. So wird, um die Langeweile zu vertreiben, Zuhause auf diese Dienste mehr zugegriffen. Es rückte auch ein neues Portal zur richtigen Zeit in den Vordergrund: Disney + bietet im Gegensatz zu seinen Konkurrenten zusätzlich viele Angebote für Kinder, welche besonders in Familienhaushalten überwiegend wahrgenommen wird.

Neben diesen boomt auch das bisher unbekannte Videokommunikations- Unternehmen „Zoom“. Dieser bietet im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten die Möglichkeit, mit einer kostenfreien Version eine Videounterhaltung mit bis zu 100 Personen zu führen. Auch Zoom konnte seit dem 21. Februar seine Aktien mit 40 Milliarden Euro steigern.
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Das Schicksal der arbeitenden Menschen liegt in ihren eigenen Händen

In Medien wird derzeit öfters erwähnt, dass die Reise- und Touristikbranche, das Gastgewerbe und der Maschinenbau am schwersten von der Krise betroffen seien. Seltener wird die Schere zwischen Arm und Reich angesprochen. Allein dadurch, dass die Monopole die aktuelle Krise zu ihren ökonomischen Vorteil nutzen wollen, um ihren Reichtum zu steigern, wird dazu führen, dass die Arbeitenden die Quittung bekommen werden. Wir sitzen nicht alle im selben Boot, da man den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit betrachten muss. Dieser ist so deutlich, wie lange nicht mehr. Eine Welt, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die Profite ist nur realisierbar, wenn auch die Werktätigen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und ihre Forderung unabhängig von utopischen Vorstellungen führen.


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Erstveröffentlichung in „NeuesLeben/YeniHayat“ vor ein paar Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bild und Bildunterschrift teilweise oder ganz hinzugefügt von der Redaktion AmericanRebel

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Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.

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