René Wolf
Marktwirtschaft und Planwirtschaft
Chaos und Vernunft
.
René Wolf
Marktwirtschaft hört sich nett an. Im Gegensatz etwa zur Sklavenhalter-Wirtschaft.
Um an die Waren heranzukommen, braucht man Geld. Das will verdient sein. Wie viel man für seine Arbeit bekommt, das entscheiden die Betriebe. Sie entscheiden auch, wen sie überhaupt gebrauchen können.
Die Freunde der Marktwirtschaft beschweren sich aber auch. Gier und Geiz würden herrschen. Den Markt an sich verteidigen sie. Es sind nur die Teilnehmer des Marktes, die ständig übertreiben.
Die Volkswirtschaft sagt seit Adam Smith: die unsichtbare Hand des Marktes regelt die Versorgung. Das macht sie besser, als es eine Planwirtschaft kann.
.
Lob der Marktwirtschaft
Zum Lob der Marktwirtschaft gehört: der Bedarf wird befriedigt, die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Wenn das so ist, wieso gibt es dann Hunger, miese Wohnungen und schlechte Waren?
Dagegen gibt es jede Menge unsinniger Luxus- Waren.
Uhren etwa, die so viel kosten wie ein Haus.
Zweites Lob der Marktwirtschaft: die Produktion wird effektiver. Nur die besten Produkte setzen sich durch. Erst die Konkurrenz bringt das Beste hervor.
Seltsam nur, dass so viel Müll produziert wird. Statt die Produktion so zu planen, wie es optimal ist. Ergebnis der Konkurrenz: Betriebe gehen pleite, Leute werden arbeitslos, unverkäufliche Waren landen auf dem Müll.
Vernünftig wäre eine Kooperation. Das geht aber nicht, weil nur der überlebt, der andere platt macht.
Ein schönes Beispiel für die Marktwirtschaft finden wir in der Gastronomie.
„All you can eat“ ist ein Angebot, das zeigt, dass es sich nicht jeder leisten kann, sich satt zu essen.
Lebensmittel sind auch nicht einfach gesund. Dafür muss extra (Bio) gezahlt werden
Genuss und Gesundheit sind nicht selbstverständlich.
Der Markt ist kein Dienst an den Bedürfnissen- er ist die Benutzung der Bedürfnisse für den Profit.
Der Markt eliminiert alles, was unverkäuflich ist. Jedes unbezahlbare Bedürfnis. Und jede unverkäufliche Ware.
„Aber wie soll es denn besser gehen?“
Ganz einfach. Mit einer Planwirtschaft.
„Das geht doch nicht. Der Sozialismus hat versagt. Man kann die Produktion nicht planen.“
Dabei plant jeder Betrieb. Innerbetrieblich. Und es wird sogar das Unplanbare geplant. Marktforschung für den Absatz in der Zukunft. Eine Art ökonomischer Hellseherei. Gleichzeitig plant man Werbekampagnen gegen die Konkurrenz.
Die Frage ist, welchen Zweck die Planung hat. Ob eine Gesellschaft für ihre Bedürfnisse plant-oder der Privatproduzent für seinen Profit.
„Aber das Planen geht doch gar nicht im großen Maßstab.“
Wieso nicht? Banken etwa planen ganz schön groß und gewaltig. Da weiß man genau, wie man das Geld der Kunden hin und her schiebt. Fahrpläne funktionieren. Computertechnik macht’s möglich.
„Aber ohne einen Preis für alles nimmt sich doch jeder, was er will.“
Klar, jeder will sicher auch die Bude mit Waschmaschinen vorstellen. Wenn alle alles haben können, wieso sollte dann jemand gierig sein oder klauen?
„Ohne den Zwang zur Arbeit würde niemand arbeiten.“
Jeder arbeitet, der etwas will. Sogar ohne Bezahlung. Zuhause wird geputzt, man betreut Kinder und die Heimwerkelei ist allgemein beliebt. Wer einen Nutzen für sich sieht, der strengt sich an.
Menschen wollen einfach nur mit minimalem Aufwand beste Ergebnisse erzielen.
Die Funktion des Staates in der Marktwirtschaft
Der Staat will Wachstum, weil er bei jedem Geschäft verdient. Also will der Staats den Reichtum der wenigen und Armut der vielen. Weil bei einem Geschäft in der Konkurrenz immer einer mehr gewinnt, als der andere.
Tausch auf Augenhöhe gibt es nur unter gleichen.
Nicht zwischen Armen und Reichen.
.
Der Sozialstaat
Deshalb braucht es den Sozial-Staat. Weil die Wirtschaft ständig Armut produziert. Die Arbeitskräfte müssen aber fit gehalten werden. Löhne und Sozialleistungen müssen reichen, damit die Leute nicht arbeitsunfähig werden.
.
Faulheit
Wenn Menschen von den Mitteln, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, getrennt sind und nur einen geringen Teil ihrer Arbeitsergebnisse als Lohn ausgezahlt bekommen, dann ist Faulheit, also geringe Motivation ganz logisch. Man macht Dienst nach Vorschrift.
Faulheit ist also, gemessen am Stundenlohn, Kampf um Lohnerhöhung.
.
Sozialschmarotzer
Menschen, die erkennen mussten, dass sich alle ihre Anstrengungen für einen Ausbeutungsplatz nicht lohnen, die verlottern schon mal. Sie geben sich auf. Und müssen sich von anderen anhören, sie wären Sozialschmarotzer.
Aber gut, dass wir „im besten aller Systeme“ leben.
.
Über den Autor: Redner, Schauspieler, Marxist, Familienverweigerer und Teilhaber einer offenen Zweierbeziehung (Polyamorist), Allesfresser (nonvegan). Autoverweigerer, Liegeradfahrer. Polemiker und Dekonstrukteur. Reserviert Liebhabern des Denkens seine ergaunerte Zeit zum Zwecke der Revolution und des schönen Lebens bis dahin.
.