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Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.
(Kommis bitte unten eintragen!)
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6. November | Wir brauchen ein Narrativ
„Kaltenstein“, ein fiktives pfälzisches Dorf im Jahre 1951, ist der Schauplatz des aktuellen Sechsteilers der ARD, „Ein Hauch von Amerika“. Siegfried, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verschollene Sohn des Bürgermeisters, kehrt schwer traumatisiert in sein Heimatdorf zurück und will die alte Ordnung wieder herstellen. Seine Verlobte Marie verspricht ihm die Treue, während Schwester Erika die neuen Grenzen ausreizt, denn Kaltenstein hat sich verändert – eine Truppe der amerikanischen Besatzer hat sich im Ort niedergelassen, baut seine Kaserne aus und beabsichtigt dort, ein Lazarett zu errichten.
»RoterMorgen« berichtete
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7. November | Israel: Kampf gegen Corona,
kein Kampf für die Armen
Die Corona-Krise hat die soziale Ungleichheit in Israel weiter verschärft. Eine Politik sozialer Kürzungen und mangelnde Unterstützung für Selbstständige sorgen dafür, dass Israels unterprivilegierte Schichten vor einem verlorenen Jahrzehnt stehen.
»Das Israelbüro der Rosa Luxemburg Stiftung berichtete«
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8. November | 40 Jahre in Haft: Freiheit für Mumia Abu-Jamal!
Am 9. Dezember 2021 ist der 40. Haftjahrestag des linken Journalisten und Black-Panther-Aktivisten Mumia Abu-Jamal. Obwohl der Prozess gegen ihn offen rechtswidrig verlief, wehren Justiz und Behörden ein Wiederaufnahmeverfahren bis heute mit allen Mitteln ab.
»Rote Hilfe news« berichtete
Redaktion RoterMorgen – 9. Dezember 2021
Hurra – „Wir sind Scholz“!
Mit 395 von insgesamt 707 abgegebenen Stimmen wurde Ex-Finanzminister Olaf Scholz (SPD) im Parlament zum 9. Bundeskanzler der BRD gewählt und vereidigt. Danach stellte er die bedeutendsten Ministerien vor, die mit Personen besetzt wurden, die keinen Zweifel daran lassen, dass sie professionelle Politiker/innen sein wollen. Und das heißt in diesem System, professionell daran zu arbeiten, die Interessen von Banken und Konzernen gegen die Interessen der breiten Bevölkerung durchzusetzen und Allerwelt das kapitalistische Gesellschaftssystem als den Normalzustand zu verkaufen.
seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die
Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft
erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“
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Nehmen wir ihn beim Wort!
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Erstveröffentlichung am 9. Dezember 2021 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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Lest dazu bitte auch:
Bürgergeld: Abschaffung von Hartz IV oder Etikettenschwindel?
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Redaktion RoterMorgen – 8. Dezember 2021
Wer bei Europas größtem Autovermieter einen Betriebsrat gründen will, bekommt Aufhe- bungsverträge vorgelegt – oder die fristlose Kündigung. Außerdem versucht der Global Player, der in 105 Staaten weltweit präsent ist, Beschäftigte mit Aufhebungsverträgen und Schadenersatzforderungen aus dem Unterneh- men zu drängen.
Beispiel Düsseldorf: An der Sixt-Station am Flughafen haben es drei Mitarbeiterinnen gewagt, am 20. August ein Schreiben ans Schwarze Brett zu hängen. Die Frauen haben an diesem Freitag zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Bei der soll ein Wahlvorstand bestimmt werden, der die Wahl eines Betriebsrats organisieren darf.
Die Reaktion der Firmenzentrale im 600 Kilometer entfernten bayerischen Pullach folgt prompt. Nur drei Tage später tauchen die Sixt-Geschäftsführer Heiner Schmedt und Timo Schuster höchstpersönlich in Düsseldorf auf, fragen nach den „Beweggründen“ für die Betriebsratsgründung – dabei dürften diese den Führungskräften klar sein: „Die Bezahlung liegt bei gerade 12,17 Euro pro Stunde – also nur 17 Cent über dem von der SPD versprochenen Mindestlohn“, kritisiert der Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Außerdem sei der Flughafen-Counter chronisch unterbesetzt.
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Fristlos gekündigt
In der Firmenzentrale aber scheint die Kritik als Provokation anzukommen. Sixt setzt seither auf maximale Einschüchterung. Am 27. August, also nur eine Woche nach dem Aushang am Schwarzen Brett, reisen die Geschäftsführer Schmedt und Schuster zum zweiten Mal nach Düsseldorf. Einzeln hätten die Top-Manager, so erzählt es Gewerkschafter Tarim, die betreffenden Kollegen/innen dann im Büro des Düsseldorfer Sixt-Betriebsleiters Jürgen Boveleth antreten lassen.
Eine der Frauen wird fristlos gekündigt, zwei weitere bekommen Aufhebungsverträge vorgelegt. Abfindungen von 10.000 Euro werden ihnen darin versprochen. Im Gegenzug sollen sie sich verpflichten, „in sozialen Netzwerken oder auf Bewerberportalen negative Bewertungen oder Äußerungen“ über Sixt „zu unterlassen“, heißt es in dem der taz vorliegenden Vertragsentwurf. „Ich war total schockiert“, sagt eine der Kolleginnen dazu. „Es ist unfassbar, mit welchen Methoden die arbeiten“, wundert sich die zweite. „Ich hatte das Gefühl, mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen.“ Auch sei die angebotene Abfindung von 10.000 Euro „erstaunlich hoch“, sagt Özay Tarim. Fällig gewesen wären nur wenige tausend Euro. Von „Schweigegeld“ spricht der Verdi-Mann deshalb.
Die drei Frauen halten an der Betriebsratswahl fest. Von der Sixt-Belegschaft aber, die in Düsseldorf die Gründung der Arbeitnehmer/innen-Vertretung zunächst unterstützt hatte, kommt keine Rückmeldung mehr – schließlich hat auch Personalchefin Friederike-Katharina Reichenberger, die bei Sixt als „Executive Vice President Global People Management“ firmiert, vor Ort Gespräche geführt. Zur Betriebsversammlung am 21. September meldet sich niemand an.
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Einschüchterung eine bekannte Masche
Umso erstaunter sind Tarim und die drei Einladerinnen, als an diesem Termin plötzlich 18 Kollegen/innen auftauchen. „Wir waren total isoliert, alle orientierten sich an Betriebsleiter Boveleth“, beschreibt der Gewerkschafter die Stimmung. Dann taucht eine Mitarbeiterin des Raumvermieters „DUSConference plus“ auf, die das Treffen für unzulässig erklärt – um trotz der fehlenden Anmeldungen den Vorwurf der Kostentreiberei zu vermeiden, haben die drei einen Raum angemietet, der unter Coronabedingungen zehn Menschen fasst.
Das Angebot des Betriebsleiters, die Versammlung zu verlegen, lehnen sie ab: Nachzügler, die das Treffen nicht finden, könnten ja juristisch gegen die Wahl vorgehen. Die Betriebsversammlung platzt deshalb – stattdessen läuft jetzt ein Antrag auf Einsetzung eines Wahlvorstands durch das Düsseldorfer Arbeitsgericht.
Sixt setzt trotzdem weiter auf Einschüchterung. Am 3. November wird auch den anderen beiden Frauen, denen eigentlich Aufhebungsverträge angeboten wurden, fristlos gekündigt. Bei der Mitarbeiterin, die bereits am 27. August eine fristlose Kündigung erhalten hat, liegt sogar der zweite fristlose Rauswurf im Briefkasten.
Begründet werden die Kündigungen ausgerechnet mit der fehlenden Größe des Versammlungsraums. Die zeige, dass es den dreien „von Anfang an überhaupt nicht um die Durchführung einer ordnungsgemäßen Betriebsratswahl gegangen sei“, schreibt die Pressestelle des Unternehmens auf taz-Anfrage. Noch vor Ort habe Betriebsleiter Boveleth angeboten, für 6.000 Euro einen Raum mit 100 Plätzen im Maritim-Hotel zu organisieren – dass sich Sixt weigert, auch nur die Kosten für den für zuerst angemieteten Raum in Höhe von 180 Euro zu tragen, verschweigt das Unternehmen.
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Nun auch noch Schadenersatz
Weitere Anschuldigungen folgen: Die drei Fauen hätten „Abfindungen in astronomischen Höhen“ gefordert, die Sixt „selbstverständlich abgelehnt“ habe. „Wir haben nie irgendwelche Abfindungen verlangt“, versichern stattdessen die drei. Für das Management ist dagegen klar: „Das Verhalten der drei Mitarbeiterinnen“ sei „an Illoyalität nicht zu überbieten“ – ihnen sei es „allein um eine massive Störung des Betriebsfriedens zu eigennützigen, rechtswidrigen Zwecken“ gegangen.
Sixt hat deshalb die Großkanzlei Pusch Wahlig angesetzt. Mit Datum vom 4. November fordern die Anwälte „gesamtschuldnerisch“ 1.506 Euro Schadenersatz von den drei Mitarbeiterinnen für angefallene Lohnkosten, Anwaltsgebühren und die 180 Euro für den bei „DUSConference plus“ angemieteten Raum. „Die wollen uns aushungern“, sagt eine von ihnen. Als schon im August fristlos Gekündigte ist sie seit drei Monaten ohne Einkommen. Selbst auf einen Brief des SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty, der sich „fassungslos“ angesichts der „Betriebsratsverhinderung“ zeigt, reagiert Sixt pampig. Den Vorwurf „vorsätzlichen Rechtsbruchs“ oder „sogar strafbaren Verhaltens“ verbitten sich die Geschäftsführer Schmedt und Schuster.
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Düsseldorf kein Einzelfall
Auch am Frankfurter Flughafen wollten Sixt-Beschäftigte einen Betriebsrat gründen, auch hier gab es drei fristlose Kündigungen – eine davon sogar am 18. Oktober unmittelbar vor Beginn der Betriebsversammlung, in Anwesenheit der Belegschaft. „Damit war für alle Mitarbeiter/innen klar, wie sie aus Sicht des Arbeitgebers abstimmen sollten“, sagt der Frankfurter Verdi-Gewerkschaftssekretär Philipp Schumann. Und tatsächlich gaben fast alle leere Stimmzettel ab, die als Nein zu werten sind. Die Wahl der Arbeitnehmer/innenvertretung ist damit gescheitert. Sixt schreibt, die fristlosen Kündigungen seien notwendig gewesen. Die Rausgeworfenen hätten Freunden „Fahrzeuge der Luxusklasse“ mit „unzulässig hohen Nachlässen“ vermietet. Auch werde vermutet, die Betriebsratsgründung sei nur vorgeschoben gewesen – „um die eigene Verhandlungsposition für den Fall einer fristlosen Kündigung vor dem Arbeitsgericht verbessern zu können“, erklärt der Autovermieter ernsthaft.
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ver.di: Strafanzeige wegen Behinderung von Betriebsratsgründung
Wegen Behinderung der Betriebsratsgründung hat hat der Kollege Özay Tarim in seiner Funktion als Gewerkschaftssekretär jetzt Strafantrag gegen Sixt erstatten. Dem Gewerkschafter scheint klar, warum die Autovermietung so massiv gegen die Beschäftigten vorgeht: „Wenn es an mindestens zwei Standorten Betriebsräte gibt, können wir einen Gesamtbetriebsrat einberufen“, sagt der Gewerkschafter. „Und der Gesamtbetriebsrat, der könne dann selbstständig Wahlvorstände ernennen – Betriebsversammlungen dürften nicht mehr torpediert werden„.
RoterMorgen steht hinter den entlassenen Sixt-Kolleginnen und wird weiter über ihren Kampf berichten!
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Lest dazu bitte auch:
https://rotermorgen.eu/presseschau-betriebsratsbehinderung-und-union-busting-in-deutschland/
Erstveröffentlichung am 4. Dezember 2022 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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Mesut Bayraktar – 7. Dezemberber 2021
200 Jahre Dostojewski: Wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht
Über Dostojewski kann man vieles schreiben. Das liegt nicht nur an der Mannigfaltigkeit der Themen, die er mit seinen Romanen und zahllosen Figuren verhandelt. Auch sein Leben ist von radikalen Widersprüchen gekennzeichnet. Nicht selten gibt das Anlass, Dostojewski selbst wie eine literarische Figur zu behandeln – als Spieler, als Doppelgänger, als Mörder, als Jüngling, als Dämon, als Idiot, als Verbrecher oder als Aufzeichner aus dem Kellerloch.
Entscheidend jedoch für die Größe seiner Werke und für seine Überzeugungen war die Katorga: die Verurteilung zur vierjährigen Verbannung nach Sibirien, verbunden mit Zwangsarbeit von 1850 bis 1854 und anschließend sechsjähriger Militärpflicht als Soldat. Das war ein Einschnitt in seinem Leben.
Als utopischer Sozialist und Mitglied einer unbedeutend kleinen Gruppe hatten er und seine Gefährten im Schatten der Europäischen Revolutionen von 1848/1849 den Entschluss gefasst, ein Attentat auf den Zaren auszuüben. Sie wurden gefasst. Dostojewski, schon damals mit seinen Romanen wie »Arme Leute« oder »Weiße Nächte« bekannt, wurde zur Todesstrafe durch standrechtliche Erschießung verurteilt. Kurz vor der Exekution ereilte die Henker der Begnadigungsakt des Zar Nikolaus I. Möglicherweise, wie die Forschung heute sagt, handelte es sich um eines von vielen Schauprozessen, um die junge Intelligenzija, die von den revolutionären Umtrieben in Europa begeistert war, abzuschrecken und an das Zarenreich zu binden. Bei Dostojewski war das Kalkül mehr oder weniger aufgegangen. Nach zehn Jahren im brutalen Strafsystem und die 1861 gefolgte „Bauernbefreiung“ per Dekret durch Alexander II., womit der Kapitalismus in Russland sich enthemmter zu entfalten begann, brach Dostojewski mit der Revolution, dem utopischen Sozialismus und dem Kampf der Massen gegen ihre Unterdrückung. Von da an gab es für ihn drei neue Bezugspunkte, die er im »Tagebuch eines Schriftstellers« ausführt: Zar Peter I., als Erneuerer der russischen Monarchie, Puschkin, als Prophet des russischen Volksgeistes, und die oströmisch-christliche Orthodoxie als geschichtliches Fatum des russischen Volkes. 1881 starb Dostojewski im Alter von 59 in Sankt Petersburg als Weltstar der Literatur und treuer Untertan des Zaren.
Die »Aufzeichnungen aus dem Totenhaus« – 1860 nach der Katorga veröffentlicht – markieren diese Bruchstelle seines Schaffens. Das Buch ist ein literarisch-protokollarischer Roman, ein autobiographischer Querschnitt in Romanform, der literarisch verklärend nicht von Dostojewski spricht, um von Dostojewski zu sprechen und die Erfahrungen sowie Eindrücke aus der Katorga beschreibt. Schon 1854 schreibt er im Brief an seinen Bruder: „Wie viele Typen, Charaktere aus unserem Volk habe ich aus der Katorga mitgenommen! … Wie viele Geschichten von Vagabunden und Räubern und überhaupt vom dunklen, bitteren Alltag. Das reicht für ganze Bücher.“ All seine Werke, insbesondere die späten, handeln genau in diesem Sinn von der Katorga, die das Fleisch seiner Gedanken wurde. Durch sie lässt sich nicht nur das vorrevolutionäre Russland in all seinen Phänomenen und Elementen besser verstehen. Seine Romane handeln von der Gewalt, die die Begierde nach Freiheit in den Willen zum Gehorsam bricht, davon, wie die Gewalt aus Menschen Sklaven macht. Ob Myschkin, Roggochin, Ippolit, Raskolnikov, Stawrogin oder Ivan Karamasow und viele mehr – sie alle sind hervorgegangene Typen aus dieser Praxis der Erniedrigung, des Umbrechens von innen.
In dieser Hinsicht blieb Dostojewski auch nach der Katorga immer mit der Revolution und den unterdrückten Massen verbunden. Seine Literatur verrät ihn. Deshalb fasziniert sie noch heute, wo die Katorga mit unterschiedlichen Formen und Mitteln die Unterdrückten heimsucht. Seine Literatur wurde revolutionärer als er selbst.
Fjodor Michailowitsch Dostojewski
gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Seine schriftstellerische Laufbahn begann 1844; die Hauptwerke, darunter „Schuld und Sühne“, „Der Idiot“, „Die Dämonen“ und „Die Brüder Karamasow“, entstanden in den 1860er und 1870er Jahren. Dostojewski schrieb neun Romane, zahlreiche Novellen und Erzählungen und ein umfangreiches Korpus an nichtfiktionalen Texten. Das literarische Werk beschreibt die politischen, sozialen und spirituellen Verhältnisse zur Zeit des Russischen Zarenreiches, das sich im 19. Jahrhundert fundamental im Umbruch befand. Zentraler Gegenstand seiner Werke war die menschliche Seele, deren Regungen, Zwängen und Befreiungen er mit den Mitteln der Literatur nachgespürt hat; Dostojewski gilt als einer der herausragenden Psychologen der Weltliteratur. Fast sein gesamtes Romanwerk erschien in Form von Feuilletonromanen und weist darum die für dieses Genre typischen kurzen Spannungsbögen auf, wodurch es trotz seiner Vielschichtigkeit und Komplexität selbst für unerfahrene Leser leicht zugänglich ist. Seine Bücher wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.
Erstveröffentlichung am 30. November 2021 auf »Yeni Hayat«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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Volkskorrespondentin Kiki Rebell – 6. Dezember 2021
Wir brauchen ein Narrativ
„Kaltenstein“, ein fiktives pfälzisches Dorf im Jahre 1951, ist der Schauplatz des aktuellen Sechsteilers der ARD, „Ein Hauch von Amerika“. Siegfried, der in sowjetischer Kriegsgefangenschaft verschollene Sohn des Bürgermeisters, kehrt schwer traumatisiert in sein Heimatdorf zurück und will die alte Ordnung wieder herstellen. Seine Verlobte Marie verspricht ihm die Treue, während Schwester Erika die neuen Grenzen ausreizt, denn Kaltenstein hat sich verändert – eine Truppe der amerikanischen Besatzer hat sich im Ort niedergelassen, baut seine Kaserne aus und beabsichtigt dort, ein Lazarett zu errichten.
Das Dorf entwickelt sich zum Unverständnis der meisten Bewohner/innen in einen US-Garnisonsstandort, mit dem sich zwangsweise jeder in irgendeiner Form arrangieren muss. Der düstere Stadtname Kaltenstein ist Programm und die Handlungsmotive sind klar verteilt. Deutsche sind rückständig, Amerikaner modern!
…Im Mittelpunkt der Handlungen steht die Beziehung von Marie Kastner und dem GI George Washington. George ist schwarz und in der Army quälen und mobben ihn weiße rassistische Rekruten und Vorgesetzte. Sie benutzen N-Wörter und erregen sich an sexuellen Stereotypen.
…Gerade in dem Moment, als sich zwischen Marie und George eine Beziehung entwickelt, kehrt Maries totgeglaubter Verlobter Siegfried nach siebenjähriger Kriegsgefangenschaft aus der Sowjetunion zurück. Marie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Sandkastenliebe, die als gebrochener Mann zurückgekommen ist, und den Gefühlen, die sie für George empfindet.
Doch es geht voran, das Wirtschaftswunder „leuchtet am Horizont“. Viele ziehen trotz Vorurteile ihre Vorteile aus der angespannten Lage. Der Bürgermeister verscherbelt ein Gemeindegrundstück zum Bau des US-Militär-Krankenhauses und wird Generalunternehmer, Marie nimt eine Stelle als Haushaltshilfe beim kommandierenden Colonel McCoy (Philipp Brenninkmeyer) an, ihr Bruder verscherbelt Kitsch und Brandbilder an die GIs. Der neue Gastwirt Schwiete (Samuel Finzi) importiert die erste Wurlitzer-Musikbox, forscht insgeheim zur Deportation eines jüdischen Verwandten und engagiert einen Hitler-Imitator (Godehard Giese) zur Unterhaltung.
…Schlechter getroffen hat es die Bauernfamilie Kastner, die zwischen rohen Holzmöbeln in schmutziger Kleidung und ohne Elektrizität ihr hinterwäldlerisches Dasein fristet. Der ruppige Vater Heinrich (Aljoscha Stadelmann), die sanfte Mutter Luise (Winnie Böwe), der versehrte, erst siebzehnjährige Vinzenz (Paul Sundheim) und Erikas beste Freundin, die Marie (Elisa Schlott), werden enteignet.
Schon im Vorspann werden die Zuschauer/innen mit den Sätzen: „Diese historische Miniserie enthält rassistische Sprache und andere Formen von Diskriminierung, welche die Lebenswirklichkeit zu Beginn der 50er-Jahre widerspiegeln und heute immer noch existiert“ auf die zu erwartende verbale und körperliche Gewalt unter den Protagonisten hingewiesen. Wer nun aber glaubt das der Sechsteiler konsequent über Vorurteile, Rassismus und Emanzipation aufklärt wird enttäuscht. Für historische Mentalitäten nach der Nazizeit interessiert sich „Ein Hauch von Amerika“ allerdings nachrangig. Kurze Aneinanderreihungen von Ereignissen die uns eigentlich auf die Palme bringen sollten, werden dann nicht weiter beleuchtet und deren Bedeutung nicht in die eh schon geringen Geschichtskenntnisse des deutschen Durchschnittsbürgers eingefügt.
…Anscheinend spielte die Vermarktungfähigkeit der Serie eine übergeordnete Rolle. Auf geistigen Tiefgang, Humor, Wortwitz, dramaturgische Überraschungen und eine halbwegs originelle Kameraführung glaubte man anscheinend wohl auch verzichten zu können.
Zurückblickend auf die letzten Tage sind uns einige kommentierbare Vorkommnisse ins Auge gefallen, die wir hier zur Diskussion stellen.
(Kommis bitte unten eintragen!)
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29. November | Die Preise steigen! – Kämpft um höhere Löhne!
Arbeiter und Angestellte: Wenn die Preise steigen! – kämpft um höhere Löhne!
Kolleginnen und Kollegen! Überall auf der Welt steigen zurzeit, genau wie bei uns, die Preise in einem rasanten Tempo. Genau das, was wir arbeitenden Menschen tagtäglich brauchen, wird immer teurer.
»RoterMorgen« berichtete
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29. Npvember | Wir stehen zusammen mit María!
Internationalismus lässt sich nicht verbieten!
Im Oktober 2021 wurde unserer spanischen Genossin und Freundin María von drei Zivilbeamt:innen der Polizeiinspektion Halle ein Bescheid der Ausländerbehörde Magdeburg ausgehändigt. Laut diesem Schreiben wird sie aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen das Land zu verlassen. Sie habe ihr Freizügigkeitsrecht als EU-Bürgerin verwirkt. Zusätzlich wird ihr in dem Bescheid ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für 20 Jahre ausgesprochen. Begründet wird diese Maßnahme damit, dass María eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland darstelle.
»Rote Hilfe news« berichtete
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29. November | Lindner, Trump und Bolzonaro
Politisch befindet sich die BRD in einem merkwürdigen Schwebezustand.
In gewisser Weise liegt eine Art Doppelherrschaft vor. Aus der russischen Februarrevolution 1917 ergab sich diese allerdings aus der Bewegung der Volksmassen, der Textilarbeiterinnen in Petrograd als der Sturmspitze, denen sich die Metallarbeiter anschlossen, und der Fahnenflüchtigen; im September 2021 lediglich aus den bürgerlich-parlamentarischen Wahlurnen, deren Inhalte durch Monopolisierung der Wahlkampfmittel (hohe Spenden, große Zeitungen, große Wahlplakate, Druckereibesitz, Papiervorräte, öffentliche Gebäude, Talkschaudauergästen im Fernsehen, bezahlte Politologen, Modefotografen, usw.) durch die Kapitalisten und Kreaturen, die ihnen politisch hörig sind, bestimmt worden ist. Es kann im Kapitalismus keine freien Wahlen geben!
»RoterMorgen« berichtete
RoterMorgen – 5. Dezember 2021
Berlin: Die „Gorillas Kollegen/-innen“ haben gewählt –
Fahrradkuriere haben jetzt einen eigenen Betriebsrat!
Es ist geschafft, wenn auch nach vielen Hindernissen: Die Gorillas haben einen eigenen Betriebsrat. Nach monatelangem Kampf der Fahrradkuriere um eine eigene Arbeitnehmervertretung bei dem Lieferdienst-Startup in Berlin schloss am Sonnabend um 15 Uhr das Wahllokal in Friedrichshain. Nach der Auszählung sind dann nun 19 Betriebsräte gewählt.
Sechs Tage lang hatten die sogenannten Rider und Picker – also die Fahrer/innen und diejenigen, die bestellte Lebensmittel in den Gorillas-Warenhäusern bereitstellen – in der vergangenen Woche Zeit, um ihre Stimme für ihren betriebsrat abzugeben. Am Samstagnachmittag wurde das Ergebnis im gut gefüllten Wahllokal in Friedrichshain öffentlich bekannt gegeben – ein ehemaliges Warenlager des Unternehmens, in dem der Betriebsrat ab jetzt agieren will. Insgesamt 19 Betriebsrätinnen und Betriebsräte werden künftig die Interessen der Kolleginnen gegenüber der Unternehmensführung vertreten.
Gewählt haben jedoch nur rund fünf Prozent der Beschäftigten in Berlin. Das liege unter anderem daran, dass das Unternehmen den ArbeitnehmerInnen die Wahl erschwert habe, sagte der Anwalt Martin Bechert, der mehrere Gorillas-FahrerInnen vor Gericht vertritt, der Berliner Zeitung. Mithilfe von Zetteln, auf denen gestanden habe, dass man sich zum Wählen mit einem Tag Vorlauf beim Vorgesetzten anmelden müsse, habe Gorillas spontane Stimmenabgaben unterbunden.
Auch gerichtlich hatte der Konzern versucht, gegen die Wahl vorzugehen. Aufgrund von Formfehlern und „eklatanten Mängeln“ bei der Wahl des Wahlvorstands im Juni hätte die Betriebsratswahl abgebrochen werden müssen, argumentierte das Management. Sowohl das Arbeitsgericht als auch das Landesgericht in zweiter Instanz gaben jedoch der ArbeitnehmerInnenseite Recht.
Jetzt soll sich einiges an den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ändern. „Mit dem Betriebsrat können wir Einfluss auf die Entscheidungen der Unternehmensführung nehmen“, sagt Zeynep, eine der gewählten Betriebsrätinnen. „Die waren bisher nicht immer vorteilhaft für die Kollegen/-innen.“ Ein Kollege, Yasha, der ebenfalls in den Betriebsrat gewählt wurde, korrigiert: „Noch nie“ sei das der Fall gewesen. Ihre Nachnahmen wollen Zeynep und Yasha nicht nennen – auch wenn beide sagen, sich nicht um ihre nur befristeten Arbeitsverträge zu sorgen.
Zeyneps und Yashas Arbeitsverträge existieren nur in digitaler Form. Sie wollen jetzt vor Gericht geltend machen, dass die ohne Unterschrift nichtig seien. Außerdem, sagen beide, beschäftige Gorillas seine ArbeiterInnen wegen des hohen Personalbedarfs auch nach Ablauf von Verträgen in der Regel momentan einfach weiter.
Winterkleidung und intakte Fahrräder
Die ersten Forderungen des Betriebsrats klingen wie Selbstverständlichkeiten, sind es bei Gorillas aber offenbar nicht: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, der auch pünktlich aufs Konto kommt. Keine grundlosen Entlassungen mehr, sowie funktionstüchtige Winterkleidung und intakte Fahrräder.
Wir sind sehr stolz auf die Berliner Gorilla-Kollegen/-innen und wünschen ihnen weiterhin Mut und viel Unterstützung ihrer Kollegen/innen – den ein Betriebsrat ist nur so gut wie die Kollegen/innen hinter ihm stehen!
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Erstveröffentlichung am 1. Dezember 2021 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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Lest dazu bitte auch:
Redaktion Betrieb+Gewerkschaft – 4. Dezember 2021
Abschluss Öffentlicher Dienst: Dieser faule Kompromiss ist nicht zu akzeptieren
Während in Deutschland die Preise so stark ansteigen wie seit dreißig Jahren nicht mehr, soll bei den Beschäftigten der Bundesländer das Gehalt die nächsten 12 Monate gleich bleiben – und damit real sinken. Darauf haben sich die Gewerkschaften ver.di, GEW, IG BAU, GdP und Beamtenbund mit der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) auf ein Verhandlungsergebnis für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder – mit Ausnahme von Hessen – geeinigt. Eine Corona-Prämie von 1.300 Euro wird diesen Reallohnverlust nicht auffangen. Kämpferische Gewerkschafter/innen protestieren gegen den Abschluss und bezeichnen ihn als „nicht hinnehmbar“, ver.di schiebt die Verantwortung auf die Mitglieder.
Tausende Beschäftigte aus allen Bereichen haben sich wochenlang an kämpferischen Warnstreiks und Demonstrationen beteiligt. Das sind Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung, in Unikliniken, Schulen, Kitas, bei Polizei und Feuerwehr, Straßenmeistereien, Forst- oder auch Abfallbetrieben. Sie waren bereit, für ihre Forderungen zu kämpfen. Die strikte Ablehnung der Forderungen der Gewerkschaften durch die TdL und die kamplose Akzeptens der Vergandlungsführer/innen der Gewerkschaften ist eine Provokation der kampfentschlossenen Kollegen/innen!
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Die Kollegen/innen waren bereit weiter zu kämpfen!
Letzte Woche gingen nochmal tausende von ihnen auf die Straße und forderten nachdrücklich die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen: 5 Prozent mehr Lohn / Gehalt, mindestens aber 150 Euro und 300 Euro für alle, die das Gesundheitswesen am Laufen halten. Den Kolleginnen und Kollegen war besonders wichtig, dass diese Forderung auch für Reinigungskräfte aufgestellt wird, nicht nur in der Pflege. Bei der Demo mit 4.000 Beschäftigten des Öffentlichen Diensts in Düsseldorf am Donnerstag rief ver.di-Boss Frank Werneke lauthals: „Wir akzeptieren keinen Corona-Notabschluss!“
Das Verhandlungsergebnis, auf das sich die Verhandlungsführer der Gewerkschaftzen eingelassen haben, enthält ein paar Zugeständnisse, ist aber in der Gesamtheit ein sehr fauler Kompromiss, weit sie es entfernt von den Forderungen ist, die die Kollegen/innen mit vollem Recht aufgestellt und für sie gekämpft haben. Soll das ein Stillhalteabkommen als Ansage an die neue Regierung sein, die Krisenlasten auf die Massen abzuwälzen?
So soll das Gehalt der Millionen „Öffentlichen Dienstler“ in den nächsten 12 Monaten vollkommen gleich bleiben. Erst ab dem 1. Dezember 2022 soll es eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent geben. Im November diesen Jahres liegt die Inflation bereits bei 5,2%, auf das kommende Jahr gerechnet dürfte sie die Drei-Prozent-Marke bei weitem überschreiten. Damit bedeutet der Abschluss in jedem Fall einen Reallohn-Verlust. Peinlich! Ursprünglich hatte ver.di 5% Lohnerhöhung in den nächsten 12 Monaten gefordert.
Die einzelnen Ergebnisse:
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Bis März 2022 soll es einen steuerfreien „Corona-Bonus“ von 1.300 Euro geben, für Azubis, Praktikantinnen und Praktikanten und studentische Beschäftigte 650 Euro. Das bedeutet ein Nullrunde für die Löhne, denn erst ab Dezember 2022 soll es eine Lohnerhöhung von 2,8 Prozent geben. Für Azubis, Praktikantinnen und Praktikanten und Studierende sollen 50 Euro mehr bzw. 70 Euro gezahlt werden. Die Gewerkschaften hatten 5% mehr Lohn, mindesten aber 150 Euro bzw. 300 für das Gesundheitswesen bei einer Laufzeit von 12 Monaten gefordert! Jetzt soll der Tarifvertrag eine Laufzeit von 24 Monaten haben.
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Der „Corona-Bonus“ ist eine nicht tabellenwirksame Einmalzahlung!
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An Unikliniken wird ab Januar 2022 die Intensiv- und Infektionszulage von 90 auf 150 Euro erhöht. Auch Physiotherapeuten oder Laborbeschäftigte profitieren von dieser Erhöhung. Und was ist mit den ganzen anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen, die es am Laufen halten?
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Zum 1. Januar sollen außerdem einige Zulagen steigen: Pflegezulage von 125 auf 140 Euro, die Schichtzulage für Beschäftigte, die ständig in Schichten arbeiten müssen, von 40 auf 60 Euro und die Wechselschichtzulage für diejenigen, die ständig in verschiedenen Schichten arbeiten, von 105 auf 150 Euro. Das gilt aber nicht für Reinigungskräfte, Küchenhilfen und Handwerker, die ebenfalls dazu beitragen, das Gesundheitswesen am Laufen zu halten!
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Positiv zu werten ist die Vereinbarung, dass die Übernahmeregelung für Auszubildende wieder in Kraft gesetzt wird. Erfolgreich wurde durch die große Kampfbereitschaft der Kollegen vorläufig der Angriff der Tarifgemeinschaft der Länder auf die Eingruppierungsregeln abgewendet, der zu massiven Lohneinbußen führen würde.
Mit welchem Recht sagt der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke , dass „nicht mehr drin gewesen sei“, wenn die Gewerkschaften auf den vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft, einen Bundesweiten Streik, verzichtet haben? Zumal die Forderungen große Zustimmung unter der Bevölkerung hatten.
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Dieser faule Kompromiss ist nicht zu akzeptieren!
Der miese Abschluss muss noch von den Gewerkschaftsmitgliedern bestätigt werden. Während die Preise und Lebenshaltungskosten so stark steigen wie seit 30 Jahren nicht mehr, sollen die Kollegen/innen mit einer einjährigen Nullrunde und einer minimalen Lohnerhöhung von 2,8 Prozent zufrieden sein? Diesem Ergebnis dürfen wir nicht zustimmen! Trotz einer hohen Streikbeteiligung bei den Warnstreiks wagten die Verhandlungsführer, erneut gegen die Kokkegen/innen in Konfrontation zu und stimmten den faulen Kompromiss zu. Das zeigt wieder einmal auf welcher Seite die Gewerkschaftsbosse stehen. Die Kollegen/innen waren bereit weiter zu kämpfen! Und das ist auch gut so!
In den kommenden Wochen wird es innerhalb von ver.di eine Mitgliederbefragung geben. Der Tarifvertrag hat eine Erklärungsfrist bis zum 22. Dezember 2021. Erst danach entscheidet die Bundestarifkommission „endgültig auf Grundlage der Mitgliederbefragung“, so ver.di-Chef Werneke in einem Facebook-Beitrag.
Keine faulen Kompromisse!
Lasst uns kämpfen bis zur vollständigen Erfüllung unserer Forderungen!
Bundesweite, zeitgleiche und unbefristete Streiks
bis zur Erfüllung unserer Forderungen!
Lasst den Januar in die Tarifkampfgeschichte des öffentlichen Dienstes so eingehen, das die Tarifge-
meinschaft der Länder sich wünscht das er für immer aus dem Kalender gestrichen wird!
Erstveröffentlichung am 30. Nobember 2022 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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Volkskorrespondent von Lupo – 2. Dezember 2021
Das geeiere der Politik trägt nun seine Früchte. Die vierte Corona-Welle ist voll ausgebrochen, die Krankenhäuser füllen sich mit Ungeimpften. Und RKI-Wieler erzählt es sei 10 nach 12. Und wieder überschlägt sich die Landespolitik vor Schlauheiten. Einzigkleinlaut bekennt Söder in Bayern die höchsten Inzidenzen sind da wo die Faschisten hausen. Ebenso in Sachsen und Baden-Württemberg. Sachsens Chef Kretschmerr (CDU) will einen Wellenbrecher. Er sollte mal lieber die Faschisten brechen die ungeimpft die Lande verseuchen und die Krankenhäuser füllen, aber da herrscht Milde und es wird weiter kräftig verseucht.
Interessant nun, in Holland und Belgien probt der faschistische Pöbel den Aufstand gegen Maßnahmen gegen die Corona-Welle. Mit unvorstellbarer Aggressivität geht dieser Mob gegen alles vor was ihnen in den Weg kommt. Polizeiautos brennen, Feuerwehrleute werden beim Löschen angegriffen, Polizeibeamte verletzt. Wobei die Polizei nicht minder hart mit scharfer Munition vorgeht und Demonstranten verletzt. Wie kommt es zu dieser Eskalation? Politische Brandbeschleunigerlaufen auch in diesem Lande herum, In Hollandist es dieser Rechtsaußen Wilders, der seine faschistische Rhetorik walten lässt. Hier ist es die Dame Weidel. Doch nicht minder aktiv ist die Wagenknechtsche von den LINKEN die sich als Impfgegnerin outet. Sie alle verbreiten den Aberglauben statt die Wissenschaftvon zum Beispiel Sahin und Tureci(1), die Erfinder von Biontec.
Nun dämmert es langsam dem neuen Bundeskanzler, eine allgemeine Impfpflicht muss her. Aber bis zum Lockdown reicht es wieder nicht. Die Angst ist riesig, daß die Profite in den Betrieben schwinden, das wo ohnehin in der Autoindustrie wegen Chip- und Magnesiummangel Kurzarbeit herrscht. Es sind bereits über 100 000 Menschen in diesem Land wegen Corona gestorben. Offensichtlich reicht es den Kapitalisten nicht. Die Inzidenzen – besonders unter Ungeimpften und in Hochburgen von Querdenkern und Impfgegnern – erreichen täglich neue Höchstwerte. Die Intensivierung der Impfkampagnenist richtig und notwendig, aber sie reicht zum Brechen der Welle in der aktuellen Entwicklung nicht mehr aus. Wir lange sollen wir uns von diesen Gelichter terrorisieren lassen?
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(1) SAHIN und TÜRECI sind die Gründer der BioNTech Europe GmbH
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Erstveröffentlichung am 2. Dezember 2021 auf »ROTER MORGEN«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder wurden von der Redaktion »RoterMorgen.eu« hinzugefügt.
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Lest dazu bitte auch:
»Vor Corona« ist »nach Corona« – Das Kapital sahnt immer ab!
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Gastautor Heinz Ahlreip – 2. Dezember 2021
Politisch befindet sich die BRD in einem merkwürdigen Schwebezustand. In gewisser Weise liegt eine Art Doppelherrschaft vor. Aus der russischen Februarrevolution 1917 ergab sich diese allerdings aus der Bewegung der Volksmassen, der Textilarbeiterinnen in Petrograd(1) als der Sturmspitze, denen sich die Metallarbeiter anschlossen, und der Fahnenflüchtigen; im September 2021 lediglich aus den bürgerlich-parlamentarischen Wahlurnen, deren Inhalte durch Monopolisierung der Wahlkampfmittel (hohe Spenden, große Zeitungen, große Wahlplakate, Druckereibesitz, Papiervorräte, öffentliche Gebäude, Talkschaudauergästen im Fernsehen, bezahlte Politologen, Modefotografen, usw.) durch die Kapitalisten und Kreaturen, die ihnen politisch hörig sind, bestimmt worden ist. Es kann im Kapitalismus keine freien Wahlen geben!
Die abgewählte Merkel-Regierung ist nur noch geschäftsführend im Amt, die im September gewählten Berufspolitiker zerfasern sich derzeit in 22 Arbeitsgruppen. Der SPD-Politiker Scholz ist geschäftsführender Vizekanzler und Kanzler in spe zugleich, nichts Halbes und nichts Ganzes. Vom politischen Typus her wird der mittlerweile 63jährige wegen nachhaltiger Reifeverzögerung jetzt nicht mehr ein ganzer Mensch werden können, denn er ködert die Arbeiter mit der verlogenen Parole ‘Gutes Geld für gute Arbeit‘. Das ist das politische Credo dieses promovierten Arbeitsrechtlers aus Hamburg, korrekter ist Arbeitgeberrechtsanwalt, ein Kanzler der Bosse wie Schröder, ein Volksfeind.
Politisch ist Deutschland derzeit gelähmt. Die Agonie rührt daher, dass sich die alte Regierung nicht mehr verantwortlich fühlt, die Kanzlerin begibt sich auf Abschiedstouren, die kleinen Weltreisen gleichen, und dass die neue Regierung noch nicht regierungsfähig ist, obwohl die wichtigsten Posten schon verteilt sind. Es kann nach der derzeitigen Datenlage schon heute festgestellt werden, dass der kommende zweite Coronawinter härter und grausamer wird als der erste, dass mehr Tränen fließen werden, und dass es nicht auszuschließen ist, dass am 15. März 2022, dem zweiten Jahrestag der Ausrufung einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation, mitnichten von einem Fortschritt in der Bekämpfung des variantenreichen Virus gesprochen werden kann. Die so vehement versprochene Generalproblemlösung durch massenhafte Impfungen verblasst mehr und mehr. Die bürgerlichen Politiker sind qua ihrer lügenhaften Veranlagung stets bereit, die besten Lagen in Aussicht zu stellen, ihre künstliche Zukunftssonne auf ewig strahlen zu lassen; anders Gneisenau, der große General der Befreiungskriege, er lehrte, dass der Soldat in seinen Konzeptionen von denkbar schlechten Lagen ausgehen soll. Sollte dies missverstanden werden, so weise ich darauf hin, dass Generäle einer dekadenten imperialistischen Armee bereits so verdorben sind, dass es ihnen untersagt werden müsste, den Namen Gneisenau überhaupt in den Mund zu nehmen. Kaum wird darüber gesprochen, aber die Gefahr einer Militärdiktatur ist nie ganz zur Seite zu schieben. Das wäre die allerschlechteste Lösung.