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Medien Mosaik
– Mosaik – Mit den Abrafaxen durch die Zeit
– Das schweigende Klassenzimmer, Regie Lars Kraume
– Torsten Schulz: Skandinavisches Viertel
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Mit den Abrafaxen durch die Zeit
Luther und Cranach haben es geschafft! Über die Reisen der Abrafaxe an der Seite Martin Luthers und Lukas Cranachs wollten so viele Leser Bescheid wissen, dass die Auflage des Comic-Magazins Mosaik in die Höhe schnellte und inzwischen die Westkonkurrenz überholt hat. Was lag näher, als die patenten Gnome Abrax, Brabax und Califax erneut eine Reise durchs deutsche Mittelalter unternehmen zu lassen! Das Märzheft führt das Trio auf die Spuren der Likedeeler (der Piraten, zu denen auch Klaus Störtebeker gehörte), und ein nicht leicht zu findender Schatz kann in verschiedenen Städten der Hanse zwischen Lübeck und Nowgorod versteckt sein. Nicht nur für die Abrafaxe! Auch die Leser können bei einem interaktiven Spiel mitmachen und in jedem Monat etwas gewinnen.
Die Bilderzeitschrift Mosaik hat Tradition. Der künstlerische Leiter Jörg Reuter arbeitet seit 38 Jahren mit den Abrafaxen. Stammautor Jens U. Schubert kam 1986 als Zeichner ins damalige Mosaik-Kollektiv und entwickelte eine so große Fabulierkunst, dass er nun schon das 14. Abenteuer der Abrafaxe schreibt. Das Mosaik, 1955 in der DDR als Gegenpol zu Micky Maus & Co. mit deutlichem Bildungsanspruch eingeführt, ist eine Erfolgsgeschichte!
Mosaik – Mit den Abrafaxen durch die Zeit, Nr. 507, seit 28. Februar im Handel, 3,80 Euro.
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Das schweigende Klassenzimmer
Der heutige Essener Lehrer i.R. Dietrich Garstka hat vor Jahren ein Buch über Schüler und Lehrer in der DDR zur Zeit seines Abiturs 1956 in Storkow geschrieben: „Das schweigende Klassenzimmer“. Unter dem gleichen Titel hat es Lars Kraume verfilmt, und ihm ist ein im Vergleich mit anderen Filmen über die DDR ein aufschlussreicher Streifen über die Atmosphäre jener Jahre gelungen. Aus Protest gegen die Niederschlagung einer Revolte in Ungarn legt eine ganze Abiturklasse eine Schweigeminute ein. Lehrer und Direktor sind irritiert, unternehmen aber nichts. Nach dem Verrat eines Dritten (bis heute unter Verschluss) greift der Volksbildungsminister persönlich ein, statuiert ein Exempel und schließt die Klasse vom Abitur aus. Diese dürre Schilderung umfasst nicht das Spektrum der Gefühle, die hier kulminieren. Unterschiedliche Elternhäuser mit kleinen und großen Geheimnissen lernt man kennen, Motivlagen der Handelnden auf beiden Seiten werden relativ objektiv dargelegt. Selbst den Hardlinern werden letztlich Ideale zugestanden. Nicht zur Sprache kommt, dass in der DDR damals durchaus keine imaginäre Angst vor dem Westen herrschte, dass der RIAS aus Westberlin im Kalten Krieg, der tatsächlich ein Krieg war (RIAS-Journalist Egon Bahr: „Ich war ein Kalter Krieger“) eine Aufgabe zu erfüllen hatte, wie die DDR-Propaganda stets offenlegte. Diese Angst war berechtigt.
Schade ist, dass nicht alle künstlerischen Mitarbeiter ihre Arbeit ordentlich gemacht haben. Das fängt damit an, dass sowjetische Besatzungssoldaten nicht einfach in der Kleinstadtkneipe zechen konnten. Mit den Dialogen geht es weiter. „Frau Genossin“ war keineswegs eine Anrede unter SED-Mitgliedern. Der von Michael Gwisdek gespielte Onkel wird gegenüber der Staatsmacht lapidar als „Schwuler“ bezeichnet – dieses Wort wurde höchstens hinter vorgehaltener Hand benutzt. Das Maskenbild hat sich an den Frisuren von Halbstarken orientiert, wie sie Horst Buchholz im Westen spielte. DDR-Schüler hätten mit dieser Tolle strenge Verweise geerntet. Das Szenenbild eines anonymen Ostberliner Bahnhofs nennt ihn „Berlin“, aber Fernbahnhöfe hatten ausnahmslos einen Zusatz. Im Westberliner Kino läuft „Fanfaren der Liebe“, ein Film, der 1951, aber nicht 1956 aktuell war. Kleinigkeiten womöglich, aber sie beeinträchtigen die Glaubwürdigkeit des an sich sehenswerten Films insgesamt.
Trailer zum Film
Das schweigende Klassenzimmer. Regie Lars Kraume, seit 1. März in zahlreichen Kinos.
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Skandinavisches Viertel
Torsten Schulz ist von Hause aus ein Filmmensch. Er hat an der HFF in Babelsberg studiert, bei der DEFA gearbeitet, seither viele Szenarien geschrieben und auch ein paar Mal Regie geführt. Sein erster Roman „Boxhagener Platz“ (2004) wurde später von Matti Geschonneck verfilmt. Auch in seinem neuen Roman „Skandinavisches Viertel“ widmet sich Schulz einer Berliner Gegend, erzählt wieder von Kindheit und Jugend in Ostberlin. Ob wieder ein Film daraus entstehen kann? Ein Hörspiel mindestens. Doch es gibt im Roman keinen großen Spannungsbogen, der sich für den Film eignet. Trotzdem ist der Leser schnell gefesselt von der Geschichte des Matthias Weber, dessen Großeltern in der Malmöer Straße im Skandinavischen (oder Nordischen) Viertel wohnen, wo er nach und nach Familiengeheimnissen auf den Grund gehen kann. Hier entwickelt er seine Obsession für die Straßen und ihre Namen, und wo Straßennamen nicht nach Skandinavien sondern in die Neumark verweisen oder nach Personen wie Helmut Just, Willi Bredel und Paul Robeson benannt sind, tauft er sie einfach für sich um.
In einem parallel laufenden Handlungsstrang erzählt Schulz vom erwachsenen Matthias, der in eben seinem Viertel Wohnungsmakler wurde und Käufern wie Verkäufern, die seiner Meinung nach die Würde des Viertels missachten, manch Schnippchen schlägt. Obwohl der Autor politische Verhältnisse anspricht –von der Nazizeit, über Mauerbau und -fall bis zur Gentrifizierung in unseren Tagen –,gewinnt die politische Komponente nie die Oberhand. Matthias und sein Umfeld sind liebe- und auch etwas geheimnisvoll geschildert.
Torsten Schulz: Skandinavisches Viertel. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, 263 Seiten, 20,00 Euro.
Aus Das Blättchen vom 2. März 2018, mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Bilder, Videos und Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.
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