Rui Filipe Gutschmidt
Das abbrennen unserer Wälder
Rui Filipe Gutschmidt
Trump, Feuer, Korruption, Misere, Kriege und Katastrophen… Das neoliberale Zeitalter ist schon vor einigen Jahren angebrochen. Es hat viele Fassetten, doch was hat 2017 seinen Stempel aufgedrückt? Im ersten Teil beschäftigten wir uns mit Donald Trump, und seine Politik, die die Welt ins Chaos stürzt. In Teil zwei geht es um das Feuer, dass in vielen Teilen der Welt Wälder, Buschland, Agrarland, Häuser, Tiere und Menschen in Asche verwandelte… Portugal hat es am schlimmsten erwischt.
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Feuer! Unsere Wälder werden in Brand gesteckt und brennen lichterloh…
Das Jahr 2017 war ein Jahr der Waldbrände. Von den Tropenwäldern Indonesiens, Brasiliens und Zentralafrikas, über Kalifornien bis nach Südeuropa brannten Tausende Hektar Wald, Busch und Agrarland. Dabei verzehren die Flammen alles was ihnen in die Quere kommt. Dabei starben dieses Jahr über 100 Menschen in Portugal und Spanien, auch in Kalifornien starben Menschen und Tiere in den Flammen.
Die Tropenwälder werden niedergebrannt, um Platz für Palmölplantagen, für Soja, Weideland oder sogar um Bauland zu schaffen. In Südeuropa haben die Brände andere Gründe. Einer davon, vielleicht der wichtigste, ist die sogenannte „Industrie des Feuers“, die von manchen auch gerade heraus als „Mafia des Feuers“ bezeichnet wird! Es sind die Interessen der Privaten Unternehmen, die Löschflugzeuge und Hubschrauber an die Länder vermieten, deren Wälder Jahr für Jahr in Flammen stehen. Sie können nur verdienen, wenn es ordentlich brennt. Das sie sich für 2017 untereinander abgesprochen haben und Preise fixierten, wird von Polizei und Staatsanwaltschaft bereits untersucht. Brandstifter zu bezahlen um auch weiter gebraucht zu werden, ist bislang nur eine spekulative Vermutung, doch der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen.
Waldbrand – Flickr.com CC BY-SA 2.0
In Portugal war es dieses Jahr am schlimmsten. Auch hierfür gab es verschiedene Gründe, die es dem Feuerteufel in dem paradiesischen Land am westlichen Rand Europas leicht machte, sein Unwesen zu treiben. Um ein besseres Verständnis zu haben, muss man sich die Besonderheiten der portugiesischen Wälder einmal ansehen.
Die meisten Brände wüteten in Portugals Bergregionen, im Landesinneren. Diese Regionen sind seit Jahrzehnten entvölkert. Ein großer Teil des Waldes befindet sich in Privatbesitz und viele der meist kleinen Parzellen sind verlassen, ungepflegt und verwildert. Als Naturfreund sieht man darin im ersten Moment kein Problem, wenn da nicht der Eukalyptus wäre. Tausende von kleinen Waldbesitzern, haben Eukalyptus gepflanzt und neben Kiefern gibt es kaum Pflanzen die tief genug wurzeln, um mit der aus Australien eingeführten Baumart um das Grundwasser konkurrieren können.
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EUKALYPTUS: Das große Übel der portugiesischen Wälder!
Der Eukalyptus ist eine schnell wachsende, faserige und ölreiche Baumart aus Australien. Für die Duftölindustrie und für die Papierindustrie ist es die ideale Pflanze, um viel Geld zu verdienen. Kleine Waldbesitzer haben mit ihren Bäumen eine Aufbesserung ihrer mageren Renten und daher gibt es viele die Eukalyptus auf ihren Grundstücken gepflanzt haben. Die Papierindustrie musste gar nicht erst große Plantagen anlegen und so gibt es wenige Monokulturen. Die Mittelmeerkiefer ist für die Möbelindustrie interessant und steht meistens Seite an Seite mit dem Eukalyptus. Auch das Harz der Kiefern brennt wie Zunder.
Diese beiden Baumarten dominieren in den Waldgebieten, die in Privatbesitz sind und beide Arten haben tiefreichende Wurzeln. Der Eukalyptus hat außerdem einen ungewöhnlich hohen Wasserverbrauch. Daher senkt die australische Spezies den Grundwasserspiegel und Flachwurzler vertrocknen rundum. Es bleibt ein Gestrüpp aus Dornenbüschen und Brombeeren, die zwischen den Bäumen wuchern und lange Zeit ohne Wasser auskommen. Dennoch ist das ganze Unterholz, Kiefernnadeln und Zapfen, extrem trocken. Zusammen mit Müll, der illegal in die Landschaft gekippt wird, eine explosive Mischung aus leicht brennbarem Material und hochentzündlichem Eukalyptusöl. In den immer trockener werdenden Sommern Portugals sind Großbrände vorprogrammiert.
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Trockenheit. Der Klimawandel zeigt seine Auswirkungen hautnah und unleugbar!
2017 war das trockenste Jahr in Portugal, seit dem es Aufzeichnungen gibt. Es war auch das heißeste Jahr seit dem vor zirka 150 Jahren damit begonnen wurde, Temperaturen, Niederschlagsmengen und andere Wetterdaten aufzuzeichnen. Unter diesen Umständen war die Katastrophe vorprogrammiert und im Juni hat es die Portugiesen extrem schlimm erwischt. Die 64 Toten und fast 140 teils schwer Verletzen wurden Opfer – neben dem Versagen des Zivilschutzes und dessen Kommunikationssystem – der Wetterlage, die besonders ungünstige Bedingungen schuf. Ein Sturm vor der Küste Portugals, weit draußen auf dem Atlantik, schaufelte heiße, trockene Luft aus der Sahara nach Portugal und Spanien. Der starke Wind in Verbindung mit der Hitze aus dem Feuer sorgten für ein „Downdrift“-Phänomen, bei dem eine Wand aus Feuer zunächst aufsteigt und dann wie eine Welle einbricht. In diesem Fall brauchen die Flammen über einer Straße ein und 42 Menschen wurden in ihren Autos auf der Flucht getötet.
Am 15. Oktober, wenn eigentlich schon Ruhe sein sollte, gab es immer noch extrem hohe Temperaturen und Waldbrände. An diesem Tag sollten wieder Menschen sterben. 46 Menschen um genau zu sein. Bis in den November hatten die Iberer Temperaturen von über 30ºC und keinen Regen. Seit Jahren schon wird das Klima in Portugal und Spanien trockener und insgesamt wärmer. Ja, der Klimawandel ist real und spürbar, auch wenn mach einer lieber an Geoengineering und an eine Verschwörung glauben möchten. Im Grunde ist es leicht nachzuvollziehen, dass das einzige Problem mit dem Pariser Abkommen sein zu kurz kommen ist. Saudi-Arabien (Öl) und Australien (Kohle) haben sich dagegen gestemmt, während kleine Inselstaaten, die für immer zu versinken drohen, alles tun, um… den Kopf über Wasser zu halten. Wenn Vanuatu, die Seychellen oder Tonga die Macht haben sollten, einen Klimawandel zu erfinden der die Interessen der USA, Chinas, Russlands und so vieler anderer Industriestaaten oder Öl, Gas und Kohle produzierender Länder zu gefährden vermag, dann bin ich ja vielleicht nur in einem Traum… Albtraum gefangen.
Portugals Albtraum war jedenfalls das Feuer und die Interessen die mit den Bränden einhergehen, lassen jeden verzweifeln, der in irgendeiner Weise versucht dieser Mafia das Geschäft zu vermiesen. Herbert Schmidt, Erfinder der CWFS-Systems, bei dem große Waldbrände mit dem Wasser-Kubus gelöscht werden, wollte dem portugiesischem Staat seine Erfindung überlassen. Dieser Versuch ist – an egoistischen Interessen gewisser Personen gescheitert. Persönlich anwesend und mitwirkend bei diesem Versuch, fühle ich mich zutiefst deprimiert und verspüre bis heute eine Machtlosigkeit und Resignation. Die Interessen der Feuermafia sind nur schwer zu überwinden.
Portugal hat 520.000 Hektar Wald verloren, Dörfer mit samt ihren Häusern, Industrie und Landwirtschaft verbrannten und 110 Menschenleben gingen verloren. Dabei war es nur eines – das schlimmste – der betroffenen Länder. 2017 war ein Jahr des Feuers, der Hitze und der Trockenheit. Auch hier wieder die Gier des neoliberalen Zeitalters, die sich in der Zerstörung unserer Umwelt wiederspiegelt. Sparmaßnahmen bei Feuerwehr und Zivilschutz, „faule Verträge“ zwischen Staat und Privatunternehmen, eine auf „Profit um jeden Preis“ ausgerichtete Forstwirtschaft. Das alles sind Folgen einer neoliberalen Politik die besonders in der „Krise“ unter dem Mandat der Troika (Eurogruppe, IWF und EZB) und der neoliberal eingestellten Ex-Regierung PSD/CDS unter Passos Coelho und Paulo Portas das Land kaputtsparten und ein Paradies für Spekulanten und Multimillionäre schufen. In diesem Fall wurde das Anpflanzen von Eukalyptus wieder gestattet, nachdem es sinnvoller Weise zwischenzeitlich verboten war.
Das Neoliberale Zeitalter beeinflusst unser aller Leben seit geraumer Zeit und für 99 Prozent bedeutet das nichts Gutes!
Auch das Feuer drückte 2017 seinen Stempel auf. Doch das Neoliberale Zeitalter zeigte uns noch andere Fassetten seiner hässlichen Fratze. Davon mehr im nächsten Teil…
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