Volkskorrespondenz
Matthias Wolf
In mich hineingehört
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Jeden Morgen wache ich auf
Zerstreut und unausgeschlafen
Denke an mich, an dich und alle anderen
An meine Landsleute eben, ein Volk
Bestehend aus achtzig Millionen Schafen.
Jeden Tag schaue ich mich um
Lachende, weinende und ernste Gesichter
In sich selbst fröhlich ist kaum noch jemand, denn insgeheim
Ohne es auszusprechen wissen es alle
Frieden kann so schnell zu Ende sein.
Auch ich bin anders geworden: Schweigsam und monoton.
Zuweilen zwar nur, aber doch von Zeit zu Zeit.
Früher war ich nicht so, hab viel zu gern den Mund aufgemacht.
Doch nun stelle ich fest: Menschen hier sind nicht zum Zuhören bereit. Darüber weine ich manchmal, bei Tag oder bei Nacht.
Frieden herrscht noch in Deutschland. Noch hat keiner zu den Waffen gegriffen. Noch redet man viel und vor allem dummes Zeug. Probleme will man umschiffen. Doch die Brüller und Mörder, sie lauern, die Waffen im Anschlag bereit. Der Mensch entwickelt sich zum Tier zurück und schlimmer… Mater Germania, du erlebst eine grauenhafte Zeit.
In den Menschen gärt und brodelt’s auch, es herrscht ein Nervenkrieg! Liebe zur Heimat, Hass auf die anderen- das vermeintliche Rezept zum Sieg! Kriege der Welt, heute hautnah, früher noch weit entfernt… Manchmal wünschte auch ich, ich hätte als Kind so zu hassen gelernt. Doch nein! Mensch bin ich immer noch geblieben. In meinem Kopf eine Stimme zu mir spricht: „Nein, ihr Hasser, Hetzer, Spalter und Mörder- So wie ihr werd‘ ich nicht!“
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