Volkskorrespondentin
Anne Roesgen
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Buchbesprechung des gleichnamigen Buches von Stefan Schmalz
Eine Habilarbeit und dann auch noch von einem Soziologen, da befürchtete ich geschraubte bis unverständliche Lektüre. Aber nein, ein sehr flüssig geschriebenes Buch, das phasenweise spannend ist wie ein Krimi. Der Autor muss ein Mensch mit großem Durchhaltevermögen sein, denn er hat 10 ! Jahre an dem Werk gearbeitet. Noch bewundernswerter ist, dass er die Studie so aktuell halten konnte, obwohl sich in dieser Zeit nicht nur die Weltwirtschaftskrise entfaltete, sondern sich auch die Entwicklung in China geradezu atemberaubend schnell vollzog die zudem nicht arm ist an Widersprüchen. Auch der wissenschaftliche Ansatz, ein historisch – makrosoziologischer, ist sehr interessant, liefert er doch Kriterien, mit denen Machtverschiebungen beobachtet und beurteilt werden können. Warum dann keine 5 Sterne? Aus 2 Gründen. Das letzte Kapitel, der Ausblick, ist natürlich wirklich schwierig, angesichts einer eher unübersichtlichen Weltlage einerseits und der sich mit noch ungewissem Ausgang vollziehenden strukturellen Veränderung in China andererseits. Bei allem Verständnis für die daraus resultierenden Schwierigkeiten einer Prognose, fällt mir diese doch entschieden zu positiv aus. Der Autor hat ja die Bedrohungen im Theorieteil beschrieben, insbesondere die Gefahr, dass die absteigende Weltmacht Krieg/e anzettelt und er beschreibt auch den Niedergang des Westens ganz realistisch. Wie kann er dann annehmen, das negativste Szenario sei eines, bei dem das Wachstum längere Zeit vor sich hindümpelt und China für die Reformen länger braucht? Er kommt ja durchaus zu dem Ergebnis, dass Multilateralismus eine Chance wäre, aber in Wahrheit ist es der verzweifelt einzige Weg. Und hier wäre noch anzumerken, dass er eben deswegen das chinesische Ziel ist. Der zweite Grund, den 5. Stern nicht zu vergeben ist eine scheinbare Petitesse. Bei der Schilderung von Auseinandersetzungen zwischen China und den Philippinen wird behauptet, China sei durch den Internationalen Gerichtshof in Den Haag verurteilt worden und hielte sich nicht an das Urteil. Es war aber nicht der Internationale Gerichtshof, sondern ein Schiedsgericht, das bloß auch in Den Haag sitzt und China hält sich nicht an das Urteil, weil bei dem Vertrag um den es geht, keine Zuständigkeit dieses Gerichts besteht. Eine Kleinigkeit ist das deswegen nicht, weil der Autor an dieser Stelle in die üblichen Klagen gegen China verfällt, die seit Jahrzehnten sorgfältig von der CIA entworfen und mit den entsprechenden Fakenews in die Welt gesetzt werden. Und das ist sehr schade, denn, Schmalz ist ansonsten sehr gut informiert und fair.
Stefan Schmalz: „Machtverschiebungen im Weltsystem: Der Aufstieg Chinas und die große Krise“, Campus Verlag 2018, Broschiert, EUR 39,95
Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in der Gruppe Volkskorrespondenz. Weiterveröffentlichung nur für Partner/innen der Gruppe Volkskorrespondenz.
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