Rainer Kranz

„Wir haben es satt“

Bericht von Großdemo in Berlin
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Rainer Kranz

Die Wir haben es satt!-Demonstration wurde 2011 von der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ ins Leben gerufen und findet seitdem jährlich statt.
Die Kampagne informiert über Themen rund um zukunftsfähige Landwirtschaft und gutes Essen und fördert den Dialog zwischen ErzeugerInnen und KonsumentInnen. Durch Aktionen, Kongresse und Diskussionsveranstaltungen setzen die rund 50 Trägerorganisationen der Kampagne politische Zeichen für die Agrar- und Ernährungswende.

Als ich am Samstag, 20. Januar, vormittags gegen 10.30 Uhr am Berliner Hauptbahnhof ankam war ich mehr als geplättet. Der Washingtonplatz war bereits mehr als voll mit Leuten und aus allen Richtungen strömten immer noch mehr auf den Platz.

Großdemo für nachhaltige Landwirtschaft
Foto: Rainer Kranz

Fast jeder hatte ein Schild, ein Transparent und/oder einen Kochtopf dabei um seinem Protest Ausdruck zu verleihen, viele waren auch verkleidet, z.B. als Bienen oder Kühe um auf ihre Forderungen auch optisch aufmerksam zu machen. Männer, Frauen und Kinder aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, Organisationen und Parteien demonstrierten friedlich miteinander, aus den unterschiedlichsten Gründen aber mit einem gemeinsamen Ziel, nämlich dem, eine Wende in der Agrarpolitik zu erreichen, weg von der Agrarindustrie und hin zur bäuerlich-ökologischeren Landwirtschaft.
Ein weiterer Punkt den alle Teilnehmer und Veranstalter vereinte, war die strikte Ablehnung von Rassismus und „rechter“ Hetze. Dies wurde auch in den Eröffnungsreden der verschiedenen Trägerorganisationen deutlich herausgestellt.

Ich möchte hier nochmal einige der wichtigsten Forderungen der Demonstranten und Veranstalter auflisten:

•  Weltweites Höfe sterben stoppen
•  Für gesundes, gentechnikfreies Essen für alle
•  Für Bauernrechte überall
•  Für eine Zukunft auf dem Land und in der Stadt
•  Für ein solidarisches Europa – Geflüchtete willkommen
•  Für wirklich artgerechte Tierhaltung und weniger Fleischkonsum
•  Für Ernährungssouveränität und gerechten Welthandel
•  Für eine bienenfreundliche Landwirtschaft, die Umwelt und Klima schützt
•  Für eine sozial gerechte bäuerliche und ökologische EU-Agrarreform
•  Für viele junge Menschen in die Landwirtschaft
•  Gegen die Vertreibung von Kleinbäuerinnen und -bauern auf der ganzen Welt!

Um ca. 11.45 Uhr setzte sich der Demonstrationszug dann mit leichter Verspätung in Bewegung. Angeführt von rund 160 Traktoren deren Fahrerinnen und Fahrer mit ihren Fahrzeugen aus ganz Deutschland angereist waren machten sich die 33.000 Teilnehmer auf den Weg zum Brandenburger Tor. Fast alle Traktoren waren mit Plakaten und Transparenten verziert auf denen deutlich sichtbar ihre Forderungen zu lesen waren, einige hatten auch Musikanlagen auf ihren Anhängern aufgebaut um ihre Forderungen auch musikalisch zu untermalen. Am meisten beeindruckt hat aber wohl eine 5 Meter große Biene von Campact, die als Mahnung an das Bienensterben durch Chemieprodukte über dem Demonstrationszug schwebte. Viele der Teilnehmer machten ihren Unmut über die Agrarpolitik lautstark deutlich, indem sie während der gesamten Demo auf Kochtöpfen trommelten. Am Weg der Demonstranten standen auch immer wieder Trommelgruppen, die diese Aktion begleiteten.

Foto: Rainer Kranz

Besonders laut wurde es dann als der Demonstrationszug an dem Gebäude vorbeizog wo zu diesem Zeitpunkt im Rahmen der „grünen Woche“ die Landwirtschaftsminister der ganzen Welt im Gespräch zusammen saßen.

Gegen zirka 13:45 Uhr erreichte der Demonstrationszug dann sein Ziel. Am Brandenburger Tor konnten sich dann die Teilnehmer an Infoständen der Teilnehmer- und Veranstalterorganisationen über die verschiedenen Anliegen informieren. An vielen Ständen gab es auch Essen und Getränke zu fairen Preisen, alles natürlich aus biologischem Anbau.

Auch hier formulierten verschiedene Organisationen in Abschlussreden nochmals deutlich ihre Forderungen an die Agrarpolitik, belohnt von lautstarkem Beifall und Kochtopf-trommeln der Teilnehmer. Als ich gegen 16.00 Uhr leider zurück zum Bus musste war die Abschlussveranstaltung noch in vollem Gang.
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Mein Fazit:

Dass sich so viele Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen zu einer friedlichen Demonstration zusammen finden habe ich zuletzt bei Anti-Atomkraft Demos erlebt und das ist nun schon einige Jahre her. Mir persönlich hat es Kraft gegeben weiter für meine Anliegen auf die Straße zu gehen und die Hoffnung, dass ein solcher Zusammenhalt auch bei anderen Themen wieder stattfindet. Ich bin mir sicher, dass wir Bürger viel in der Politik erreichen können, wenn wir zusammenstehen und für gemeinsame Ziele auf die Straße gehen anstatt uns in „Kleinkriegen“ über die Gründe, die uns auf die Straße gehen lassen, zu zerfleischen.

Zum Abschluss noch ein kurzer Hinweis: Wer sich über nachhaltige Landwirtschaft informieren möchte oder über die Vereine und Verbände die an der Demo teilgenommen haben, findet Infos und Links dazu auf www.wir-haben-es-satt.de, dort gibt es auch Videos von der Demo und weiterführende Informationen zum Thema.

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Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite  INFO-WELT

Fotostrecke von Uwe Hiksch

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