Nico Diener
Soziale Gerechtigkeit und Frieden für alle!
Wer den Reichen nichts nimmt, kann den Armen nichts geben!
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Als wir im Juni 2017 wieder zu einer Spendensammlung für unsere Arbeit, die Schaffung einer linken Gegenöffentlichkeit mit unserer Zeitung AmericanRebel aufriefen, schrieb uns unser Leser Zeki Gökhan „Solidarität muss sein! – Bitte nehmt meine Spende“. Ein paar Tage später hatten wir 100 Euro mehr auf dem Spendenkonto, die wir gut gebrauchen konnten. Zwischenzeitlich ist uns Zeki ein liebgewonnener Genosse geworden, so dass ich heute einmal die Gelegenheit ergreifen möchte ihn etwas ausführlicher vor zu stellen.
Zeki, der heute 61 Jahre alt ist, lebt mit seiner Familie in Frechen bei Köln. Er wurde in Dêrsim (Türkisch-Kurdistan) geboren und wuchs in der Nähe des Schwarzen Meeres auf. Drei Putsche hat er in der Türkei erlebt, als Kleinkind, als 16-Jähriger und dann der dritte Militärputsch am 12. September 1980. Zu der Zeit war er schon Mitglied der Gewerkschaft und Anhänger von Devrimci Yol (Dev Yol), zu deutsch Revolutionärer Weg, einer revolutionären marxistisch-leninistischen Bewegung.
Nachdem sich das Militär unter der Leitung Generalstabschefs Kenan Evren zum dritten Mal an die Macht putschte und im September eine Marionettenregierung, mit dem ehemalige Befehlshaber der Marine, Admiral Bülend Ulusu als Regierungschef installierte, entfaltete sich eine brutale faschistische Militärdiktatur. Folter, Verschleppung, Mord und Schauprozesse standen an der Tagesordnung. Besonders traf es die Genossen von Dev Yol. Allein von dieser Organisation wurden nach dem Militärputsch 4745 Genossen und Genossinnen angeklagt. Gegen 101 wurde die Todesstrafe verhängt. Viele Genossen wurden in den Gefängnissen zu Tode gefoltert oder waren plötzlich spurlos verschwunden.
Zu dieser Zeit gingen auch die Kämpfer von Dev Yol in den Untergrund oder suchten Schutz im Ausland. Auch die Leitung der Organisation wurde ins Ausland verlegt und in ganz Europa verfolgt. Die Regierungen der BRD unter Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU), erklärten Dev Yol als linksextreme Organisation und bespitzelten und verfolgten potenzielle Mitglieder. Viele Genossen wurden abgeschoben und so den türkischem Militär übergeben. Die allein schon deswegen nach diesen Personen suchten, weil sich viele auch durch ihre Flucht dem Militärdienst entzogen haben.
Über die Aufnahme von Asyl suchenden von Dev Yol in der DDR ist nichts bekannt. Es ist auch relativ unwahrscheinlich, weil sich Dev Yol nicht dem Diktat der konterrevolutionären Chrutschow-Clique der KPdSU unterworfen hat, sondern konsequent einen revolutionären Weg verfolgte.
Zeki tauchte unter und versuchte möglichst wenig aufzufallen. Doch 1993 wird ihm das Pflaster zu heiß und ihm wird unter Nachdruck nahegelegt die Türkei zu verlassen, lange Gefangenschaft oder Schlimmeres wäre die Alternative gewesen. Da ein Großteil seiner Familie schon in Frechen lebte, war es keine Frage, wo Zeki seinen Asylantrag stellte und sich niederließ.
Ein Jahr hat es gedauert bis über Zekis Antrag auf Asyl wegen politischer Verfolgung entschieden wurde. Ein Jahr des Bangen und Wartens und Zeki wurde anerkannt und bekam eine befristete Arbeitserlaubnis. Zwei Jahre später konnte er eine Stelle als Lagerarbeiter in einem Babymarkt annehmen, in dem er noch heute als Lagerleiter arbeitet. Die erste Zeit war schwer, denn ihm wurden immer wieder große Probleme bei der Verlängerung der Arbeitserlaubnis gemacht.
2007 wurde Zeki Mitglied in der Partei Die Linke. Von Anfang an war er Vorstandsmitglied im Kreisverband Rhein-Erft und im Stadtverband Frechen. 2009 stellte er sich als Direktkandidat zur Wahl für die Kommunalwahl zur Verfügung für den Landtag kandidierte er 2010 und für den Bundestag 2013 und 2017.
„Man kann nicht Panzer in Krisengebiete liefern und sich dann wundern, wenn Millionen Menschen ohne festem Dach über dem Kopf und ohne Nahrung sich nach Europa auf den Weg machen“, sagte Zeki kürzlich in einem Zeitungsinterview. Und weiter: „Außerdem müsse sich Deutschland von den Auslandseinsätzen zurückziehen. Die Rüstungsindustrie müsse sich auf zivile Produkte umstellen. „Deutschland und auch Europa haben im vergangenen Jahr viele 100 Milliarden in die Aufrüstung gesteckt. Das Geld wird in Deutschland nötiger gebraucht, für Familien, für Bildung, für das Gesundheitswesen, für die Altersabsicherung und für die Infrastruktur. Schulen, Straße und Brücken müssen saniert werden.“
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