Erik Bimbacher
Fatale Kunst
Zu den 70 Figuren des dänischen Künstlers Jens Galschiø
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Wenn die Kunst das Thema „Flucht und Vertreibung“ angeht, kann es schnell schief gehen: „Die 70 Figuren des dänischen Künstlers Jens Galschiø“ auf wohl einem echten Fluchtboot aus dem Mittelmeer liegt zur Zeit im Stadthafen Münster.
Eigentlich ja gut und richtig das Thema plakativ und deutlich an einen Gastronomie- und Party-Ort wie den Münsteraner Stadthafen zu bringen gerade, wenn auf Fluchtursachen an Ort und Stelle hingewiesen werden soll, aber diese 70 Figuren auf dem Boot gruseln sehr: Afrikaner, alle schwarz und kaum voneinander zu unterscheiden in ärmlichen, eher bäuerlichen Gewändern. Wer allein schon Fluchtboote in den Medien gesehen hat, weiß dass die Leute sehr wohl anders aussehen und anders gekleidet sind.
Hätte der Künstler ein ebenso originales Schlauchboot, aber leer (!) mit Resten von menschlicher Nutzung, Schwimmwesten installiert, wäre es eine starke Arbeit gewesen, die das Thema wirklich hätte transportieren können.
Und dann die zwei Jurten?! Die Leute auf dem Boot sollen v.a. aus Eritreer kommen, Jurten kommen eher aus Zentralasien. Und dann diese „orientalen“ Teppiche, Jesus! Um Afrikaner_innen und deren Stuff zu zeigen, wird tief in die Klischeekiste und auch noch daneben gegriffen.
Die Kindergruppe denen gerade das Projekt gezeigt wird, sieht Flüchtlinge als schwarze anonyme Masse in ärmlichen, rückständigen Gewändern, ausgestellt als apathisch wirkende Puppen. Bezeichnenderweise sind in diesem Projekt von Caritas und Diakonie offenbar nur weiße Menschen involviert und im Unterstützerkreis sonst eher unbekannte kirchliche Organisationen und Initiativen.
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