Jürgen Eger
20 Tausend Ehemalige wollten zurück
LANGE VERGESSEN (gemacht) und in keiner DDR-History-Soap erlaubt
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Am 6. März 1985, also im Folgejahr des großen Ausreiseschubs von 1984 veröffentlichte NEUES DEUTSCHLAND (ND) eine kurz kommentierte, doppelseitige Namensliste mit Kurzbegründung 20.000 Ausgereiste DDR-Bürger wollten wieder zurück in die DDR, schrieb ND. Das war damals ein kurzer, aber erheblicher Aufreger. Der Westen machte Gegenpropaganda: Das stimme nicht. Es gab allerdings keinerlei Beleg dafür, dass ND fingiert hat.
Ein bisschen zusätzliche Aufregung gab es in der Berliner Künstlerszene. Mitten in der Liste der Namen las man Bernd Scheubert, mit der Berufsbezeichnung Grafiker. Wir kannten ihn als „Scheubi“ und er war, soweit ich recht weiß, der Erfinder des auch heute noch genutzten und bekannten Logos der Band CITY.
Die Veröffentlichung hatte wohl nicht den Sinn, den Ansinnen stattzugeben, sondern den noch in der DDR Verbliebenen zu sagen, sie sollten lieber nicht gehen.
Hat nicht allzu viel gebracht…
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Anhang: Am gleichen Tag erschien, ebenfalls in Neues Deutschland ein Artikel, der wie folgt lautete::
„Mehr als 13000 Bundesbürger seit 1975 in DDR übergesiedelt
Bonn (ADN). Laut dem Statistischen Bericht der BRD übersiedelten seit 1975 mehr als 13 000 Bundesbürger in die DDR, um die Staatsbürgerschaft der DDR zu erwerben. Allein im Jahre 1984 seien es 1100 gewesen. (…)“
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Über den Autor: wurde 1954 in Berlin, Hauptstadt der DDR, geboren. Von der Einschulung bis zum Abschluß des Diplomstudiengangs Elektronik/ Technologie an der TU Dresden durchlief er einen normalen DDR-Lebensbeschreitungsweg.
Doch dann nahm er Gesangsunterricht, war Nachhilfelehrer, und erhielt 1981 einen Sängerpreis bei den DDR-nationalen Chansontagen in Frankfurt/Oder. Mit dem Berufsausweis als staatlich anerkannter DDR-Chansonsängerger, arbeitete er auch als auch Publizist und Regisseur. Er selbst bezeichnete sich gern als einziger »staatlich-anerkannt-freischaffender Agitator« der DDR. Danach studierte er dann 7 Jahre lang selbstbestimmt und privat an der Berliner Musikhochschule und an der Humboldt-Uni in Berlin, textete gelegentlich auch für andere, machte Theater und hatte in den DDR-Endzeiten auch eine Band, mit der er DDR-Rock- und Pop-Lieder präsentierte, die nicht mehr über den Rundfunk gesendet wurden.
Jürgen Eger schreibt. „Anfang Dezember 1989 war ich einer der ersten DDR-Künstler die, hier konkret unter Mitwirkung einiger meiner ihm in den Rücken gefallenen DDR-Kollegen, von Biermann & Co. abgestraft und in die Volksverhetzungssuppe gehackt wurden, live gebroadcastet. Der Biermann war sozusagen vorgeschickt, die kohlsche Neuauflage des hitlerschen Kommissarbefehls durch- und auszugeben.“
Als Herbstaktivist beteiligte er sich an diversen Kollektivunternehmungen die alle Seitens der Veranstalter von der Verteidigung und Verbesserung der DDR motiviert waren, bekam er 1989 als FDJ-Kunstpreisträger auch (noch) den DDR Kunstpreis.
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Diskussion ¬