Redaktion
Deutschlands größte antikapitalistische Protestaktion im Rückblick
Foto- und Videoreportage über die friedlichen Proteste gegen den G-20-Gipfel
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Wie viele Zehntausende Menschen in den letzten Tagen in Hamburg gegen den G-20 protestiert haben ist letztlich noch nicht bekannt. Sicher ist aber schon heute das es nie zuvor eine größere Protestaktion gab. Das kann uns sehr stolz machen! So eine klare Aussage im Lande von AfD, Pegida und NSU, gegen die Pläne des internationalen Kapitals ist einfach nur überwältigend! Mit diesem gewaltigen Protest und den Blockaden haben wir ein ganz deutliches Zeichen gegen die Kriegspolitik der Industriestaaten, gegen den Militarismus der NATO und für eine bessere und vor allem gerechtere Welt mit Zehntausenden von Teilnehmenden gesetzt.
Doch dieser gewaltige Erfolg wird in den bürgerlichen Medien bewusst verschwiegen und sogar in den sozialen Medien überwiegen die Meldungen und Diskussionen über angebliche und reale Gewalttaten die die Proteste überschatteten. Sicher ist das Gewalt vom Staat ausging, was wir mit dem Artikel »Hamburg: Polizei prügelt die Proteste klein« bewiesen haben. Mit dem Thema individuelle Gewalt werden wir uns in einem weiteren Artikel befassen.
In Hamburg ist viel Unrecht seitens der Polizei und den übergeordneten Behörden verübt worden und es wird viele Prozesse geben. Das Unrecht muss aufgeklärt werden, deshalb fordern wir:
– Die sofortige Freilassung aller politisch Gefangenen!
– Rücktritt aller politisch – und polizeilich Verantwortlichen!
– Bestrafungen der Verantwortlichen!
Aufklärung kann auf vielerlei Wege geschehen. Eine davon ist die Erhaltung und Förderung von linker Gegenöffentlichkeit wie American Rebel es seit vielen Jahren schon macht. Die vergangen Proteste sind ein großer Sieg der fortschrittlichen, antikapitalistischen Bewegung. Lasst uns diesen Sieg zusammen feiern – dazu stellen wir die nachfolgende Fotodokumentation ins Netz.
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Fotodokumentation
Mit der Kunstaktion „1000 Gestalten“ demonstrierten am 6. Juli
Hunderte von Teilnehmer/innen in der Hamburger Innenstadt
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Kommentare und Berichte
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75.000 Menschen waren heute in Hamburg bei der Großdemonstration auf der Straße. Damit war diese friedliche Demo der größte Gipfel-Protest, der je in Deutschland stattgefunden hat. Meine Eindrücke begrenzen sich im Detail dabei vor allem auf den Demo-Block der Friedensbewegung, deren Verantwortlicher ich gewesen bin. Zeitweilig zählte aber allein dieser viele Tausend Teilnehmende. Unser Block war ungeheuer bunt – und wie mir Besucher berichteten, einer der lebendigsten auf der ganzen Demo. Das schmeichelt natürlich, ist aber auch nicht ganz ohne: Vier Live-Musikgruppen waren auf unserem Lautsprecherwagen permanent im Einsatz. Dazu kamen Redebeiträge des Schauspielers Rolf Becker, von Reiner Braun, Martin Dolzer, Ann Wright (USA), Corazon Fabros (Philippinen), Arielle Denis (Frankreich), aber auch von Angehörigen aus der DFG VK, Bildung ohne Bundeswehr, der DIDF, des Hamburger Forums, des Bremer Friedensforums, der IPPNW und von vielen, vielen anderen. Und wir hatten mit Christin Bernhold eine der besten Moderatorinnen , die ich mir vorstellen kann: Feurig, politisch klar und die Masse immer wieder zum mitsingen oder Losungen rufend mobilisierend. Und auch das ist eine neue Erfahrung: alles war perfekt organisiert, was man ja bei der Friedensbewegung nun wirklich nicht immer vermuten kann … So schlossen sich denn im Laufe der Demo immer wieder auch Menschen aus anderen Gruppen unserem Demo-Block an. Und ich dachte heute durchaus häufiger: Mensch so schwach sind wir gar nicht. Wir haben in dieser Friedensbewegung ungeheuer große und kreative Potentiale. Es war anstrengend, aber es hat gleichzeitig sehr viel Spaß gemacht! Und genauso war es auch ein gutes Erlebnis mitzubekommen, wie es trotz politischer Unterschiede am Ende gelang doch alle Partner nicht nur an Bord zu halten, sondern auch in einer „grenzenlosen Solidarität“ zueinander und untereinander. Ich muss mich hier in meinen Schilderungen auf den Friedensblock beschränken. Aber den politischen Erfolg, den haben wir alle gemeinsam zustande gebracht! Und das ist ein gutes Ergebnis! Die Demo heute ist auch politisch ein großer Erfolg. Meinen Eindruck, dass die ganz große Masse der Teilnehmenden aus Hamburg und Umgebung kam bzw. aus dem Norddeutschen Raum, will ich hier trotzdem wiedergeben. Denn das ist einerseits wirklich sehr bemerkenswert, wie viele Hamburgerinnen und Hamburger damit zum Beispiel auch deutlich zu verstehen gaben, was sie selbst von der Einschränkung unserer demokratischen Grundrechte und von brutalen Polizeieinsätzen halten, wie aber auch von den Bildern der vergangenen Nacht. Gleichzeitig verdeutlicht dies aber auch Schwächen in der bundesweiten Mobilisierung, die bei vielen der Bündnispartner, auch bei uns, nur eingeschränkt gelang. Das gilt es in den nächsten Wochen noch genauer auszuwerten. Zunächst aber obsiegt die Freude über diesen gewaltigen Protest, mit dem wir heute ein ganz deutliches Zeichen gegen die Kriegspolitik, gegen den Militarismus der NATO und für eine bessere und vor allem gerechtere Welt mit Zehntausenden von Teilnehmenden gesetzt haben. Und ebenfalls dafür, dass wir nicht dazu bereit sind, uns unsere demokratischen Grundrechte nehmen zu lassen. |
Wir gehen nicht weg, IHR geht! Trotz aller Versuche, die Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg zu kriminalisieren, haben am Samstag (08.07.2017) nach Angaben der JW 76.000 Menschen gegen dieses Treffen, gegen Kapitalismus, Krieg und Unterdrückung demonstriert: https://youtu.be/ZC09M0fuGCA |
Es waren aufregende Wochen. Es hat auch Spaß gemacht. Es waren mühsame Monate in der Vorbereitung. Manchmal quälend mühsam. Es gibt jetzt noch ganz viel aufzuarbeiten, denn trotz einer riesigen Demo, trotz zahlreicher sehr gelungener Aktionen, haben wir auch erhebliche Fehler in der Vorbereitung gemacht. Und damit meine ich vor allem politische Fehler. Die damit zusammenhängenden strategische Fragen, ja natürlich auch unser Verhältnis zu militanten Aktionen, aber auch die Frage wie wir mit einem repressiver werdenden Staat umgehen, müssen geklärt werden. Wir werden sie gemeinsam diskutieren. Gemeinsam unter jenen, die selbst aktiv sind, weniger indes mit jenen, die nur Schreibtisch-Täter sind. Doch mental ist es jetzt erst mal vorbei. Und ich muss sagen: ich begrüße den Wechsel in den Alltags-Modus auch deshalb mit sehr großer Freude! |
Weitere Artikel zu diesem Thema:
- 18. März: Friedensdemo gegen den G20 Gipfel in Hamburg
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- 7. Juli: Big shots in Hamburg
- 7. Juli: Hamburg: Polizei prügelt die Proteste klein
- 10. Juli: G-20 2017 und seine Folgen
- 10. Juli: Festival der Grundrechtsverletzungen
- 10. Juli: Unsere Heldin
- 12. Juli: Fire and Riddles at Hamburg
- 14. Juli: GeSa: Rechte von in Gefangenen und Rechtsanwälten/-innen systematisch verletzt
- 16. Juli: Deutschlands größte antikapitalistische Protestaktion im Rückblick
- 16. Juli: Hamburger Polizei: Sind das unsere Helden?
- 28. Juli: Antiimperialistischer Kampf gegen G-20
- 30. Juli: G20-Krawalle: Umfassende Analyse wirft neue Fragen auf
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