Julius Jamal
Papa durfte nicht wählen
Über die Ungerechtigkeit der Deutschen Wahlgesetzgebung
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Am 14. Mai wurde in Nordrhein-Westfalen gewählt, mehr als 13 Millionen Menschen durften wählen. Dabei leben in NRW deutlich mehr Menschen, aber alle, die keinen deutschen Pass haben dürften wieder einmal nicht wählen. Zu denen, die nicht wählen durften, gehört auch mein Papa!
Seit mehr als 30 Jahren lebt er nun in Deutschland, arbeitet hier, spricht fließend deutsch, interessiert sich für die deutsche Politik, kurz gesagt er dürfte somit zu jenen Menschen gehören, die selbst von der CDU als gelungenes Beispiel für Integration gesehen werden. Doch während er hier lebt, arbeitet und Steuern abführt wie jeder deutsche Staatsbürger, fehlt ihm ein elementares Recht, er darf nicht wählen. Dabei will er mit entscheiden, wohin sich die Gesellschaft entwickelt, nicht nur wenn er gegen rechte Parteien demonstriert oder für den Frieden.
Nein er will auch an der Urne stehen, seine Stimme abgeben und an der Demokratie partizipieren. Doch es wird ihm verwehrt. Als ich das erste mal wählen durfte, sagte er wähle für mich mit, ich darf es nicht, geändert hat sich bis heute nichts. Gründe dafür gibt es eigentlich nicht, außer, dass man die Wahl auf das Staatsvolk begrenzen will, so heißt es im CDU-Sprech.
Doch warum wollt ihr keine wirkliche doppelte Staatsbürgerschaft? Eine doppelte Staatsbürgerschaft, die allen Menschen die Möglichkeit bietet Deutsche zu werden und gleichzeitig nicht zu riskieren, dass sie möglicherweise ihre Familie nicht mehr sehen oder Probleme bei der Einreise bekommen? Wieso sollte Mensch sich nicht zu zwei Staaten verbunden fühlen? Ihr wollt die Staatsbürgerschaft begrenzen und die Menschen zwingen auszuwählen, ich verstehe es nicht. Wieso fordert ihr Integration und behindert gleichzeitig die demokratische Beteiligung? Und wenn ihr schon Menschen zwingen wollt zwischen zwei Pässen zu wählen, wieso lasst ihr die Menschen dann nicht, auch wenn sie keinen deutschen Pass haben, wählen? So stelle ich mir, während ganz Deutschland darüber diskutiert wer gewählt wurde und warum wieder einmal viele Menschen nicht gewählt haben, die Frage, was Papa wohl denkt über die Debatten.
Sicher, er wird enttäuscht sein, dass es die AfD ins Parlament geschafft und selbst in seiner geliebten Stadt Köln viele Stimmen erhalten hat. Doch mindestens ebenso traurig ist er darüber, dass er am Wahltag mal wieder ausgeschlossen ist, ausgeschlossen von der Demokratie, ausgeschlossen von der Möglichkeit zu wählen und ausgeschlossen über die Zukunft zu entscheiden, vom Bundesland in dem er die längste Zeit seines Lebens verbracht hat.
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Erstveröffentlichung in „Die Freiheitsliebe“ vom 27. Mai 2017. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers
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Über den Autor: Ich habe 2009 die Freiheitsliebe gegründet aus dem Wunsch, einen Ort zu schaffen, wo es keine Grenzen gibt zwischen Menschen. Einen Ort an dem man sich mitteilen kann, unabhängig von Religion, Herkunft, sexuelle Orientierung und Geschlecht. Freiheit bedeutet immer die Freiheit von Ausbeutung. Als Autor dieser Webseite streite ich für eine Gesellschaft, in der nicht mehr die Mehrheit der Menschen das Umsetzen muss, was nur dem Wohlstand einiger Weniger dient.
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