Harry Popow
Soldaten für den Frieden (Teil fünfundzwanzig)
Leseprobe aus „Ausbruch aus der Stille…“ von Harry Popow
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Hier nun die fünfundzwanzigste Leseprobe aus meinem neuen Buch »Ausbruch Aus Der Stille – Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten«, das im Februar dieses Jahres auf den Markt gekommen ist. Bitte benutzt auch die Kommentarfunktion für Eure Kritiken und Einschätzungen.
Neue Sichten in der Schublade?
Zehn Tage, die viele Fernsehleute im innersten bewegen. Sie sind Teilnehmer eines Lehrganges für Gesellschaftswissenschaftliche Weiterbildung im März 1988. Tage, die auch Henry nie vergessen wird. Er notiert: Aufregender denn je. Viel Neues, Weiterführendes, nicht, wie bisweilen bisher, Widergekautes. Was mich verblüffte: Der Sicherheitsmensch, ich kenne ihn aus der Parteiorganisation, murrte während einer Pause etwas von „Konterrevolution“. Herrje, wie tief sind wir gesunken, Neues sofort als etwas Feindliches abzutun. Mich aber haben die Vorträge der Wissenschaftler, z.B der Akademie der Wissenschaften der DDR, begeistert: Die Intensivierung als neue grundlegende Existenzbedingung des Kapitals und die notwendige differenzierte Betrachtung der Aggressivität des Militärisch-Industrieellen-Komplexes; eine notwendige neue Sicht auf die bisher dem Revisionismus zugeordneten Begriffe wie „freie Preisbildung“, „Marktforschung“ und „Subventionen“ im Hinblick auf eine höhere Effektivität im Sozialismus, eine gleitende Planung sei nötig und u.a. die Zuordnung des Gewinns zu den Produzenten; für Investitionen, die eigenverantwortlich eingesetzt werden können (Institut für Marxismus-Leninismus); dem Demokratischen Zentralismus ist der nur einseitige Direktivcharakter zu nehmen, mehr Streit bei der Vorbereitung von Beschlüssen, positives Verhalten zum Widerspruch ist nötig, gegen Zensurendurchschnitte, gegen die Allgemeinbildung zu Lasten der Spezialbildung, mehr rechtliche und moralische Freiräume für Initiative (Akademie der Wissenschaften); mehr Rücksicht nehmen auf individuelle Interessen, da die Rolle des Kollektivs abnimmt; neuer Stellenwert der Organisiertheit, alle Formen des Gedankenaustausches nutzen; Arbeit und Kultur als einheitlicher Prozeß (in Japan schon durchgesetzt);
Kultur ist auch, Traditionen hocheffektiver Arbeit in Preußen aufzudecken und nutzbar zu machen (Akademie der Gesellschaftswissenschaften). Am Ende der zehn Tage noch ein Vortrag mit anschließender Fragestellung. Eine Fernsehjournalistin: „Wann lesen wir mal was von diesen neuen Erkenntnissen z. B. in einem ZK-Plenum?“ Der Dozent senkt den Kopf. Dann gibt er sich einen Ruck und gesteht: „Wir sind schon froh, wenn wir mal einen Halbsatz unserer Untersuchungen und Vorschläge in einem Plenum wiederfinden …“
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Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro.
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Über den Autor: Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry) in seinem Buch „Ausbruch aus der Stille“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Den Titel Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit 1961 sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.
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