Nico Diener
Heilige Seilschaften
Buchbesprechung „Kirchenrepublik Deutschland – Christlicher Lobbyismus“ von Carsten Frerk
Alle paar Jahre überrascht uns Carsten Frerk mit neuen Enthüllungen über das reibungslose Zusammenspiel von Kirchen und Staat. Wer heute noch glaubt, dass die beiden etablierten Kirchen sich und ihre Arbeit von Kirchensteuern und Spenden finanzieren, ist spätestens seit Frerks Erstlingswerk „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ eines Besseren belehrt.
Nun hat Carsten Frerk die Seilschaften, derer sich Kirchen und Staat bedienen, noch genauer unter die Lupe genommen. Sein neuestes Buch, kürzlich im Alibri Verlag erschienen, heißt „Kirchenrepublik Deutschland – Christlicher Lobbyismus“ und ist ein Illusionsräuber für diejenigen, die die Kirchen ablehnen, aber meinen, dass eine Mitgliedschaft ja nicht schaden könne, da mit dem Geld ja Gutes getan werde.
Carsten Frerk beschreibt, wie die Kirchen in Deutschland systematisch Einfluss auf die Politik nehmen. Dabei zeigt sich, dass katholische und evangelische Stellen in einer Weise in Gesetzgebungsverfahren eingebunden sind wie keine zweite zivilgesellschaftliche Kraft.
Das Buch untersucht – erstmalig für Deutschland – die Arbeit der kirchlichen Büros und ihre Kontakte in die Ministerialbürokratie. Dabei stößt es auf interessante personelle Überschneidungen und Karriereverläufe. Es stellt dar, über welche Kanäle die Kirchen ihre Informationen erhalten und welche Strukturen begünstigen, dass politische Entscheidungen im Sinne der Kirchen ausfallen. Carsten Frerk stellt viele Personen vor, die auf beiden Seiten gemeinsam das fromme Werk verrichten. Sie kennen einander schon lange aus unterschiedlichen Vereinen, Instituten, Gemeinschaften und Bruderschaften. Über diese Seilschaften hat Frerk eine Menge herausgefunden. Viele Auskünfte aber wurden ihm verweigert. Er nennt seine Arbeit daher eine „Annäherung“.
Als Fazit kommt Carsten Frerk zu der Einschätzung, dass die Kirchen – wo es um ihre ureigenen Belange als Organisationen geht – die erfolgreichsten Lobbyisten der Republik sind.
Das Buch schafft Problembewusstsein für Ämterverquickung und „Seitenwechsler“. Es fordert Befangenheitsregeln für Parlamentarier und thematisiert den durch die Kirchen „gekaperten Staat“.
Carsten Frerk: „Kirchenrepublik Deutschland – Christlicher Lobbyismus. Eine Annäherung“, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2015, 303 S., 18 €
Quelle: Alibri Verlag und andere. Erstveröffentlichung am 11. Juli 2016 ebenfalls in AmericanRebel
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Weitere Veröffentlichungen von Carsten Frerk
2015: „Kirchenrepublik Deutschland“ | ||
2012: „Gottes Werk und unser Beitrag. Kirchenfinanzierung in Österreich“ | ||
2010: „Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert.“ | ||
2007: „Keramik Leben. Collection Peter Siemssen Stiftung.“ | ||
2007: „Die Kirche im Kopf. Von ‚Ach Herrje!‘ bis ‚Zum Teufel!‚“ | ||
2005: „Caritas und Diakonie in Deutschland“. | ||
2003: „Das geraubte Siegel“ – Historischer Kriminalroman. (2006 als TB im Aufbau Taschenbuchverlag.) |
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2002: „Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland“ | ||
2000: „Der Sohn des Freibeuters“ (2007 als TB im Aufbau Taschenbuch Verlag.) |
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1982: „Politologen” (2 Bände) |
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