Kein Wahlkampf für Erdogan!

Erklärung des Bundesvorstandes der Föderation demokratischer Arbeitervereine (DIDF)
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Vor einigen Tagen ließen sich Mesut Özil und Ilkay Gündoǧan, beide deutsche Nationalspieler, gemeinsam mit Cenk Tosun, in Deutschland geborener türkischer Nationalspieler, in London mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdoǧan ablichten und schenkten ihm ihre Vereinstrikots. Grund genug, um die vorurteilsbehaftete Diskussion um „Türkeistämmige in Deutschland“ neu zu entfachen. Während Erdoǧan diese Bilder hervorragend für seinen Wahlkampf auch unter den in Deutschland lebenden Türkeistämmigen instrumentalisieren kann, müssen nicht nur die beteiligten Fußballspieler, sondern die Türkeistämmigen im Allgemeinen dafür Kritik einstecken.

Nachdem die AKP die Fotos über ihren offiziellen Twitteraccount (übrigens einer der sozialen Dienste, den die AKP nur zu gerne sperren lässt, sobald kritische Kommentare gepostet werden) veröffentlichte, gaben beide Fußballer bekannt, dass sie nicht die Absicht hatten, mit den Fotos eine politische Message abzugeben.

Dieser Schachzug von Erdoǧan war vor allem ein Foul gegen die Türkeistämmigen in Deutschland! So präsentiert er sich als Präsident aller Türkeistämmigen in Deutschland, was von Gündoǧans Widmung „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten“ auf seinem Trikot, auch noch befeuert wird. Und noch viel wichtiger: Erdogan nutzt die Popularität der Fußballer für seine politischen Zwecke. Erdogans erneute Absicht, seine Polarisierung nach Deutschland zu transportieren und einen Keil zwischen die Bevölkerung zu treiben, hat teilweise gefruchtet, wurde durch Bundestrainer Joachim Löw aber teilweise vereitelt. Indem er die beiden Spieler mit einer Rüge erneut in den Stammkader aufnahm, hat er sich einer erneuten Provokation entgegengestellt. Denn dieser Umstand kam vielen Rassisten und Rechten auch gerade recht. Diesen ist die Tatsache nämlich zuwider, dass Menschen mit Migrationshintergrund in der deutschen Nationalelf vertreten sind. Man denke daran, dass „keiner“ von ihnen „so einen [gemeint war damals Boateng] als Nachbarn“ haben wolle.

Halb so groß war der Aufschrei, als Lukas Podolski vor einigen Jahren vor der türkischen Nationalfahne salutierte und dem türkischen Militär seine Sympathie bekundete. Ebenfalls, als Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Woche vor den Parlamentswahlen 2015 öffentlichkeitswirksam mit Erdoǧan in Ankara posierte. Und dass Berti Vogts bei der WM-Vergabe nach Katar keinerlei Menschenrechtsverletzungen sah, war auch kein Problem.

Dennoch sind Özil und Gündoǧan, unabhängig von ihrer eigenen politischen Meinung, Personen des öffentlichen Lebens. Natürlich liegt die Hauptverantwortung bei Erdoǧan, der über die beiden seine Propaganda machen will, doch haben sich die beiden selbst zum Spielball gemacht. Der Fußballer Emre Can, ebenso Mitglied der Nationalelf, war ebenfalls eingeladen, zeigte sich jedoch der Situation bewusster und lehnte Erdoǧans Einladung ab.

Zu schnell wird bei solchen Aktionen die Integrationswilligkeit der Türkeistämmigen in Frage gestellt. Das dient aber nur Erdogan und seinen Spaltungsversuchen und darf von uns nicht zugelassen werden.

DIDF Bundesvorstand (Föderation demokratischer Arbeitervereine)
Köln, 18.05.2018

 

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