Volkskorrespondenz
Kalle Schulze
Tot eines Obdachlosen
Wie wenig Herz ist möglich wenn ein Mensch stirbt?
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In meiner Heimatstadt Sassnitz ist der wohnungslose Mitbewohner des Obdachlosenheimes, Manfred Böwe, im Alter von nur 56 Jahren in seiner Unterkunft verstorben.
Plötzlich – Licht aus – Leben weg. Viele Sassnitzer und Alteinwohner kannten Manfred aus besseren Tagen als er noch in der Stadt gearbeitet hatte. Er hatte mir mal seine ganz persönliche Lebensgeschichte erzählt welche ich aber so auch nicht mehr zusammen bekomme. Er war sehr ärmlich gekleidet und EU-Rentner. Sein geringes Einkommen besserte er sich mit Hilfsarbeiten bei Bekannten oder auch bei Häuslebauern mit Handlangerarbeiten auf. Manch einer dieser Bekannten nutzte ihn schamlos aus und bezahlte nicht einmal die paar ausgemachten Kröten. Ich selber hatte ihn nie betrunken erlebt. Nun ist er verstorben.
Selbst im Obdachlosenheim gibt es Bewohner welche mir gegenüber wörtlich sagen: „Um ihn ist es nicht Schade, der hat sowieso nichts getaugt!“
Nach solchen Worten war ich erschüttert wie Menschen die nicht einmal mehr eine bezahlbare Wohnung haben so über ihre Mitbewohner urteilen. Das alles obwohl es in der Stadt Sassnitz mehr als genug leerstehende Wohnungen bei beiden Wohnungsgesellschaften gibt. Profit geht eben vor Menschlichkeit und Menschenwürde.
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