Volkskorespondenz
Ullricke Spurgat
Häftling Nr. 562 – Carl von Ossietzky
Die „Hölle im Moor“
Der Anlass jetzt zu Carl von Ossietzky zu schreiben sind die 73 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg durch die Rote Armee. Als Tochter eines Kommunisten, der im Konzentrationslager gefoltert wurde, weiß ich auf welcher Seite ich stehe, heute mehr denn je, denn „Wahrlich wir leben in dunklen Zeiten.“ (Brecht). Am 12. Mai, besuchte ich eine Gedenkveranstaltung in Esterwegen und nehme diese sehr gerne zum Anlaß, an den Friedensnobelpreisträger, Antifaschisten, Antimilitaristen zu erinnern.
Carl von Ossietzky, geb. 3. Oktober 1889 in Hamburg, politischer Journalist, Herausgeber der Weltbühne, Antimilitarist, Freund und Kollege von Kurt Tucholsky, Friedensnobelpreisträger 1936. An den Folgen von Folter, Haft und Krankheit am 4. Mai 1938 in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Die Gestapo saß vor seiner Türe um ihn zu bewachen.
„Die Hölle im Moor,“ nannten die Häftlinge den Ort, an dem menschliches Leben keinen Wert hatte.
„Am liebsten würden wir dich umbringen sagte ein Aufseher zu ihm. „Aber von dir wird gesprochen.“
Carl von Ossietzky, politischer Journalist aus Berlin, „Bonzen“ Häftling genannt, mit der Nr. 562, verhaftet in der Nacht des Reichstagbrands von der Gestapo wegen „besonders hetzerischer und volkszersetzender Propaganda.“ Das Konzentrationslager Sonnenburg war nach Spandau die erste Station des langen Leidensweges zwischen Grauen, Hoffnung, Angs , Not und Verzweiflung. Dass Grauen überholte die Wirklichkeit; im Lied der Moorsoldaten in eindringlicher Weise für immer festgehalten.
15 Emslandlager gab es zwischen 1933 und 1945. Die Lager waren für die „Politischen“ gedacht,“ Kommunisten, Anarchisten, Sozialdemokraten und Freidenker, aber auch Sinti Roma und Homosexuelle wurden dort weggesperrt. Hier erprobten die Nazis ihr System der Konzentrationslager, lange vor Auschwitz, Bergen Belsen, Buchenwald.
Häftling 562 zog täglich mit den anderen Häftlingen ins Moor. „Manchmal sah es aus, als wolle ihn die feuchte Erde verschlucken; knietief versackte der gesundheitlich schwer angeschlagene, durch Hunger, Schläge, Infektionen geschwächte im Morast, so dass er häufiger zusammenbrach, wenn er den Spaten in den Boden zwang.
Schwerstarbeit war C.v. Ossietzky nicht gewohnt, und so blieb er den Aufsehern ein „Dorn im Auge,“ und die sogenannten „Sonderbehandlungen“ trafen ihn immer wieder mit unvergleichlicher Härte. ER wurde bespuckt, getreten, erniedrigt, gefoltert und liegengelassen. Die Solidarität seiner Freunde und Mithäftlinge war beispiellos.
Als der Schweizer Diolomat Carl Burckhardt C.v. Ossietzky 1935 im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes besuchte schleppten ihn die Aufseher mehr, als dass er alleine hätte gehen können, „ein zitterndes, totenblasses Etwas, ein Wesen, dass gefühllos schien, ein Auge verschwollen, die Zähne anscheinend eingeschlagen, “ stand vor ihm und sagte:
„Sagen sie den Freunden bitte, ich sei am Ende es ist bald vorüber, bald aus, das ist gut bat das zitternde Etwas den Diplomaten Burckhardt.“
„Ich wollte den Frieden.“ waren seine Worte. 1935 dann den Friedensnobelpreis, den er 1936 nicht entgegennehmen durfte, weil die Nazis es verboten haben.
Carl von Ossietzky starb in einem Berliner Krankenhaus. Selbst im Tod saßen die Schergen der Nazis vor seiner Türe, um ihn zu bewachen, solch eine Angst hat ihnen der schmächtige, dass „Häufchen Mensch“ gemacht, dessen aufrechter Gang, sein Mut, seine Fähigkeit zur Liebe und zum Mitgefühl ihn unvergessen machen.
Ein Menschenfreund, ein Kämpfer mit spitzer Feder, sarkastisch, meist hoch aktuell, am Puks der Zeit, politisch, von den Herrschenden gehasst und verfolgt, dass war Carl von Ossietzky.
„………unseren Kampf werden wir erst einstellen, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker stehen wird.“
(Schwur von Buchenwald) 11. April 1945, der Tag der Selbstbefreiung des Lagers.
.
.
Diskussion ¬