Rui Filipe Gutschmidt
Felix – noch ein Sturm bedroht Portugals Küsten und dann Europa
Diesmal wird die portugiesische Atlantikküste besonders schwer heimgesucht. Sturmtief Felix tobt mit 80 bis stellenweise über 120 km/h in Portugal und Spanien. Beeindruckend, sicher doch, aber die Zerstörung und die Gefahr für Leib und Leben sind gar nicht lustig (oder feliz)… Als nächstes holt sich „der Glückliche“ Nordwesteuropa.
Nach einem extrem trockenem Sommer und Herbst (mit über 30º C), erlebt Portugal, wie auch Teile Spaniens, einen Regenreichen Winter und einen stürmischen Beginn des Frühlings. Die Stauseen in Portugal sind aber noch weit davon entfernt, einen normalen Pegelstand zu haben. Am Ufer des Guadiana, dem Grenzfluss im Süden Portugals und Spaniens, sind Felszeichnungen aus der Jungsteinzeit sichtbar geworden, da der Wasserstand erstmals seit langem so tief gesunken war. Die Dokumentation des archäologischen Fundes aber, ist ein Rennen gegen die Zeit, da der Pegel bald wieder ansteigen und die steinzeitliche Kunst versenken wird.
Es ist ein weiteres Wochenende, an dem die Portugiesen besser zuhause bleiben sollten. Ein Sturm mit Böhen von bis zu 120 km/h an der Küste und teilweise darüber hinaus in den Bergen, Wellen von 15 Metern und sintflutartigen Regenfällen, zieht über das Land und lässt Menschen ohne Obdach, entwurzelt Bäume und sorgt für Wasserläufe, die über die Ufer treten. Vor allem die Bergregionen nördlich des Rio Tejo und die Küsten Portugals und Galiziens trifft dieser Sturm wieder besonders heftig.
Die Schifffahrt ist stark beeinträchtigt und alle Häfen bleiben gesperrt. Selten wird die Warnstufe rot vom meteorologischen Institut ausgerufen, doch diesmal ist genau das am Sonntag, bis mindestens 15 Uhr Lokalzeit der Fall. Ein spanisches Frachtschiff ist seit Freitag vor der portugiesischen Küste in Seenot geraten. Das Schiff liegt auf einer Sandbank vor der Mündung des Tejo und trotz mehrerer Versuche war es der portugiesischen Marine bislang nicht möglich den Frachter aus seiner misslichen Lage zu befreien. Solange die Wetterbedingungen so schlecht sind, wird dies auch nicht möglich sein und so ist die Gefahr einer Ölpest – wenn auch gering – bis mindestens Montag gegeben.
Auch die großen Flüsse des Landes, wie der Rio Tejo und der Rio Douro, laufen Gefahr über die Ufer zu treten. Eine Gute Nachricht gab es für die Anreiner des Tejo, da es im spanischem Hinterland aufgehört hat zu regnen. An den Sandstränden des Landes, besonders an der Atlantikküste, ist die Zerstörung besonders groß. Strandcafés, Promenaden, die Baracken und Schuppen der Fischer und auch deren Häuser bekamen die Wut des Poseidon zu spüren. Der Gott des Meeres holt sich aber auch den Sand von den Stränden und nagt an den Felsen der Küste. In der Folge müssen die Gemeinden wieder viele Millionen Euro ausgeben, um den Sand erneut an die Strände zu bringen, Felsen abzusprengen, die abzubrechen drohen und um auch sonstige Schäden zu beseitigen, die abschreckend für die Urlauber sein könnten, die wie üblich im Sommer von den dramatischen Ereignissen des Winters nichts mehr zu sehen bekommen.
Der Wind pfiff um die Ecken meiner Wohnung im sechsten Stock, Fenster und Türen klapperten die ganze Nacht lang. An der Außenwand, an der das Sofa in meinem Wohnzimmer steht, ist ein Wellblech angebracht, gegen das der Regen prasselt und durch den starken Wind kamen sogar einige Regentropfen in den Kamin. Der Sog im Treppenhaus, wenn jemand die Haustür oder ein Garagentor öffnet, ist … Beeindruckend, sicher doch. Und eben diese Zerstörung ist auf dem Weg über die Pyrenäen nach Mittel- und Nordeuropa. „Felix“ ist dabei aber keinesfalls Synonym für „der Glückliche“.
PS: An der Algarve hat der Sturm „Portugiesische Galeeren“ angespült. Kontakt mit den giftigen Quallen ist immer schmerzhaft, hinterlässt schwere Narben und kann im Extremfall sogar tödlich sein.
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Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite INFO-WELT
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