Jürgen Eger
»FESTIVAL MUSIK UND POLITIK« – Zu feige für den richtigen Namen
Außensicht eines total-„freiheitlich“ VERBOTENEN. Diskurs über Verbote damals und heute erwünscht
Ich war vorgestern bei dem Festival, auf dem ich AUFTRITTS- und MITSPRACHEVERBOT habe.
Die Podiumsdiskussion war wie immer: Anti-DDR. Diesmal ging es um die 1970er. Wie ich schon in meinem OFFENEN BRIEF vom Vorjahr ansprach – auf den selbstverständlich niemand geantwortet hat, es gab nur eine Reaktion eines Künstlers, der wissen wollte, wer hinter dem Pseudonym steckt – entsprechend dem, was ich auch schon vor 17 Jahren kritisierte: Living in the past. Auch hier wieder total DDR Verwältigung. Heute scheinen die Diskutanten weder Probleme zu haben, noch scheint es solche zu geben. Heile Welt. Wenn nur die DDR Phantomschmerzen nicht wären, die jedes Jahr wieder erzählend verstärkt werden.
Die Erzählweise ist ANTIDIALEKTISCH HERRSCHAFTSVORGEGEBEN und -UNTERGEBEN:
Hier WIR guten – dort DIE doofen, blöden, gemeinen, falschen usw. (Funktionäre), die wir hier und hier und da aus getrickst haben. WIR wollten das GUTE, die haben uns dabei immer nur behindert und die sind auch Schuld an den Folgen. Alljährlich die selbe Kirchenbotschaft.
WIR sind dabei nicht die DDR – Künstler, sondern nur DIE Künstler, die WIR mögen und mit denen wir befreundet sind. Und die die heutige Herrschaft als die guten und rechtgehabt habenden lehrt. Insbesondere Biermann. Alle anderen hat es NIE gegeben oder nur negativ. Insbesondere jene, die etwas anderes sagen. Die müssen heute erst gar keine Texte einreichen bei denen, wir werden gleich ausgegrenzt. Das ist der Unterschied.
Der Biermann hat auch in der diesjährigen Ausstellung wieder eine EHRENTAFEL. Biermann wird – wie immer – TOTALHERRSCHAFTSKONFORM. Ansonsten wie immer: 99% des DDR-Liedschaffens bestand aus Karls Enkel und 70% Stefan Körbel.
Wie ich neulich schon bemerkte, tun sie so, als sei der Name nicht von KARL MARX abgeleitet gewesen, sondern von KARL VALENTIN. Mal sehen, wann sie bei KARL MAY angekommen sind….
Auf dem Diskussionspodium hört man, wie Körbel sich müht, dass man seine glasigen Augen nicht hört. Er predigt, wie auch die anderen, einen „emanzipatorischen“ Sozialismus gegen ULBRICHT, FDJ, „Umklammerung“, die totale Gängelung, Textkritik, Textdiskussionen usw. Die DDR wird – wie auch im pfaffenfunk – erzählt als der absurde Ort, wo alles absurd war. Wo sich Funktionäre für Text- und also auch Liedaussagen interessiert haben. Man stelle sich das vor! Fnktionäre die mit Künstlern um Inhalte kämpfen!
Zugegeben, zuweilen mussten sie auch feilschen, gegen Ende der DDR immer mehr. Einer meiner HAUPTZENSOREN in der DDR hieß und heißt KIRCHENWITZ. Der ist für Kritik – selbstverständlich – TABU.
Als könnten die Kinderlein oder die Erwachsenen in der BRD-Kirche selbstbestimmen, was sie beim Gottesdienst singen und im Rundfunk hören! DDR-Lieder dürfen jedenfalls nicht gesungen und gesendet werden. Nicht als etwas ebenso normales wie die Beatnummern Standarts aus den 60ern und 70ern. Da wird nur gesungen, was in den Kirchenliederbüchern steht und der Pfaffe sagt an, was daraus…
Und den Plattenfirmen ist so viel Freiheit, dass gesellschaftliche, politische Inhalte fast völlig aus dem Öffentlich gespielten verschwunden sind. Wann hatten Körbel und Karls Enkel eigentlich und bei welcher Firma einen Plattenvertrag seit 1991? Wann und wie oft wurden sie und aus welchen Anlässen gesendet? Womöglich als Kunst? Und nicht lediglich aus Anti-DDR-Anlässen? Also auf politischem Ticket?
Die Podiumsdiskutanten bekennen sich vor allem im Präteritum: Sie waren mal „so naiv“, für den Sozialismus gewesen zu sein. Kerbel benutzt an dieser Stelle auch mal den Präsens: Er betet einen Kommunismus, den er nicht nur gewollt habe, sondern für den er immer noch sei. Allerdings gegen die DDR. Die war FALSCH. Später musste ich die glasigen Augen, die ich vom Podium herab gehört habe, auch sehen, zudem stark blutunterlaufen. Er stakte durchs Foyer wie der alte Mann meiner Ziehmutter vor 30 Jahren ungepflegt durch seinen alters Alkoholismus. Das sind HÖHEPUNKTE! Sein Anblick schmerzte mich – trotz alledem. Er demonstrierte (für mich auch, wenn ich auch hierin wieder nur der Einzige bin) sein persönliches Level wie auch das dieses Festivals. Klarheit und Vernunft: Längst abgesoffen.
Wieder wurden einige FDJ- und andere Funktionäre ghettoöffentlich DENUNZIERT. Ellen Brombacher wie schon voriges Jahr und etliche Male davor. Offenbar ist es selbstverständlicher Konsens, sie nicht einzuladen, da man sie dauernd an den Pranger stellt. Auch das wie im Pfaffen-TV: Mit den Privilegierten redet man, während man ÜBER die anderen redet, aber NIE MIT ihnen.
Bekanntlich wird diese spezielle Methode seit 1990 durchgehend praktiziert: MAN stellt die DDR an den DENUNZIATIONSPRANGER, um hundertmal DENUNZIATORISCHER zu sein, als man es von der DDR FALSCH ERZÄHLT. Ein ehemaliger Berliner FDJ Kulturfunktionär, der noch recht gut bei weg kam und anwesend war, meinte, sich rechtfertigen zu müssen und tat es am ende der VA.
Meine Demo gegen mein AUFTRITTSVERBOT erntete weit überwiegend Ignoranz bis Anfeindung, bei einigen Nachfrage. Solidarisierung – die es zu DDR Zeiten immer gegeben hat, auch und insbesondere für die korruptesten verlogensten Typen wie Biermann – gibt es dort auch weiterhin nicht.
Das berühmte herrlich-brachialromatische DDR- „Duo Sonnenschirm“ konterkarierte (sicher unabsichtlich) die DDR Abwichserei mit einer Anekdote: Sie waren nach der „Wende“ in den Westen eingeladen zu einer DDR „Opfer“ Messe. Ein veranstaltender Westler frage sie oder ihn, Wolf, wo sie/er gesessen habe (in der DDR haben alle oder – je nachdem – auch nur alle GUTEN gesessen, klar). Der habe geantwortet, sie hätten nicht gesessen. daraufhin meinte der Frager, er müsse jetzt mal die Texte sehen vor dem Auftritt. Sie hätten ihm die Texte gegeben. Null Protest, null „austricksen“, erzählt als etwas VÖLLIG ANDERES.
SO UNTERSCHIEDLICH kann das sein! Wenn es um Demark geht, ist das, was in der DDR böseböseböse war, etwas ganz normales. Jedenfalls habe ich keinen fundamentalkritischen Erzählton gehört, wie zuvor vom Podium herab.
Sie haben auch ein Lied gesungen, das sie KURT DEMMLER gewidmet haben. Hätten sie es dem Lebenden oder natürlich Gestorbenen gesungen, wäre es für mich i.o. gewesen. Dem im Merkel -Knast SUIZIDERTEN gesungen, empfand ich es als HINTERHERGETRETEN wegen der sexuellen Anspielungen. Die, die BLÖD Anklage bedienten. Hab ich dem Kollegen Beckert auch gesagt. Er hat mich nicht verstanden und er ist ja nicht der Einzige.
O fallada…!
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Diskussion ¬