Heinrich Schreiber – 15. Mai 2022
Spinnt ihr denn total?
Diese empörte Frage hat in diesen Wochen einen ernsten Hintergrund und bei genauer Betrachtung spiegelt sie die Situation einer ganzen Klasse wieder. Einer Klasse, wo der einzige Besitz (Eigentum) jedes Klassenangehörigen die eigene Arbeitskraft ist.
Jeder Lohnabhängige ist gezwungen, mit seinem Lohn seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn der Lohn, oder ganz allgemein das Einkommen, nicht reicht, was gegenwärtig bei den ständig steigenden Preisen immer schwieriger wird, entlädt sich der Zorn. Das ist noch nicht der Kampf einer Klasse als Klassenkampf, aber ein Unmut der sich bei Facebook in diversen Beiträgen bemerkbar macht.
Ein Post von Elisabeth Weiß (die ausdrücklich um’s teilen bat) heißt es:
Langsam reicht es aber !!!😡
sagt mal spinnen die jetzt ganz in Deutschland ??????????????
Hackfleisch, gemischt 800 g € 6,49 / kg € 8,11.
Nudeln zu Preisen wo man glauben könnte sie seien aus Gold. Von Salatöl, Mehl oder Kraftstoffpreisen will ich erst gar nicht reden.
Wie soll eine normal verdienende Familie sich und Ihre Kinder ernähren, wenn selbst die billigsten Sachen auf einmal utopische Preise haben.
Päckchen Spagetti vor einem Jahr das kg/ 0,99 € heute 3,99 €.
Gem. Hackfleisch vor 12 Monaten kg./ 4,99 € heute 8,11 €
Salatöl 3,99 / ltr. Vor einem Jahr 0,79 €.
Was soll dieser Preiswucher, wo sind unsere Politiker, wo sind unsere überbezahlten Behörden alle noch auf Corona-Urlaub ?????
Wie soll sich eine Familie mit nur 2 Kindern,
mit einem Einkommen von 1700 € Netto sich und seine Kinder ernähren ??????????
Was ist mit unseren Rentnern die Ihr ganzes Leben gearbeitet haben und nun im Müll Flaschen sammeln müssen, weil es vorn und hinten nicht reicht ?????
Was ist mit unseren Alten und Kranken die nicht mehr ein noch aus wissen ???
Wo bleibt da die finanzielle HILFE ! ????? !!!!
Wo sind unsere Preisbremsen?
Wo sind unsere voll gefressenen Politiker die sich auf unsere Kosten sanieren ????
Wollt ihr wirklich das Deutschland aufsteht, hatten wir die Scheiße nicht schon zur Genüge, weil das Volk unzufrieden war und hungerte.
Letztes Mal 1933 – 1945
Ich möchte weder für mich noch für meine Kinder diese Zeiten zurück, aber wir sind auf dem besten Weg, dahin !!!!
Dann lasst lieber die Kinder und Mütter an die Macht, die können offensichtlich weiter denken als unser Politiker !!!!!!!!!!!!!!!
Wir können und sollten uns nur noch schämen für unsere Politiker, die lieber der ganzen Welt helfen als Ihren Steuerzahlern, Rentnern, Alten und Schwachen so wie Ihren Kindern !!!
😡😡😡
Ich kann die Entwicklung nur bestätigen. Für einen Haarschnitt (waschen, schneiden, föhnen) sollte ich gestern 57,00 Euro zahlen. Begründung: Strom- und Wasserkosten steigen, aber auch der Mindestlohn würde (zum 01. Juli) auf 10,45 Euro ansteigen. Für den gleichen Haarschnitt habe ich bisher 27,00 Euro bezahlt. Eine gerne vorgeschobene Begründung ist auch die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine.
Wenn bei der herrschenden Klasse die Profite nicht stimmen, werden einfach die Preise erhöht oder Mitarbeiter entlassen um die Kosten zu senken. Alles zu Gunsten der herrschenden Klasse und zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung.
Das Problem sind nicht „voll gefressene Politiker“ sondern das Problem heißt Kapitalismus. Politiker, die vor der Wahl sagen, ihr Ziel ist es den Kapitalismus zu stürzen, wird es kaum geben. Allerdings gibt es reformistische Parteien, die ein wenig Verbesserung geloben, aber am System grundsätzlich nichts ändern wollen. Denn, dass alles beim Alten bleiben muss, ist schon im Grundgesetz festgeschrieben. Nur Marxisten-Leninisten sind die wirklich revolutionären Gegner des kapitalistischen Systems. Solange »Elisabeth Weiß« den Parteien folgt, die den Kapitalismus erhalten oder ihn nur reformieren wollen, wird sie weiterhin derartige Beiträge bei Facebook schreiben müssen. Aber ändern wird sich trotz weiterer Unmutsbeiträge nichts.
Wir Kommunsten kämpfen für den Sozialismus, für ein neues Gesellschaftssystem. Wir wollen den Kapitalismus stürzen.
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„Was am Sozialismus ist denn nun besser?″ Wird »Elisabeth Weiß« wissen wollen.
Sozialismus und Kapitalismus sind keine Gesellschaftssysteme, die miteinander in Konkurrenz stehen. Einen Wettbewerb der Systeme gibt es nicht. Dieser Gedanke hatte bereits ein Mal den Sozialismus zum Scheitern verurteilt. Nein, beide Systeme stehen sich feindlich und unversöhnlich gegenüber. Im Kapitalismus herrscht die Klasse der Fabrikbesitzer, der Banken und Konzerne. Maximalprofite sind das Ziel, des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Schlechte Quartalsergebnisse werden mehr gefürchtet, als Arbeitslosigkeit und finanzielle Verschlechterung der arbeitenden Bevölkerung. Dass Rentner durch Sammeln von Pfandflaschen oder mit Hilfe der Tafeln ihre Situation verbessern müssen, spielt für die derzeit Herrschenden keine Rolle. Auch der Staat ist ein Organ dieser Klasse. Dass dieser mal eben einhundert Milliarden als Sondervermögen genehmigt, ist ein leckeres Zubrot für die Aktionäre der Waffenindustrie. Genau genommen ist es aber ein Verbrechen an der arbeitenden Bevölkerung.
Ganz anders im Sozialismus! Hier herrscht die Klasse der arbeitenden Volksmassen. Nicht mehr der Profit steht hier im Vordergrund, sondern der Bedarf der Arbeitenden. Unter „Arbeitenden“ verstehen wir die Menschen, die selber für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen und nicht mit Geld, Geld verdienen oder durch die Ausbeutung von anderen Beschäftigten ihren Gewinn ziehen. Hier werden die Entscheidungen über günstigen Wohnraum, über das Arbeitsleben und Produktionsvorgängen, über Versorgung, Aus- und Weiterbildung (um nur einige zu benennen) von denen getroffen, die es wirklich betrifft. Die hochentwickelte Industrialisierung und die effektive Fertigung von Gütern erlaubt es, eine stärkere Förderung des Allgemeinwohls in den gesellschaftlichen Vordergrund zu stellen. Imperialistische Kriege gehören dann der Vergangenheit an. Im Gegenteil, im Vordergrund steht nunmehr die internationale Solidarität. Auch die Ausbeutung anderer Länder, die zu den massenhaften Flüchtlings- und einer Völkerwanderung ähnlichen Umsiedlungen führen, ist nicht mehr wie im Kapitalismus das Ziel. Jetzt ist Freundschaft und wirtschaftliche Hilfe für eine neue Zukunft, das Bestreben. Gleichberechtigtes Geben und Nehmen auf Augenhöhe. Bisher galten die Migranten nämlich für die Wirtschaft lediglich als billige Arbeitskräfte.
Ein rechtes Abgleiten in die faschistische Vergangenheit bedeutet allerdings, einen Kapitalismus in der aggressivsten Form zu wählen. Ja, das hatten wir in Deutschland schon. Die einzigen Gewinner einer derartigen Entwicklung sind die Großkonzerne. Aber Achtung. Diese Entwicklung geht nicht nur von einer Partei oder Bewegung aus, auch der bürgerliche Staat fördert die immer stärker werdend Faschisierung der staatlichen Legislative mit ihren neuen Polizei- und Überwachungsgesetzen.
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»Elisabeth Weiß« wird wissen wollen, was sie denn tun kann um dieser Entwicklung die Stirn zu Bieten?
Meinen Rat kann ich nur als Kommunist geben. Dazu gehört als Erstes, den Kapitalismus als das zu sehen, was er ist. Nämlich ein System zur Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Der Klasse der Industriekapitäne, Banken und Finanzoligarchen auf der einen Seite, gegenüber der Klasse der arbeitenden Bevölkerung die lediglich über ihre eigene Arbeitskraft verfügen, auf der Anderen.
Ich würde »Elisabeth Weiß« raten, RoterMorgen und DerRevolutionär zu lesen und mit Nachbarn, Kollegen und Freunden dies Thema zu diskutieren. Schließt euch zusammen. Macht Euch Gedanken über Aktionen des zivilen Ungehorsams. Damit werdet ihr den Kapitalismus nicht stürzen, aber es ist der erste Schritt. Mein erstes Buch, mit dem ich mich beschäftigt habe, war das »Kommunistische Manifest«. Es ist noch heute meine Empfehlung. Schreibt über deine/eure Erfahrung und Eindrücke die ihr gewinnt. Über interessante Beiträge ist DerRevolutionär im Bereich der Gastbeiträge immer dankbar.
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Erstveröffentlichung am 14. Mai 2022 auf »DerRevolutionär«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Bilder und Bilduntertexte wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion »RoterMorgen« hinzugefügt.
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