Redaktion RoterMorgen – 19. November 2021
»Feuer aus den Kesseln!«
Der Kieler Matrosenaufstand, die Novemberrevolution 1918,
die Schande der SPD und die Lehren daraus
Mit dem Ruf »Feuer aus den Kesseln« leuteten die Roten Matrosen von Kiel vor nun 103 Jahren die Novemberrevolution ein. Es gärte ein ganz Deutschland. Soldaten verweigerten den Dienst und wendeten sich gegen ihre Offiziere, Arbeiter streikten zu hunderttausenden, Frauen gingen gegen den Hunger auf die Straße.
Vier Jahre lang hatten der Kaiser die Industriellen uns mit dem von ihnen angezettelten Weltkrieg ins Elend gestürzt. Weltweit wurden 18 Millionen Soldaten und Zivilisten dieses brutalen Krieges zwischen den verschiedenen imperialistischen Mächten getötet.
Die Menschen hatten die Nase voll von Tod, Hunger, Elend. Sie hatten die Nase voll vom kapitalistischen System, dass sie unter nationalistischen Parolen in diesen Krieg gehetzt hatte.
Obwohl in der internationalen Arbeiterbewegung vereinbart war, im Falle eines Krieges gegen die Regierungen und den Krieg zu mobilisieren, brach die SPD-Führung diese Abmachung und stimmte zuvor den Kriegskrediten zu. Sie erhielt dafür begehrte Posten und arbeiteten in der kaiserlichen Regierungs- und Kriegsmaschinerie mit. Kriegsgegner wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ließ die SPD-Führung in Zusammenarbeit mit der kaiserlichen Regierung inhaftieren.
Als am 3. November in Kiel die Revolution ausbrach und am 9. November in Berlin eine sozialistische Republik ausgerufen wurde, erklärte SPD-Führer Friedrich Ebert: „Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Sünde.“ Offiziell trat er als „Revolutionär“ auf, im Geheimen schmiedete er ein Bündnis mit den reaktionärsten Kräften des Militärs und des Kapitals zur blutigen Niederschlagung der Revolution.
In Deutschland fehlte eine klare, bewusste und erfahrene Kommunistische Partei, die diesem Verrat entgegentreten konnte. Auf Betreiben von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und anderen wurde am 30. Dezember 1918die Kommunistische Partei Deutschlands (KP) gegründet.
Kurz darauf tauchten in Berlin Plakate auf: „Schlagt Liebknecht tot!“. Die SPD-Führung beauftragte das Militär und bezahlte reaktionäre Trupps, die Genossen/innen Liebknecht und Luxemburg „unschädlich“ zu machen. Am 15. Januar wurden die beiden Kriegsgegner und großen Revolutionäre ermordet.
Im Kampf gegen die Revolution gingen die SPD-Führer so weit, dass sie Berlin zum ersten Mal aus der Luft bombardieren ließen. Arbeiterviertel waren das Ziel der Bomben. Der „Volksbeauftragte“ für das Militär, Gustav Noske, SPD: „Meinetwegen, einer muss der Bluthund werden. Ich scheue die Verantwortung nicht.“ hier geht es weiter »
So wurde die Hoffnung auf ein Deutschland ohne Krieg und Kapitalismus im Blut erstickt.
November 1918: Die Belegschaft der U-Boot-Abnahmekommission in Kiel auf dem Wohnschiff SMS Amazone schloss sich schnell den aufständischen Matrosen an
Heute leben wir in einer Zeit der Aufrüstung und zunehmender Spannungen zwischen den imperialistischen Großmächten. Auch die deutsche Regierung plant eine massive Aufrüstung. Alles läuft Richtung Kriegsgefahr. Zugleich haben wir in einem der reichsten Industrieländer der Erde Billiglöhne, Sozialabbau, Bildungsmisere, Rassismus und Hass, Niedrigstrenten und Pflegenotstand.
Was können wir in dieser Situation aus den Ereignissen der Novemberrevolution lernen? Was können wir heute gegen Kriegsgefahr, Sozialabbau, Verelendung tun?
Zur Geschichte der Novemberrevolution und die Lehren der Arbeiterklasse aus der Niederlage haben Genossen der heutigen Gruppe »RotePuplisher« schon 2018 eine Zusammenstellung von Artikeln veröffentlicht, die wir heute noch einmal ergänzt und an dieser Stelle neu verlinkt haben.
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Bitte nutzt diese einmalige Betrachtungen und Analyse aus dem Bildwinkel der Arbeiterklasse, um euch zu informieren es reicht nicht, dass wir Bescheid wissen – wir müssen sehr gut Bescheid wissen, um nicht noch einmal eine revolutionäre Niederlage erleiden zu müssen im Kampf für ein unabhängiges und sozialistisches Deutschland.
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Inhalt
Comic ›Der Matrosenaufstand 1918 in Kiel‹
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„… [es] muß eine andere Welt erstehen. Eine Welt ohne Haß und Neid,
ohne Ausbeutung und Knechtschaft, eine Welt des Friedens,
der Freiheit und des Rechts.“ „Lothar Popp, Karl Artelt, 1918)
Eine Ausarbeitung von Klaus Kuhl zum Kieler Matrosenaufstand
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Vor 100 Jahren beendeten revolutionäre Bewegungen die deutsche Beteiligung am Ersten Weltkrieg. Anteil daran hatten eine Vielzahl verschiedener AkteurInnen – Soldaten, ArbeiterInnen, FrauenrechtlerInnen und revolutionäre Sozialisten/-innen. Zum Jubiläum des Aufstandes wollen wir die Erinnerung an die revolutionären Ereignisse wieder aufleben lassen. Darüber hinaus wollen wir uns einen historischen Überblick verschaffen und vor allem fragen: Wie kam es zum großen Aufbegehren und warum ist die Bewegung hin zu einem Rätesystem gescheitert? Wie konnte aus dem kurzen Moment der Hoffnung eine politische Ordnung hervorgehen, die einige Jahre später den Faschismus hervorbringen sollte? Was können wir auch 2018 noch aus den Ereignissen vor 100 Jahren lernen und welche Schlüsse für den Aufbauprozess einer revolutionären Bewegung heute ziehen?
Die Broschüre zum 100. Jahrestag als PDF zum download
Gerne verschicken wir auch Broschüren als Print-Version, schreibt uns dazu an mail[at]perspektive-kommunismus.org
Erstveröffentlichung am 9. November 2021 auf »RoterMorgen«. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
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