Franz Pöschl
Bolivien
Die bittere Frucht der Halbherzigkeit
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Bolivien galt lange als das ärmste Land Lateinamerikas. Über 50 Prozent der Bevölkerung, also die Mehrheit sind Indios und zugleich der ärmste Teil der Bevölkerung. Die ganzen Jahrhunderte vor Evo Morales herrschten die weißen Großgrundbesitzer und Militärs,die Nachfahren der spanischen Eroberer.
Mit Evo Morales wurde zum ersten Mal ein Indio ein Präsident. Er führte eine sozialere Politik als seine Vorgänger durch, verstaatlichte Rohstoffunternehmen, aber nur teilweise. So konnte er den Lebensstandard seines Volkes leicht anheben und darin, z. B. Paraguay, überholen.
Wasser auf die Mühlen der Konterrevolution leitete er mit seiner Wiederkandidatur , die ja nach der Verfassung nicht vorgesehen war und auch nicht notwendig gewesen wäre. Da nützte auch die Bereitschaft seiner Partei MAS, des Wahlsiegers zu Neuwahlen nichts mehr.
Ein handfester Grund für die Machtergreifung der alten „Eliten“ ist der Rohstoff Lithium, der Rohstoff des Smartphone- und Elektroauto-Zeitalters des 21. Jahrhunderts, um den die amerikanischen, deutschen und chinesischen Imperialisten gierig und erbittert kämpfen. Nicht umsonst anerkannte die Bundesregierung Deutschlands so schnell die neue Regierung. Symbolisch verbrannte die Konterrevolution nach dem Sturz der Regierung Evo Morales die Wiphala, die indigene Flagge, entfernte sie von den Amtsgebäuden Boliviens und präsentierte sich der nationalen und internationalen Öffentlichkeit mit der Bibel in der Hand.
Ein weiterer Grund ist der rassistische Haß der alten weißen Oberschicht. Für sie ist es auch nach mehr als einem Jahrzehnt des Wandels weiterhin inakzeptabel, daß Evo Morales der indigenen Mehrheit nicht nur kulturelle Würde gab, sondern sie ewas an der politischen Entscheidungsmacht in den staatlichen Institutionen beteiligte. Kein Wunder also, daß die ewigen Ultrarechten aus der Riege der Großgrundbesitzer der östlichen Departments Santa Cruz, Beni und Pando um Luis Fernando Camacho das Zepter der Konterrevolution führen. In den US-amerikanischen Falken der Trump Administration – im Kalten Krieg sozialisierteImperialisten, die in Evo einen „Chavez-Castro Kommunisten“ sehen – fanden sie Gleichdenkende für eine ideologisch getriebene Konterrevolution, die nun mit aller Härte des kulturellen Revanchismus durchgeführt wird.
Erstveröffentlichung in ROTER MORGEN vor wenigen Tagen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers und des Autors. Bilder und Bildunterschriften wurden ganz oder zum Teil von der Redaktion American Rebel hinzugefügt.
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