F.-B. Habel
Die Musikbrennerei zu Rheinsberg
Mit über 70 hat sich Hans-Karsten Raecke nun einen Traum erfüllt. In der kleinen, kunstsinnigen Stadt Rheinsberg hat er sich eine ehemalige Schnapsbrennerei zu einem Veranstaltungszentrum ausgebaut, das er gemeinsam mit der Kabarettistin Jane Zahn betreibt. Hier finden linke Kabarettabende statt, Konzerte, und manchmal beides in einem.
Der Komponist und Instrumenteerfinder Raecke studierte bei Rudolf Wagner-Régeny und war Meisterschüler von Paul Dessau. Der Mecklenburger spielte unter anderem mit „Baby“ Sommer Jazz und wollte immer neue Klangmöglichkeiten ausprobieren. Dafür entwickelte er seit den siebziger Jahren eigene Musikinstrumente, die bis heute einzigartig sind. Schon in Ostberlin gründete er in den siebziger Jahren eine Klangwerkstatt, die er später in Mannheim und nun in Rheinsberg weiterbetreibt. In der DDR galt Raecke als zu individualistisch, die Arbeit wurde ihm schwer gemacht, so dass er 1980 in den Westen ging. In Würzburg, Mannheim und Heidelberg fand er neue Wirkungsstätten und gastierte in vielen Ländern der Welt.
Zu Pfingsten hat Raecke nun eine einzigartige Ausstellung eröffnet. „klangkunst gegenwärts“ präsentiert „neue Instrumentenkunst für Neue Musik“, zeigt viele von den von Raecke erfundenen Instrumenten, seien es Raumharfe, Ventil-Zug-Metalluphon oder der Klangerweiterte Flügel. Frappant, wie er aus simplen Trapsen aus DDR-Produktion ein neuartiges Blasinstrument, das Gummiphon, schuf! Weil sich Raecke auch für Technik begeistert, hat er an der grafischen Umsetzung von Klängen gearbeitet. Er zeigt eine Reihe von grafischen Partituren, die in seinen regelmäßigen Führungen leicht verständlich erklärt und ausprobiert werden. Mit Hilfe des von Raecke erfundenen Bild-Klang-Generators hat der Maler Karl-Heinz Treiber erstaunliche märkische Motive geschaffen. Das demonstrierte er bei der Eröffnung, bei der Hans-Karsten Raecke gemeinsam mit Ferdinand Försch aus Hamburg und Simon Desorgher und David Stevens aus London musizierte.
In der Ausstellung, die zum Mitmachen reizt, gibt es Skulpturen, die der Besucher zum Klingen bringen kann, etwa die kunstvoll angeordneten Trümmer eines zerschlagenen Flügels. Beim Besuch der Musikbrennerei kann man seine Sinne schärfen und erlebt, wie viel Spaß Musik abseits ausgetretener Pfade machen kann!
Ausstellung „klangkunst gegenwärts“ in der Musikbrennerei Rheinsberg, Königstraße 14, an jedem Wochenende (außer 20./21. und 27./28. Juli) geöffnet.
(Der Artikel erschien zuerst am 24. Juni 2019 in »Das Blättchen«. Veröffenlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Bilder, Videos und Bildunterschriften wurden von der Redaktion AmericanRebel hinzugefügt.
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