Rui Filipe Gutschmidt

Die Sonne scheint umsonst – Innovatives Kraftwerk in Portugal mit schwimmenden Solarpanels

Rui Filipe Gutschmidt

In Portugals sonnigem Süden entsteht bald eine schwimmende Photovoltaikanlage auf dem Alqueva-Stausee. Nachdem das Pilotprojekt weiter nördlich erfolgreich getestet wurde, wird die EDP – mit ihrem chinesischem Großaktionär CTG – jetzt 3,5 Millionen Euro in eine große PV-Anlage investieren. Nach der Investition fallen kaum Kosten an, denn die Sonne scheint umsonst!

Portugals teilprivatisierter Energieversorger EDP plant, 3,5 Millionen Euro in eine schwimmende Photovoltaikanlage auf dem Alqueva-Stausee zu investieren. Das Projekt umfasst die Installation von 10.750 Solarpanels (das entspricht etwa vier Fußballfeldern) und eine geschätzte Jahresproduktion von durchschnittlich 6 GW/Std. Damit wird das Pilotprojekt aus Montalegre im industriellen Maßstab umgesetzt.

Das Pilotprojekt vom Alto Rabagão, Montalegre, dass seit November 2016 getestet wird, habe laut EDP „die Erwartungen übertroffen, mit einer Produktion insgesamt um 6% höher als erwartet seit seiner Inbetriebnahme, eine höhere Effizienz als die Lösungen auf dem Land und klare Vorteile für die Umwelt bietet“. In einer Erklärung teilte das Unternehmen mit, dass diese schwimmende Photovoltaikanlage, bestehend aus 840 Sonnenkollektoren, eine geschätzte Jahresproduktion von etwa. 300 MW/Std habe.

Schwimmende Solaranlage – Screenshot YouTube

Unter der „Führung“ der China Three Gorges, kehrte die EDP zu einem Kurs der Investitionen in erneuerbare Energien zurück. Unter der Troika (2011-2015) hatte die neoliberal-konservative Regierung Portugals (PM Passos Coelho/PSD und Vize PM Paulo Portas/CDS) der boomenden Solarsparte im sonnigen Portugal einen herben Dämpfer verpasst. Subventionen, besonders für Privatpersonen, wurden gestrichen und so wurden Anreize für die Privatisierung der EDP geschaffen. Dabei haben die Chinesen das beste Angebot gemacht und erhielten den Zuschlag.

Die Chinesen haben jetzt die Investitionen in emissionsfreie Energieproduktion wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu den USA, dessen Regierung sich der Öl-Lobby verschrieben hat, wissen die Chinesen, dass sie schnellstens von Kohle und Öl wegkommen müssen, wenn ihre Kinder noch atembare Luft haben sollen. Kaum eine Stadt versank in den letzten Jahren so häufig und so heftig im Smog wie Chinas Hauptstadt Peking. Im Rahmen ihrer Strategie zur größten Weltmacht aufzusteigen, investiert die KPCh Billionen Yüan in aller Welt und achtet auch dort auf Nachhaltigkeit.

Das hat auch Portugals neue Regierung im Sinn. Die von Kommunisten (PCP), Grünen (PEV), Linksprogressiven (BE) und in diesem Fall auch von der Tier- und Naturschutzpartei (PAN) gestützte Minderheitsregierung der Sozialisten (PS) kann die Teilprivatisierung zwar nicht rückgängig machen, aber die Art der Investitionen der EDP wird zu einem beachtlichen Teil mitbestimmt.

Das innovative an diesem Projekt ist aber nicht nur bei den schwimmenden Solarpanels zu suchen, sondern hat mit dem Stausee selbst zu tun. Denn ein Teil des tagsüber produzierten Stroms wird zum betreiben von Pumpen genutzt, die Wasser in den Stausee pumpen, das dann in der Nacht wieder nach unten durch die Turbinen geleitet wird und wieder Strom erzeugt. Diese Pumpkraftwerke sind riesige Energiespeicher für Solar- und Windenergie und die Kombination der Solarenergie mit dem Wasserkraftwerk ist eine hervorragende Lösung.

Das Projekt wartet nur noch auf den Abschluss der Genehmigung durch die DGEG, „das Verfahren der Umweltverträglichkeitsprüfung wird von CCDR Alentejo durchgeführt“. Die EDP schätzt, dass die Lizenzierung bis Ende September abgeschlossen sein wird und die Installationsarbeiten etwa ein Jahr dauern werden. Die Inbetriebnahme wird für 2020 erwartet. Damit macht Portugal einen weiteren Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit und auch hin zu einer sauberen Energieerzeugung. Ob die Aktionäre aber die Preise senken, wenn die Investition wieder eingefahren wurde ist eher fraglich. Dazu muss die Energiebranche, wie auch andere Schlüsselsektoren, wieder voll verstaatlicht werden.

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Erstveröffentlichung am 1. Juni in unserer Partnerzeitung INFO-WELT.

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