Harry Popow
Soldaten für den Frieden (Teil zehn)
Leseprobe aus „Ausbruch aus der Stille…“ von Harry Popow
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Hier nun die zehnte Leseprobe aus meinem neuen Buch »Ausbruch Aus Der Stille – Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten«, das im Februar dieses Jahres auf den Markt gekommen ist. Bitte benutzt auch die Kommentarfunktion für Eure Kritiken und Einschätzungen.
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»Ab in die „Taiga“
Pinnow bei Angermünde. Dorthin ist Henry mit noch anderen jungen Offizieren verfrachtet worden. Die Enttäuschung sitzt tief in ihm. Wer zuviel träumt, kommt ins Stolpern. Henry notiert in seinem Büchlein: Ha, ha! Eine wunderbare Sache – Pinnow!! Pinnow? Kenne ich nicht. Ein Name wie Schall und Rauch für mich. Gestern schon in Angermünde gewesen. Nachts Heimweg – neun Kilometer Alleingang auf einsamer Straße, keine Zugverbindung mehr zu nächtlicher Stunde zwischen Angermünde und Schwedt/Oder. Die Kaserne am Ortsrand von Pinnow: Niedrige grau-grüne Steinbaracken ducken sich unter hohen Kiefern, Stabsgebäude und Ledigenheim zweistöckig. „Taiga!“ Wo bin ich gelandet? Alles hin – verlorene Illusionen! Man geht doch erst richtig mit einer der eigenen Person entsprechenden Tätigkeit auf. Dann erst kann man doch zeigen, was in einem steckt, wozu man fähig ist – ich bleibe wohl der „ewige Träumer“?!Die Kreisstadt Angermünde. Auch für diesen Ort hat der junge und leicht verwöhnte und anspruchsvolle Henry nichts als Sarkasmus übrig. Er schreibt: Eine Stadt, die sich hier im Norden inmitten der kleinen „niedlichen“ Ortschaften nicht sehr wesentlich heraushebt. Es fällt ohnehin nicht weiter auf, dass hier ein Theater fehlt. Umsonst, hier nach einem Kaufhaus zu suchen, umsonst, eventuell einen schwarzen einreihigen Anzug zu bekommen, umsonst, hier versuchen zu wollen, ungesehen ausgehen zu dürfen. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet sich der „Berliner Hof“, Hotel und Tanzrestaurant zugleich. Will man die „Hauptstraße“ überqueren, so benötigt man dazu einige Zeit, denn der nicht abreißende Strom der vielen chromblitzenden Autos lässt das einfach nicht zu. Das ist noch nicht alles. Hohe Straßenlaternen erleuchten die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte dieses großartigen Angermünde. Und erst die vielen Menschen. Dabei ist es durchaus möglich, dass einem die gleiche Person fünfmal in einer knappen Stunde begegnet. „Guten Tag“, „guten Tag“, dazu ein freundliches Lächeln, jenes sofort bei einem der Begrüßten auf den Lippen erstirbt, sobald diese Person etwas über jene andere „sehr Interessantes“ zu tratschen weiß. Mit durchaus guter Laune und Gesinnung öffnet man die dunkle Tür zum „Berliner Hof“. Auf dich treffen augenblicklich mit aller unangenehmen Wucht die mit frecher Neugier gespeisten kleinstädtischen Blicke. Ein Neuer, was will der denn hier? Falls die Tanzkapelle in diesem Moment nicht ihren pflichtvollen Beitrag zu so einem netten Abend leistet, ist das doppelt schlimm. Ein befreiendes Aufatmen, wenn man noch einen Platz erwischt. Möchte man dagegen lieber einen anderen „Pressluftschuppen“ kennenlernen, wo Höflichkeit und Anstand noch hoch im Kurs stehen, dann sollte man die Gaststätte „Ueckermark“ aufsuchen. Dort kann man sich ein Andenken holen – garantiert ein blaues Auge. Was ist Glück? Lebensfreude? Ausdruck der eigenen Kraft, Selbstbewusstsein, Erfolge, Bezwingen der Natur, der Lüfte, des Kosmos, Moral? Ungläubigkeit und Gleichgültigkeit der Mitmenschen zwingen zu noch größerer Deutlichkeit, zu noch größeren Anstrengungen, sein eigenes Profil auszuarbeiten, der Mittelmäßigkeit Paroli zu bieten! Große Worte um ein Nichts?
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Harry Popow: AUSBRUCH AUS DER STILLE. Persönliche Lebensbilder in Umbruchzeiten. © Copyright by Harry Popow, Verlag: epubli, Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, Erscheinungsdatum 18.02.2019, ISBN: 9783748512981, Seiten: 500, Preis: 26,99 Euro.
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Über den Autor: Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte Harry Popow (alias Henry) in seinem Buch „Ausbruch aus der Stille“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte er Geologe werden, und so begann Harry Popow ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun… In den bewaffneten Kräften diente er zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Den Titel Diplomjournalist erwarb der junge Offizier im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete er bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte der Autor mit seiner Frau in Schweden. Beide kehrten 2005 nach Deutschland zurück. Sie sind seit 1961 sehr glücklich verheiratet und haben drei Kinder, zwei Enkel und zwei Enkelinnen.
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