Rui Filipe Gutschmidt
Bolsonaro will „marxistischen Dreck“
aus Brasiliens Schulen verbannen
Der designierte Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, hat zum ersten Januar 2019 sein Amt angetreten. Ähnlich wie Donald Trump, kann auch der Brasilianische Rechtspopulist nicht von Wahlkampfgetöse auf Staatsmann umschalten und so unterhält er das Volk und vor allem die Presse in aller Welt mit Tweets die von seinen Anhängern ohne zu hinterfragen bejubelt werden und die alle anderen meistens als offensiv, beleidigend oder einfach nur geschmacklos finden. In seinem neuesten Tweet macht er den „marxistischen Dreck“ für das schlechte Ranking der brasilianischen Schulen verantwortlich und zeigt dadurch seine Ziele.
Der neue Machthaber in Brasilia bereitet sich darauf vor, das größte Land Südamerikas von Grund auf umzukrempeln. Dabei spricht man bereits von einer “konservativen Revolution”, die für Brasiliens Unterschicht nichts gutes verheißt. Sein heutiger Tweet ist ein gutes Beispiel dafür, was Brasilien zu erwarten hat. Dabei sind Parallelen mit den USA oder der Türkei schon jetzt abzusehen. Denn mit “marxistischem Dreck” ist keineswegs das Lehrprogramm alleine gemeint. Auch Lehrer, Direktoren und jede Menge andere Menschen werden hier als Dreck bezeichnet, den es zu entfernen gilt.
Wer jetzt aber meint, dass es “nur” Marxisten trifft, der irrt gewaltig. In Brasilien ist derzeit sowieso jeder mit einem sozialem Gewissen, jeder der die Demokratie verteidigt und jeder der Jair Bolsonaro kritisiert, automatisch ein Marxist. Dabei wissen die wenigsten, was Marxismus wirklich ist. Karl Marx lebte und wirkte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. “Marxismus”, also alle Theorien die er schrieb, bezogen sich auf diese Zeit, in der die Industriemagnate ihre Arbeiter wie Vieh behandelten. Sicher, sind wir seit dem Fall der Mauer auf dem besten Weg dorthin zurück, aber schon alleine der technische Fortschritt und ein unvergleichlich besserer Bildungs- und Wissensstand entnehmen seinem ursprünglichen Werk die Gültigkeit.
Die heutigen Marxisten haben seine Theorien weiterentwickelt und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. In Brasilien sind aber relativ wenige “echte Marxisten”. Die Regierungszeit der PT – Partido dos Trabalhadores (Arbeiterpartei) – brachte viele Opportunisten in Ämter und Posten und in einem Land, dass immer schon von Korruption heimgesucht wurde, brachte die Regierung von Lula da Silva auch nichts neues. Das die gewählten Repräsentanten der “Partei der Arbeiter”, die sich die Bekämpfung der Armut auf die Fahnen geschrieben hat, sich ganz selbstverständlich vom internationalen Großkapital bestechen ließen und ganz dick am Aufschwung Brasiliens mit verdienten, führte jetzt zur Wahl eines ultrakonservativen Rechtspopulisten.
Aber daran sieht man eigentlich auch, dass die Leute mit einem PT-Parteibuch, die hier angeblich Schlüsselpositionen im Bildungssystem einnehmen, keine Marxisten im eigentlichen Sinne des Wortes sind. Also zumindest die, die man als “Dreck” bezeichnen könnte. Beides geht nicht. Ein Marxist ist nicht bestechlich – was ihn in den Augen der internationalen Bankermafia gefährlich macht – was die Opportunisten betrifft, so kann es sicher eine Menge davon geben.
Doch das ist alles nur ein Vorwand! Jair Bolsonaro bereitet sich darauf vor die Macht in allen Bereichen des Staatsapparats zu übernehmen und zu festigen. Das gleiche, was er den Parteimitgliedern der PT vorwirft, macht jetzt seine Anhängerschaft. Die Kontrolle der Wirtschaft, der Banken, der Behörden, der Medien. In den USA würde Trump das ja gerne auch tun, aber dort ist die Demokratie tief verankert… zu tief für Trump und seine “Deep-State” Theorie.
Doch es ist eine “Säuberung” wie in der Türkei zu erwarten. Hunderttausende wurden im Namen der Regierung Erdogan entlassen, unter Anklage gestellt, inhaftiert. Vor allem bei Armee, Polizei oder auch im Justizsystem wurde “durchgefegt”. Autoritäre Regierungen wie die des ungarischen Präsidenten Vitor Orban, der heute in Brasilia anwesend war, werden Jair Bolsonaro auch als Beispiel dienen. In Ungarn ist es vor allem die Pressefreiheit, die unter Beschuss ist.
Der “marxistische Dreck” in Brasiliens Schulen wird also sicherlich nur der Anfang sein… Der Anfang vom Ende der Demokratie, der Menschenrechte, ja sogar der Menschlichkeit.
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Bild und Bildunterschrift teilweise oder ganz hinzugefügt von der Redaktion AmericanRebel
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Ist Bolsonaro wirklich ein Rechtspopulist? Wenn Rui Filipe Gutschmidt schreibt, dass Bolsonaro den “marxistischen Dreck“ aus den Schulen verbannen will, so erkenne ich kein Populismus in dieser Aussage, sondern eine klare, deutliche Kampfansage gegen alle, die sich gegen seine Politik richten. Aber genau das macht ein Populist nicht. Er versucht durch Demagogie – also durch verlockende, lügenhafte Versprechungen, durch Schmeicheleien usw. einen Großteil der Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen. Das hat er gar nicht mehr nötig. Demagogie ist nicht für jeden und vor allem nicht für das einfache Volk sofort erkennbar. Auch ist dem nicht zu folgen, dass der ungarische Präsident Victor Orban für Bolsonaro ein Bespiel sein könnte. Bolsonaro orientiert sich an die erzkonservativen der USA wie z. B. an Steve Bannon, dem Wahlkampfexperten Trumps von dem Bolsonaro auch im Wahlkampf Hilfe bekam, den Außenminister Mike Pompeo und den Verteidigungsminister James Mattis mit dem Spitznamen “Mad Dog“. Bolsonaro hat deutlich erklärt, dass er eine US-Militärbasis in Brasilien für möglich hält. Die US-Botschafterin der UN Nikki Halley gratulierte ihn zur Präsidentschaft via Twitter mit den Worten: "Glückwunsch an den neuen brasilianischen Präsidenten Bolsonaro. Es ist großartig, einen weiteren US-freundlichen Führer in Südamerika zu haben, der sich dem Kampf gegen Diktaturen in Venezuela und Kuba anschließen wird, und der die Gefahr des wachsenden Einflusses Chinas in der Region deutlich versteht." Sie machte mit dem Twitter deutlich, wohin der Zug Brasilien gesteuert wird. Das hat mit Rechtspopulismus und mit Demagogie nichts zu tun. Das ist deutliche Ankündigung rechtsextremer Politik. Seine Politik ist auch nicht mit Trumps und Ergogans Politik zu vergleichen auch nicht unter dem Aspekt betrachtet, dass Vergleiche hinken.