Fritz Theisen
100 Jahre Frauenwahlrecht – Ein bleibender Erfolg der Novemberrevolution!
Gegen die Lügen um das Frauenwahlrecht!
12. November 2018: Das ZDF lügt dreist in seiner Berichterstattung über den 100 Jahrestag der Erkämpfung des Frauenwahlrechts: „Am 12. November 1918 ist es soweit: „Das Wahlrecht für Frauen wird in der Weimarer Verfassung verankert.“ Ein offene Lüge! Heute vor Hundert Jahren gab es keine Weimarer Verfassung. Es wurde an keiner Weimarer Verfassung gearbeitet, um dort ein Frauenwahlrecht zu verankern. Das geschah erst Monate später in der Weimarer Nationalversammlung. Die wurde aber erst im Januar 1919 gewählt – tatsächlich auch von den Frauen. Aber weil eine Lüge die nächste nach sich zieht, muss das ZDF die Wahl zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 zur „Wahl ins Parlament“ umfälschen. Tatsächlich durften hier die Frauen Deutschlandweit tatsächlich erstmals wählen. Eben die Nationalversammlung, die Monate später, am 31. Juli 1919, die Weimarer Verfassung beschloss. Also hatte das Frauenwahlrecht nichts mit der Nationalversammlung und der Verfassung zu tun, auch wenn es dann in der drinstand. Es stammt tatsächlich vom 12. November 1918, sonst stimmt aber an den Erzählungen ums Frauenwahlrecht von heute nicht viel.
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Warum die ganze Lügerei um das Frauenwahlrecht?
Auch die Bundesregierung vertuscht die Wahrheit. Frau Merkel heute (12.11.2018): „Die Einführung des Wahlrechts für Frauen war ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Jahrzehntelang haben mutige Frauen dafür gekämpft, bis es im Jahre 1918 durchgesetzt wurde.“
Merkels Frauenministerin von der SPD, Franziska Giffey stößt ins selbe Horn:„Seit 100 Jahren dürfen Frauen wählen und gewählt werden. Wenn wir in diesem Jahr das Jubiläum des Frauenwahlrechts feiern, schauen wir stolz zurück auf das, was sich Frauen seitdem erkämpft haben.“
Frage an Frau Merkel und Frau Giffey: „Wenn Sie sagen, das Frauenwahlrecht sei 1918 „durchgesetzt“ worden – ja, wer hat es denn durchgesetzt? Warum so schweigsam, so wortkarg?
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Die Antwort ist nicht so schwer
Schon das Datum 12. November 1918, gerade mal eine gute Woche nach dem Matrosenaufstand in Kiel, drei Tage nachdem der Kaiser nach Holland getürmt war, Karl Liebknecht die sozialistische Republik, Scheidemann die bürgerliche Republik ausgerufen hatte! Alles das zeigt: Das Frauenwahlrecht wurde mitten in der Revolution ausgerufen!
Trotzdem: wer tat das denn nun? Es war die Revolutionsregierung, so wie sie auf Grund der Verhältnisse sich eben gebildet hatte: Der sogenannte Rat der Volksbeauftragten. Der entstammte direkt den um sich greifenden Arbeiter- und Soldatenaufständen. Der Rat der Volksbeauftragten war die vom 10. November 1918 bis zum 13. Februar 1919 amtierende provisorische Regierung Deutschlands die den Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik managen musste. Er wurde im Zuge der Novemberrevolution aus drei im Herzen konterrevolutionären Mehrheitssozialdemokraten (SPD, damals such MSPD) und drei Unabhängigen Sozialdemokraten(USPD) gebildet.
Am 12. November 1918, zwei Tage nach seinem ersten Zusammentreffen, richtete der Rat einen Aufruf „An das deutsche Volk“, der aber ein Dekret war: Der die ganze Kriegszeit geltende Belagerungszustand wurde aufgehoben. Uneingeschränkte Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit! Abschaffung der Zensur! Meinungsäußerung in Wort und Schrift ist frei! Amnestie für alle politischen Straftaten und Niederschlagung aller entsprechenden noch laufenden Verfahren. u. a. m.
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Und dann dekretierte der Rat der Volksbeauftragten das Frauenwahlrecht für alle öffentlichen Wahlen!
Das heißt: Das Frauenwahlrecht von vor genau 100 Jahren ist ein unmittelbares Ergebnis der Revolution! Der Novemberrevolution! Eine Revolution war notwendig, um es zu erstreiten. Keine edelmütigen Großen Herrschaften gewährten es, sondern Arbeiter/innen und Soldaten hatten es erkämpft! Auch mit Waffengewalt! Offiziere wurden mit vorgehaltener Waffe abgesetzt, kaiserliche Gouverneure aus dem Amt gejagt, der Kaiser selbst verjagt mit riesenhaften Massendemonstrationen in Berlin und reichsweit, auf denen bewaffnete Arbeiter und Soldaten für die angemessene Drohkulisse sorgten – das war nötig, um diese neuartige Räteregierung an die Macht zu bringen: diesen „Rat der Volksbeauftragten“.
Ein Parlament, das diese Regierung einsetzte, gab es nicht mehr. Der letzte kaiserliche Reichskanzler „Prinz“ Max von Baden, hatte die Regierungsgewalt und die Kanzlerschaft formlos an den Vorsitzenden des Rats übergeben. Er wich der revolutionären Gewalt auf Straßen und in den Betrieben, in Kasernen, auf den Panzerkreuzern vor Wilhelmshafen, Cuxhafen und Kiel.
Freilich hieß dieser „Ratsvorsitzende“ Friedrich Ebert. Er war Chef der SPD. Er tat dann bekanntlich zusammen mit seinen SPD-Führern alles, um die Fortführung der Revolution bis zum Sturz der Kapitalherrschaft im Blut zu ersticken.
Aber das Frauenwahlrecht blieb – für die revolutionären Arbeiter/innen und Soldaten war es sowieso Ehrensache. Für die Ebert-Truppe war das nicht selbstverständlich. Nur drei Tage davor hatte Ebert doch tatsächlich noch den Kaiser oder die Monarchie retten wollen!
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Die Arbeiter/innen aber kannten diese Forderung seit langem, viele waren damit aufgewachsen!
Denn es gehört auch zur Schmach der SPD, dass sie heute noch nicht einmal die Traute hat, herauszustellen, dass am 12. November 1918 die SPD bereits seit 27 Jahren offiziell gemäß ihrem Parteiprogramm für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und für das Frauenwahlrecht gekämpft hatte. Genau seit Oktober 1891, als das Erfurter Programm verabschiedet wurde, das letzte klar revolutionäre Programm der SPD. Und das kannten damals Millionen der SPD zugewandten Arbeiterinnen, Arbeiter und Soldaten:
„…für gleiche Rechte und gleiche Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung.“ So hieß es da und wenige Zeilen weiter: „Allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht mit geheimer Stimmabgabe aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts für alle Wahlen und Abstimmungen“.
Das also soll vertuscht werden mit all dem Gesülze des heutigen Tages, 100 Jahre später! Klar war es so wie Merkel heute sagte: „ Jahrzehntelang haben mutige Frauen dafür gekämpft“ Aber diese Frauen haben Namen: Die revolutionären Sozialdemokratinnen und Kommunistinnen, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg, Käthe Dunker, Sonja Liebknecht. Natürlich auch andere berühmte Vertreterinnen der SPD, ja auch aus bürgerlich-liberalen Kreisen. Denn auch die Frauen der Bourgeoisie und des Kleinbürgertums waren nicht gleichberechtigt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter kämpften sogar für deren Rechtsgleichheit. [/hide-this-part]
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Erstveröffentlichung heute oder vor wenigen Tagen in Arbeit Zukunft. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Bilder und Bildunterschriften wurden komplett oder zum Teil von der Redaktion AmericanRebel hinzu gefügt.
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Die Frage muss sein: Wo stehen wir denn heute im Jahr 2018 ?
Gleichberechtigung? Gleiche Arbeit.gleicher Lohn, eine alte sozialistische Forderung, die in der DDR umgesetzt war. Egal, wer in den letzte Jahrzehnten gewählt wurde, die Situation der Frauen, (die ich nicht losgelöst sehe, von der großen, sozialen Frage) im Land lässt nicht viel gutes erkennen.
Wesentliches hat sich nicht geändert.
Sie kleben sich das an den Hut, die Merkels, die Nahles, die Barley und nicht zu vergessen die Grünen Schwätzerinnen, was in allererster Linie Frauen, wie Clara Zetkin, wie Rosa Luxemburg und viele ungenannte Frauen und Männer unter Einsatz ihres Lebens erkämpft und erstritten haben im Klassenkampf. Weder Merkel noch anderen gestehe ich zu, sich mit fremden Federn zu schmücken !!!
Worüber sie nicht sprechen und was sie verschweigen ist z.B. folgendes:
Dass Frauen bis 1997 als "nicht vergewaltigbar" galten, denn in die vermeintlich, heile und glückliche Familie hat sich der Staat nicht einzumischen, kam ausgerechnet von denen, wo einige insgeheim heute noch denken: "Ich bin der Herr, dein Gott !"
Die Verachtung, die Frauen in ihrem Alltag erleben müssen spricht Bände. Zahlen können dem nur ansatzweise gerecht werden, wenn es um Macht mit Unterdrückung geht.
1987 vertrat Generalstaatsanwalt noch die These: "Das Intimleben der Eheleute ist für den Saat tabu."
Der CDU BUndestagsabgeordnete Wolfgang von Stetten ging noch weiter und verkündete 1995 im Rahmen der Strafrechtsänderungsdebatte zur Vergewaltigung in der Ehe: "Die Ehe ist eine Geschlechtsgemeinschaft und verpflichtet grundsätzlich zum ehelichen Verkehr. Die Verweigerung von Anfang ist unter Umständen ein Aufhebungsgrund, die spätere Verweigerung Scheidungsgrund. Zum ehelichen Leben gehört auch die Unlust des Partners zu überwinden. Der Ehemann ist nicht darauf aus, ein Verbrechen zu begehen – MANCHE MÄNNER SIND EBEN RABIATER.!
Vergewaltigung hat nichts mit Sexualität zu tun; sie ist ein Verbrechen und Hohn zugleich auf Artikel 1, des GG: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."
Was sind 21 Jahre, wenn es um die Würde des Menschen, aller Menschen geht ?
Nun noch einige Zahlen des BKA aus dem Jahr 2016. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Sie sprechen (BKA) in diesem Zusammenhang von "Partnerschaftsgewalt."
vorsätzlicher und einfacher Körperverletzung: über 69.700
von Bedrohung über 16.700
von gefährlicher Körperverletzung über 11.900
von Belästigung (sie nennen es Stalking) über 7.600
von Mord und Totschlag: 357 (versucht und vollendete Taten; vollendet heißt hier, die Frau ist getötet (ich sage: ermordet) worden).
Danke an August Bebel: "Dem Sozialismus gehört die Zukunft, das heißt in allererster Linie, dem Arbeiter und der Frau."
Danke, Clara Zetkin:
"Die Arbeiterinnen, welche nach sozialer Gerechtigkeit streben, erwarten für ihre Emanzipation nichts von der Frauenbewegung der Bourgeoisie, die Arbeiterinnen sind davon überzeugt, dass die Frage der Frauenemanzipation keine isoliert, für sich bestehende ist, sondern Teil der großen, sozialen Frage." (Zetkin 1889) Weiterhin ist sie der Ansicht, dass es weder eine "Frauenfrage" noch eine "Arbeiterinnenfrage," gibt: "Da wir unsere Sache durchaus nicht von der Arbeitersache im allgemeinen trennen wollen, werden wir keine besonderen Forderungen formulieren: Wir erkennen gar keine besondere Frauenfrage an – wir erkennen keine besondere Arbeiterinnenfrage an!"
Die Emanzipation der Frau, wie die des gesamten Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Arbeit vom Kapital sein." (Zetkin, 1889)
Soeben lese ich, dass die Gewalt an Frauen zugenommen hat.