Nico Diener
Russisches Unternehmen will den deutschen Einzelhandel aufmischen
Wer erinnert sich noch daran wie es hier begann? Die Brüder Albrecht, zuvor nur als Kaffeproduzenten und -händler bekannt, mieteten einfache Hallen an und bestückten diese Reihenweise mit Paletten, auf denen die verschiedenen Waren sortiert gestapelt waren. Oben drüber hing ein Schild mit dem Preis und das wichtigste Arbeitsutensil, was die Mitarbeiter brauchten, war ein Cutermesser mit dem sie die Kartons zur Warenentnahme durch die Kunden öffneten. ALbrecht-DIscount machte so Milliardenumsätze und gehört auch noch heute zu den Marktführern im Lebensmittel-Discountgeschäft. Das soll sich nun ändern.
Ein russisches Unternehmen will in diesen Markt einsteigen und ist dabei nicht unerfahren. Wie die »Lebensmittel Zeitung« berichtete, will der russische Discounter Torgservis über seine Berliner Tochtergesellschaft TS Markt nach Deutschland expandieren. Der Einzelhändler aus Krasnojarsk in Sibirien plant offenbar „mehr als 100“ Geschäfte mit Verkaufsflächen von 800 bis 1.200 Quadratmetern und jeweils 30 bis 40 Parkplätzen. Geplant sei die Expansion in Nord- und Ostdeutschland, darunter Berlin und die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.
Doch wer ist Torgservis? Dazu stellt »Lebensmittel Zeitung« am 2. Oktober 2018 fest wurde Torgservis im Jahr 2009 von Valentina Shnayder, die immer noch mehr als 60 Prozent des Unternehmens hält, und Minderheitsinvestoren wie Andrey Veykulaynen gegründet. Die meisten Geschäfte „Svetofor“ (Ampel) und „Mayak“ (Leuchtturm) finden sich in ländlichen Ballungsgebieten mit rund 15.000 Einwohnern östlich des Urals.“
Und weiter: „Die Waren werden auf Paletten präsentiert. Das Sortiment soll 1.500 bis 2.000 Artikel, darunter Food und Non-Food, umfassen. Davon sollen 90 bis 95 Prozent Eigenmarken sein. Wie bei Discountern üblich, machen vor allem die Preise die Attraktivität aus. In Russland sollen die Durchschnittspreise rund fünf bis 20 Prozent unter denen der lokalen Wettbewerber liegen.
Zudem soll Torgservis es geschafft haben, die durchschnittlichen Ladenöffnungskosten auf nur 1 Million Rubel (rund 13.100 Euro) zu reduzieren. Die Mieten sollen halb so hoch sein wie die der führenden russischen Handelsketten Magnit und X5. Torgservis gelte in Russland auch als kompetenter Logistiker, der seine Sporen als Alkoholgroßhändler gewonnen haben soll. Ungewöhnlich für einen Discounter sei, dass Torgservis ein Franchise-Modell betreibe, bei dem jeder Standort eine eigene Rechtspersönlichkeit darstelle. Dies habe mit zu der schnellen Expansion des Filialnetzes beigetragen.
In den letzten vier Jahren sei Torgservis stark gewachsen, wobei sich die Zahl der Filialen auf 731 fast verfünffacht und der Außenumsatz auf 1,3 Milliarden Euro verdreifacht habe. Das Unternehmen begann 2017 mit der Expansion in die Region Moskau und soll mittlerweile Kasachstan, China und Weißrussland erreicht haben. Offenbar ist auch der Einstieg in Rumänien und die Eröffnung von acht Filialen in Polen bis Ende dieses Jahres geplant.“
.
Weitere Beiträge von Fiete Jensen
.
Für den Inhalt dieses Artikels ist der Autor bzw. die Autorin verantwortlich.
Dabei muss es sich nicht grundsätzlich um die Meinung der Redaktion handeln.
.
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung –
Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.
Auch linker Journalismus ist nicht kostenlos
und auch kleine Spenden können helfen Großes zu veröffentlichen!
Diskussion ¬