Rui Filipe Gutschmidt
Sporting Lissabon – Chaos und Agressionen im Umkleideraum
Portugals Fußballgemeinde ist fassungslos, nachdem gestern 50 bis 60 Vermummte das Training des Pokalfinalisten und Meisterschafts-Dritten stürmten und ihren Frust über die verpasste Championsleague-Qualifikation, an der Mannschaft ausließen. Doch dabei haben die gewaltbereiten „Fans“ eine rote Linie überschritten. Konsequenzen müssen folgen.
Das Portugal ein fußballverrücktes Land ist, dass ist nicht erst seit Cristiano Ronaldo und der EURO 2004 bekannt. Hooligans aber, sind nicht unter den Dingen, für die der portugiesische Fußball bekannt ist. Denoch haben die großen Klubs auch mit dem Phänomen zu kämpfen. Doch meistens sind es nur ein paar Idioten, die einfach nicht wissen wie man sich benimmt.
Es gibt aber Ausnahmen, die nicht selten von verschiedenen Interessensgrupen
benutzt werden, wenn es darum geht Menschen einzuschüchtern, zu manipulieren, zu erpressen. Die sporadischen Versuche den Nationalsozialismus bei den fanatischen Fußballfans zu verbreiten, hat wenig Erfolg. Aber Fahnen mit rassistischen und rechtsextremen Symbolen oder der Name einer Fangruppe von Benfica Lissabon – NoName Boys (mit den umgedrehten NN) – in Fußballstadien zu sehen ist schon schlimm genug.
Beim Stadtrivalen Benficas, Sporting Lissabon (Sporting Clube de Portugal), läuft in letzter Zeit einiges schief. Der Verein will endlich wieder eine Meisterschaft gewinnen. Der letzte Titel wurde 2002 gefeiert und der Traditionsverein, der in den 40er und 50er Jahren dominierte und bis 1982 immer wieder Meisterschaften gewann, ist mit der Geduld am Ende. Dabei haben mehrere Faktoren zu einem immer aggressiver werdenden Klima beigetragen.
Allen voran der Führungsstil der Grün-Weißen, bei dem mit allen Tricks versucht wird, Spiele zu gewinnen, Schiedsrichter zu beeinflussen oder einfach nur interne Widersacher zu diskreditieren. Bruno de Carvalho, der Präsident des Vereins, ist ein Populist, dessen Facebookauftritte mit den „Tweets“ von Donald Trump konkurrieren können. Er hat dabei auch des öfteren die Spieler scharf kritisiert. Diese Kritik hat meiner Meinung nach auch zu diesem Gewaltausbruch geführt.
Etwa zwei Dutzend „Invasoren“ des Trainingslagers in Alcochete wurden verhaftet, die bei den Angriffen auf die Spieler und andere Teammitglieder identifiziert wurden. Es handelt sich dabei zweifellos um „Sportingistas“, also Anhänger von Sporting Lissabon. Doch was sollen das für Fans sein, die ihre Mannschaft beim Training überfallen und verprügeln? Das Team hat bis kurz vor Schluss um die Meisterschaft mitgespielt. Sie gewannen den Ligapokal und stehen im Pokalfinale gegen Aves, ein kleiner Klub der sich knapp in der ersten Liga halten konnte und international schieden sie gegen Atletico Madrid im Viertelfinale aus. Eigentlich eine gute Saison.
Aber der Präsident, der meinte, dass „alle zur Scheiße gehen können, die nicht Anhänger von Sporting sind“, der den Anwälten ständig Arbeit gibt und der auch den Hass der Fanatiker auf die eigenen Spieler lenkte, ist für alle, die keine grüne Sonnenbrille tragen, der Hauptschuldige an dieser unglaublichen Situation. Die Präsidenten, Manager und alle, die im Fußball eine Rolle spielen, müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Die anonyme Masse wird schnell äußerst Real für Schiedsrichter, die unter Polizeischutz aus dem Stadion geleitet werden oder Spieler die sich beim Training plötzlich einem Mop von 50 Vermummten gegenüber sehen. Harte Strafen und Stadienverbote sind ein Mittel, doch auch die verbalen Brandstifter müssen zur Verantwortung gezogen werden. Mal sehen ob beim Europameister dieses Problem endlich gelöst werden kann, dass anderen Ortes in der Politik ebenfalls besteht.
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Verwüsteter Umkleideraum von Sporting Lissabon
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Dieser Artikel erschien auch auf unserer Partnerseite INFO-WELT
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