Eric Hattke

Von einem Monument und der Schande Dresdens

„Bus-Barrikade“ nun auch in Dresden

Eric Hattke

Heute wurde das großartige Monument des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni eröffnet. Solch eine Bus-Barrikade steht in der zerstörten Stadt Aleppo und beschütz die Bewohner einer Straße vor den Schüssen der Scharfschützen. Hinter den aufgerichteten Bussen begann wieder das Leben und die Menschen konnten wenigstens ein wenig Sicherheit genießen. Die Busse zeigen, was Krieg für eine leidende Zivilbevölkerung bedeutet. Sie erinnern an die demokratischen Grundwerte von Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit und mahnt uns gleichzeitig, diese Werte nicht als selbstverständlich zu betrachten.

Es stellt eine Verbindung her von den Gräueltaten des Krieges, die Dresden zerstörten, hin zu der Zerstörung Aleppos. Die Hoffnung von Wiederaufbau schlägt in den Herzen der Menschen von Aleppo genauso, wie einst in Dresden.

„Bus-Barrikade“ nun auch in Dresden
Foto: Eric Hattke

Schon vor dem Beginn der Eröffnung waren zahlreiche Menschen vor Ort, die, unter anderem, mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten von Sachsen, der sächsischen Wissenschafts- und Kunstministerin und der sächsischen Gleichstellungs- und Integrationsministerin diskutierten. Dabei fiel auf, dass viele nicht zuhörten, sondern die Minister schlicht anschrien. Diese Stimmung der aufgeheizten Emotionen, die weder einen Dialog noch eine Verständigung suchten, verschärfte sich noch, als der Oberbürgermeister von Dresden, Dirk Hilbert, zur Eröffnung sprach.

„Hau ab“ – „Heuchler“ – „Abschieben“ – „Volksverräter“. Diese Parolen in Verbindung mit Trillerpfeifen, Spruchbändern und Megaphonen bildeten eine Front aus Aggressivität und Anstandslosigkeit, die eine Schande für diese Stadt darstellt. Umso schlimmer, als die gleichen widerlichen Reaktionen auch den Pfarrer der Frauenkirche trafen. Vermeintliche Retter des christlichen Abendlandes beschimpfen und beleidigen einen Pfarrer, der sich für Frieden und Verständigung ausspricht. Eine bizarre und entwürdigende Szene.

Sicher, man darf dem Monument kritisch gegenüberstehen und auch seine Meinung dazu äußern. Wir leben zum Glück dafür in einer Demokratie, die aber kein Freifahrtsschein zum Brüllen, Schreien und Beleidigen ist. Ich möchte niemanden herabwürdigen. Auch den nicht, der sich nicht zu benehmen weiß – dennoch, wir müssen solche Vorfälle als das benennen was sie sind, nähmlich eine Schande des Anstandes für unsere Stadt.

Nicht ganz so zufriedene Menschen…
Foto: Eric Hattke

Aber und das ist sehr wichtig, es gab viele Menschen, die den Rednern Beifall klatschten, die dem Hass, der schäumend aus den Kehlen geschrien wurde, nicht wichen. Damit mischte sich neben dem Ekel, den man bei den unanständigen Rufen empfand, ein Gefühl des Zusammenhaltes der Anständigen. Gleich welche Bilder nun wieder aus Dresden hinausgehen werden, diejenigen, die den Dialog und die Würde des Einzelnen nicht von einem Haufen unverschämter Schreihälse niedergebrüllt sehen wollen, waren heute auch da. Und bei allem Unmut, der in solchen Situationen aufkommt, ist es wichtig nicht zu vergessen, dass es viele Menschen gibt, die für eine Welt von Versöhnung und Respekt einstehen.

Danke an den Künstler, das Kunsthaus Dresden und seine Projektpartner, danke an alle die da waren und ihren Anstand bewahrt haben.

Über den Autor: Eric Hattke studierte an der Technische Universität Dresden Philosophie und ist Vorsitzender bei Atticus e.V..
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